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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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verstehen?« Ihre Stimme versagte, und er legte eine Hand auf ihren Arm.
    »Ich hatte keine Ahnung …«
    »Absolut richtig«, unterbrach sie ihn plötzlich so laut, dass sich ein Pärchen an der Bar zu ihnen umdrehte. »Du hast keine blasse Ahnung. Du bist total verschlossen. Weiß der Teufel, wie du überhaupt deine Arbeit schaffst, wo du die Gefühle anderer Menschen durchschauen musst. Du kennst ja nicht mal deine eigenen.«
    Sie leerte ihr zweites Glas Wein mit einem einzigen letzten Schluck, und er beschloss, ihr kein drittes anzubieten.
    »Komm«, sagte er, stand auf und bot ihr die Hand an, was sie ignorierte, »gehen wir nach draußen. Ich brauch frische Luft.«
    Draußen im Biergarten drang die Sonne durch diesige Wolken, und es war unangenehm schwül. Als sie den Zaun des Parkplatzes erreichten, drehte Claire sich zu Fenwick um. Erleichtert sah er, dass sie sich beruhigt hatte, obwohl ihre Wangen noch immer gerötet waren.
    »Du versuchst es schon wieder, Andrew, aber diesmal lasse ich es nicht zu.«
    »Was versuche ich?« Er war ehrlich verwirrt.
    »Dem Thema auszuweichen. Sobald du dich mit deinem Privatleben auseinander setzen musst, bist du ein hoffnungsloser Fall.«
    Er verkniff sich die bissige Bemerkung, dass er als allein erziehender Vater sehr gut klarkam, vielen Dank.
    »Normalerweise durchschaue ich Leute«, sie rieb sich ein wenig ratlos die Stirn, »das ist schließlich mein Beruf. Und ich hab wirklich gedacht, dass ich langsam schlau aus dir werde, aber das war ein Irrtum. Du kannst anderen gut was vormachen.«
    Fenwicks Entschluss, die Ruhe zu bewahren, verpuffte.
    »Das ist unfair. Ich hasse Tricks und Lügen.«
    »Ich sage ja nicht, dass es Absicht ist, aber du bist ein Meister deines Faches. Ich weiß nicht, wer dir das beigebracht hat, aber du bist ein begnadeter Schüler. Du verkörperst diesen harten, aber innerlich gebrochenen Mann, der stark ist und den Schmerz seinen Kindern zuliebe mit stoischer Entschlossenheit erträgt. Du lässt ein warmes Herz erahnen, das nur darauf wartet, die Liebe der richtigen Frau zu erwidern, aber wenn die Frau dann dein Herz erreichen will, was findet sie?«
    Fenwick konnte nicht sprechen. Ihr spöttischer Unterton hatte in ihm eine Wut ausgelöst, die er kaum zügeln konnte. Claire fasste sein Schweigen als Aufforderung auf fortzufahren.
    »Nichts. Hinter der äußeren Wand ist eine innere, glatt und undurchdringlich.«
    »Ich dachte, wir könnten Freunde sein«, sagten seine Lippen kontrolliert, »gute Freunde, die gern zusammen sind. Mehr wollte ich nicht.«
    »Weil du nicht mehr zu geben hast. Du bist wie ein hervorragend funktionierender Roboter, der sich selbst bemitleidet.«
    Er hörte Tränen in ihrer Stimme und streckte instinktiv die Hand aus. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    »Bitte nicht. Du bist den Kummer nicht wert. Wenn du mir nur ein einziges Mal dein wahres Ich gezeigt hättest und nicht immer nur den charmanten Fremden, wär mir das wahrscheinlich nicht passiert.«
    Mit einem verbitterten Kopfschütteln stöckelte sie zu ihrem Wagen und fuhr davon, ohne ihm die Chance zu einer Erwiderung zu geben.
    Fenwick sah ihr nach, mit ausdrucksloser Miene. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand sämtliche lebenswichtigen Organe ausgerissen. Sie hatte ihn als herzloses Nichts charakterisiert, als einen hohlen, verlogenen Menschen, der sich mit bedeutungslosem Charme umhüllte. Nur weil sie keinen Weg zu seinem Herzen gefunden hatte, unterstellte sie ihm, dass er keins hatte. Er wusste, dass das nicht stimmte. Monique hatte einen Weg durch seinen Panzer gefunden. Jahrelang war er wehrlos gewesen, hatte sich in den Fesseln ihrer Liebe gewunden. Jeden Tag durchbrachen Bess und Chris seine Schutzschichten, lösten extreme Gefühle in ihm aus – Freude, Angst, Wut, Liebe, Fürsorglichkeit, manchmal alles auf einmal.
    Aber er musste zugeben, dass Claire hellsichtig war. Sie hatte seinen Panzer entdeckt. Moniques zerstörerischer Wahnsinn und ihr langer, langsamer Tod hatten ihnen allen Schmerzen zugefügt. Die Vorstellung, einen solchen Verlust noch einmal zu erleben, lähmte ihn, und er war so ehrlich, sich einzugestehen, dass er erleichtert war, dass Claire ihre Beziehung beendet hatte.
    Er kaufte sich an einer Tankstelle ein Sandwich und eine Flasche Wasser und aß ganz bewusst. Die Nahrung pumpte neue Energie durch seinen Körper, vertrieb die Wirkung des Whiskys, den er halb getrunken hatte. Er hatte sich wieder unter

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