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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Kontrolle, war ruhig, professionell und korrekt, sein Schutzschild war wieder da, wo er hingehörte. Er fühlte sich bereit, mit Nightingale zu sprechen.
     
    Bestimmt zum zehnten Mal rieb Nightingale über einen blassgrauen Fleck, den das Team von der Spurensicherung an der Tapete hinterlassen hatte. Abgesehen davon war ihre Wohnung wieder makellos sauber, und das Warten machte sie wahnsinnig. Er war noch nie bei ihr zu Hause gewesen, und als er angerufen hatte, um seinen Besuch anzukündigen, hatte sie das völlig aus der Bahn geworfen.
    Um Viertel vor zwölf mahlte sie Kaffeebohnen, filterte frisches Wasser und wollte gerade die Maschine einschalten, als das Telefon klingelte. Er würde später kommen. Sie ließ alles stehen und liegen und ging joggen.
    Der Park war voller Mütter mit Kindern, an denen sie auf jeder Runde vorbeikam, und sie spürte, wie die verhüllte Sonne Feuchtigkeit aus ihrem Körper zog. Auf den Wegen standen noch Pfützen vom Regen am Wochenende, und ab und zu platschte sie in eine hinein, anstatt einen kürzeren Schritt einzulegen oder aus dem Rhythmus zu kommen. Schließlich lief sie wie von selbst. Das Trommeln des Blutes in ihren Ohren war so beruhigend wie der Herzschlag einer Mutter, und sie passte Arme und Beine dem Takt an, spürte, wie ihr mit jedem Schritt Energie entströmte, um sie dann mit jedem Atemzug wieder einzusaugen.
    Manchmal erlebte sie diesen fast magischen, pulsierenden Lauf, der die Kilometer nur so fraß, ohne Seitenstechen oder Krämpfe, als könne sie mühelos einen Marathon schaffen. In der fünfzehnten Runde, nach fast ebenso vielen Kilometern, flog eine Ente flatternd und quakend vom Teich auf, und Nightingales Schwung war dahin. Plötzlich war ihr heiß, und sie war müde und durstig. Der Zauber war verflogen. Sie sah auf die Uhr und merkte entsetzt, dass sie sich verspäten würde. Nicht nur das, sie war verschwitzt, verdreckt und völlig zerzaust. Mit einem lauten Fluch machte sie kehrt und lief nach Hause.
    Er wartete im Auto vor dem Haus, als sie angejoggt kam.
    »Chief Inspector.« Sie nickte ihm zu, war sich ihrer kurzen Hose und des schweißfleckigen ärmellosen Shirts unangenehm bewusst.
    »Nightingale. Ist es ungünstig? Soll ich später wiederkommen?«
    Seine Frage verwirrte sie, ebenso wie sein Ausdruck. Er wirkte angespannt. Sie vermutete, dass er wegen ihr die Arbeit an einem schwierigen Fall unterbrochen hatte, und fühlte sich schuldig.
    »Nein, nein. Tut mir Leid. Ich war joggen und hab die Zeit vergessen. Kommen Sie rein.«
    Sie ging voraus in die Eingangshalle, und sie warteten schweigend auf den kleinen Aufzug. Blut rauschte ihr laut in den Ohren. Sie atmete flach, um ihren eigenen Schweiß nicht zu riechen und sich vormachen zu können, dass er ihn auch nicht roch.
    Die Wohnung kam ihr leer vor, zu sauber, um real zu sein.
    »Rieche ich da frisch gemahlenen Kaffee?« Der Duft des wartenden Kaffeepulvers hing in der Luft. »Ich hätte gern eine Tasse. Wenn’s geht.«
    Zum ersten Mal nahm sie einen Hauch Whisky in seinem Atem wahr.
    »Ich springe rasch unter die Dusche, wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten.«
    »Kein Problem, ich kann ja den Kaffee machen …«
    »Nein! Ich meine, das müssen Sie nicht.«
    »Bitte, ich mache einen tollen Kaffee. Ehrlich.«
    Er lächelte, und sie gab nach. Sie deutete Richtung Küche und überließ ihn sich selbst.
    Zehn Minuten später war sie wieder da, in Jeans und einem kurzärmeligen Sweatshirt, die Haare noch handtuchfeucht. Er hatte eine Kanne Kaffee gemacht.
    »Ich war mir nicht sicher, ob Sie auch welchen wollten, oder vielleicht lieber was Kaltes – Sie sahen vorhin erhitzt aus, nach dem Joggen, aber jetzt …« Er hielt inne und beschäftigte sich damit, den Deckel der Kaffeedose zu schließen.
    Er schwieg, während sie den Kaffee einschenkte. Das war seine übliche Taktik, um sein Gegenüber zum Reden zu bringen, und normalerweise war sie neugierig, wie lange es dauerte. Heute jedoch wollte sie die Sache möglichst schnell hinter sich bringen. Sie hatte keinerlei Erwartung, dass das Gespräch irgendetwas Sinnvolles bringen würde, und schon gar nicht, dass sein Besuch einen persönlichen Grund hatte.
    »Sie sind hier, um mit mir über meine Kündigung zu sprechen, Chief Inspector. Was haben Sie zu sagen?«
    Ihre Direktheit schien ihn zu verblüffen, aber er fing sich rasch wieder.
    »Ziehen Sie sie zurück, ganz einfach. Ich denke, Sie machen einen Fehler.«
    »Wirklich? Ich denke das nicht. Es

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