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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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festhalten.
    Zehn Stunden zuvor hatte Smith Ginny getötet. Er musste rund zwanzig Minuten gebraucht haben, um hierher zurück-zufahren, weitere zwanzig, um sich zu waschen und umzuziehen. Er hatte also über neun Stunden Vorsprung. Vielleicht hatte er inzwischen sogar schon das Land verlassen.
    Fenwicks Euphorie verblasste, als ihm diese Tatsachen bewusst wurden. Der Nachweis, dass Täter B Smith war und eine Verbindung zu Griffith hatte sowie die Entdeckung dieses Hauses, weil er darauf bestanden hatte, dass die Akten alter Straftaten gesichtet wurden – das alles wäre bedeutungslos, wenn sie Smith nicht fassten, bevor er Nightingale fand. Oder irgendein anderes Opfer.
    MacIntyre trat neben ihn und zündete sich eine Zigarette an.
    Fenwick wartete auf das Eingeständnis von MacIntyre, dass es falsch gewesen war, den Sinn seiner Fahrt nach Telford anzuzweifeln, aber es kam nicht. Stattdessen stellte der Superintendent eine Frage.
    »Was wird Smith jetzt tun? Sie sind unser Sachverständiger für den Mann.«
    Fenwick verabscheute die Verantwortung, die MacIntyre so elegant auf ihn abgeschoben hatte. Er trug schwer an dieser Last, und es machte ihn wütend.
    »Woher soll ich das wissen? Ich hab mich auf seine Vergangenheit konzentriert, auf seine Identifizierung. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass er Nightingale umbringen will. Wenn wir sie finden, finden wir ihn.«

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    »Meinen Sie nicht, Sie sind ein bisschen besessen von dieser Idee?«
    »Ich war besessen davon, Smith zu finden. Das hat uns nicht gerade geschadet. Also bitte.«
    Er wandte sich ab, ehe sein Temperament mit ihm durchging. Er sah einen Pfad, kalkweiß im Mondlicht, und ging ihn entlang, während er im Geist beißende Kommentare formulierte, ohne auf seine Umgebung zu achten. Als er das Ufer des Sees erreichte, blieb er überrascht stehen. Das Wasser lag glatt und wie tot vor ihm. Es war irgendwie unheimlich, und ihn schauderte. Er fühlte sich plötzlich sehr allein hier draußen, als lauerten Ungeheuer mit schleimigen, schwarzen Tentakeln nur darauf, ihn in die Tiefe zu zerren.
    Die Lichter der Hubschrauber glitten in der Ferne über die Berge, und ihm wurde bewusst, dass ein Mann allein hier draußen am See eine Suchaktion auslösen könnte, also ging er zurück. Cave und MacIntyre warteten schon auf ihn.

    »Da sind Sie ja! Wo waren Sie denn?«
    »Ich hab nachgedacht.« Das war zwar nicht wahr, aber er fand, »geschmollt« wäre ein unnötiges Eingeständnis gewesen.
    »Und?« Wollte MacIntyre ihn provozieren?
    »Also schön. Folgendes steht als Nächstes an: die Fingerabdrücke vom Messer mit denen im Haus vergleichen …«
    »Schon in Arbeit.« Cave schwenkte eine Liste, die er in der Hand hielt.
    »Die Bissspuren an Ginny mit denjenigen vergleichen, die Tasmin und Lucinda beigebracht wurden.«
    »Die Spurensicherung in London nimmt sich das als Erstes vor, morgen früh müssten wir die Ergebnisse haben.«
    »Spurensuche rund ums Haus. Was für ein Fahrzeug ist er 499

    gefahren?« Cave nickte, hatte aber seinen eigenen Notizen noch nichts hinzugefügt.
    »Suche nach Wendy Smith. Sie könnte uns zu ihm führen.
    Und weiterhin die Adresse beobachten, an die Griffiths geschrieben hat.«
    »Bringt das denn was?« MacIntyre versuchte gar nicht erst, seine Skepsis zu verbergen. »Smith ist doch unabhängig. Diese Briefe von Griffiths sind ihm völlig egal.«
    »Vielleicht, aber die beiden waren Verbündete, und er hat sich die Mühe gemacht, Kontakt zu ihm herzustellen. Ich denke, es ist einen Versuch wert. Und wir sollten die Video-bänder von dem Prozess gegen Griffiths zu Ende durchsehen, vielleicht finden wir eine gute Aufnahme von ihm. Die könnten wir zusätzlich zu dem Phantombild verwenden, das Sie schon landesweit veröffentlicht haben.« MacIntyre nickte.
    »Ein Letztes. Da unten ist ein See, ganz nah. Vielleicht sollte man den nach der Mordwaffe absuchen.«
    Diesmal machte sich Cave eine Notiz, aber Fenwick sah, dass sie ganz am Ende einer langen Liste stand.
    Es war schon vier Uhr vorbei, als sie in dem schicken Hotel ankamen, wo man Zimmer für sie reserviert hatte. Fenwick war noch immer hellwach, aber er sagte sich, es wäre gut, ein paar Stunden zu schlafen. Er duschte und legte sich dann nackt ins Bett, versuchte, die ersten zwitschernden Klänge des mor-gendlichen Chors vor dem Fenster zu überhören.
    Vor der Dunkelheit seiner geschlossenen Augenlider blitzten immer wieder Bilder der letzten Tage, wie eine

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