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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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wohnten auf einer Farm, sagten Sie? Irgendwo in der Nähe?«
    »Etwa acht Meilen. War mal eine Goldgrube, aber die Al-te hat sie verkommen lassen, bevor sie sich umgebracht hat.«
    Er beugte sich verschwörerisch vor. »Obwohl sie dem Pfarrer eingeredet haben, es sei ein Unfall gewesen.« Wenn er nicht hinter seiner eigenen Bar gestanden hätte, er hätte ausgespuckt. »Von wegen.«
    Bei einem zweiten Bier fragte Smith den Mann, wie er am besten zur Farm käme. Er trank langsam, weil er wusste, dass er einen klaren Kopf behalten musste. Er beschloss zu warten, bis es dunkel war, und dann zu Fuß zu gehen. Der Wegbeschreibung nach zu urteilen, würde er mit dem Auto fast genauso lange brauchen, und er glaubte ohnehin nicht, dass er das noch einmal durchstehen könnte. Er würde zwei Stunden brauchen, vielleicht drei. Und dann würde sie sterben.

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    Kapitel zweiunddreißig
    Mrs Ironstrong führte ein anständiges Haus, und das schloss mit ein, dass ihre Gäste pünktlich zum Essen erschienen. Sie hatte sich darauf eingestellt, dem jungen Paar gegenüber Nachsicht walten zu lassen, weil er ja einen Unfall gehabt hatte, aber als der Abend kam, war sie mit ihrer Geduld am Ende. Er mochte ja rekonvaleszent sein, wie »seine Frau« behauptet hatte, und so übel, wie sein Gesicht aussah, war das durchaus glaubhaft, aber als er heute Morgen das Haus verlassen hatte, war er putzmunter gewesen. Sogar sein Humpeln hatte unecht gewirkt.
    Jetzt war es Viertel vor acht. Das Abendessen wurde von halb sieben bis acht serviert, aber da der Speiseraum um Punkt acht Uhr dreißig geschlossen wurde, herrschte zwischen ihr und ihren Gästen das stillschweigende Überein-kommen, dass die letzten Bestellungen vor acht Uhr erfolgten. Alle anderen saßen an ihren gedeckten Tischen, gehorsam und dankbar. Nur nicht »Mr und Mrs« Wilmslow. Sie atmete tief durch, reckte den stattlichen Busen und marschierte den Gang hinunter zum hinteren Gästezimmer. Ihr kurzes, kräftiges Klopfen blieb ohne Antwort. Der Generalschlüssel verschaffte ihr Einlass, und sie spähte in den Raum.
    Alles war unverändert, seit sie heute Morgen kontrolliert hatte, ob das Zimmermädchen auch anständig sauber gemacht hatte. Hätte da nicht eine Reisetasche unter dem Waschbecken gestanden und ein Mantel am Haken an der Tür gehan-563

    gen, sie hätte Verdacht geschöpft, dass die beiden sich verdünnisiert hatten. In der sommerlichen Hitze war die Luft abgestanden. Eine einsame Fliege summte hektisch umher.
    Mrs Ironstrong zögerte, ging dann aber zu dem Schiebefenster und öffnete es einen Spalt, um frische Abendluft hereinzulassen. Achselzuckend verließ sie das Zimmer und schloss die Tür wieder ab.
    Es war schon nach neun, als sie verärgert die Haustür abschloss. Ihre übrigen Gäste saßen im Fernsehzimmer, nur nicht die beiden Vermissten. Sie ging zu ihrem Mann im privaten Wohnzimmer. Er spürte ihre Missstimmung, drückte sich etwas tiefer in den Sessel und stellte die Lautstärke am Fernseher einen Tick höher. Er durfte ihn nicht normal laut stellen, weil das die Gäste stören könnte. Die Nachrichten liefen gerade.
    »Sie sind immer noch nicht da. Ich glaube, die haben sich aus dem Staub gemacht.«
    »Ach je.«
    So was kam immer mal wieder vor. Wenigstens fehlte diesmal nichts von ihrem bereits stark dezimierten Silberbe-steck.
    »Das macht mich so wütend, Courtney.«
    »Ja, Liebes, das verstehe ich.«
    »Was bloß soll aus dieser Welt werden? Ich meine, sieh dir das da an«, sie zeigte auf das Foto eines jungen Mädchens auf dem Bildschirm. Ginnys lächelndes Gesicht fesselte ihren Blick einen Moment lang, ehe Mrs Ironstrong wieder in Fahrt kam. »Ich meine, wer weiß denn schon, wer sich da draußen rumtreibt. Wir könnten eines Tages in unseren Bet-ten ermordet werden. Dagegen ist man doch machtlos. Erst recht eine hilflose Frau wie ich.«
    Mr Ironstrong verzog das Gesicht, aber zum Glück merkte sie es nicht.

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    »Hilflos. Ich könnte vergewaltigt werden! Was würdest du dagegen machen?«
    »Ich würde dich natürlich verteidigen, Liebes.«
    »Ja klar!« Mit ausladenden Schritten ging sie zur Hausbar.
    Sie konzentrierte sich darauf, einen ordentlichen Gin Tonic zu mixen, und sah nicht, dass ihr Mann sich plötzlich kerzen-gerade aufsetzte und den Fernseher lauter stellte.
    »Ich meine, was soll nur aus der Welt werden?«
    »Ah, Irene, guck doch bitte mal.«
    »Nirgends ist man mehr sicher.«
    »Schnell, Irene, ich glaube, das ist …«
    »Was

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