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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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ich gern.«
    Die Unterhaltung erwies sich für beide als Höhepunkt des Tages.
    Um vier Uhr nachmittags wurden sie abgelöst, und Rike fuhr ins Präsidium, um Blite kurz Bericht zu erstatten.
    Es war halb fünf durch, als sie nach Hause kam. Sie ging auf Socken die Treppe zu ihrer Wohnung hoch. Sobald sie drinnen war, stopfte sie alles, was sie am Leib trug, in die Waschmaschine und füllte extra viel Pulver ein. Es war ihr diesmal egal, ob sich T-Shirt und Unterwäsche blau verfärb-115

    ten, Hauptsache, die Sachen wurden sauber. Sie duschte zweimal.
    Gegenüber dem Park war ein Pub, und sie beschloss, ihren Wein dort zu trinken, statt zu Hause zu bleiben. So konnte sie sich wenigstens vormachen, dass sie keine einsame Trinke-rin war. Es versprach ein herrlicher Abend zu werden, kühl nach der Hitze des Tages. Sie war fast am Ziel, als sie mit einem gut aussehenden Mann zusammenstieß, der plötzlich ihren Weg kreuzte.
    »Tut mir Leid, ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Macht nichts.« Sie wollte an ihm vorbei, aber er sprach sie an.
    »Sie wissen nicht zufällig, wo ich hier ein anständiges Bier trinken kann?«
    Er hatte erstaunliche Augen, ein charmantes Lächeln, und er kam ihr irgendwie bekannt vor, deshalb nahm sie sich die Zeit zu antworten, obwohl sie es ein wenig seltsam fand, dass er ihr praktisch direkt vor einem Pub so eine Frage stellte.
    »Die Kneipe da ist ganz gut.«
    Er blickte sich um und schien überrascht, als er das Schild direkt über seinem Kopf hängen sah.
    »Das hab ich glatt übersehen! Sie müssen mich ja für blöd halten. Wollten Sie auch da rein? Wenn ja, darf ich Sie zu einem Gläschen einladen, als Entschuldigung für meine Dummheit?«
    Nightingale war fast versucht, doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als sie von der anderen Straßenseite jemanden rufen hörte. Sie erkannte die Stimme.
    »Hallo, Sergeant.« Cooper kam zwischen den langsam fah-renden Autos hindurch auf sie zu geeilt. Als sie sich wieder zu dem unbekannten Mann umdrehte, war er verschwunden.
    Sie zuckte die Achseln und vergaß ihn.

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    »Ich bin auf dem Weg nach Hause. Dot möchte, dass ich mindestens einmal die Woche zu Fuß gehe, sagt, das ist gesund. Sollen wir beide schnell was zusammen trinken?«
    »Tja, ich …«
    »Kommen Sie, das Dog and Duck hat gutes Bier, und meine Frau sagt, der Wein ist ganz passabel.«
    Trotz der Wärme hatte er wie gewohnt ein Tweedjackett an. Es musste recht neu sein, da die Ellbogen noch nicht die üblichen Lederflicken trugen. Sein Gesicht strahlte, als sie den Biergarten betraten, einen gepflasterten Hof, auf den man Klapptische und Bänke zwischen Blumenkübel gezwängt hatte, die üppig mit Geranien bepflanzt waren. Sie suchten sich einen Tisch im Schatten an der Hauswand.
    »Was möchten Sie?«
    »Ein Glas Weißwein bitte, und ein Mineralwasser.«
    Er war rasch wieder zurück, trug die Getränke auf einem runden Blechtablett, auf dem die letzte überlebende Privat-brauerei der Gegend Reklame machte. Zwischen die Gläser waren zwei Päckchen Chips geklemmt.
    »Bitte sehr. Ohne alles oder Käse und Zwiebeln?«
    »Ich hab keinen …«
    »Dann ohne alles. Na los, essen Sie. Ich wette, Sie haben heute Mittag nichts Anständiges in den Magen gekriegt.«
    Sie konnte ihm nicht widersprechen, weil er Recht hatte.
    Als sie die Packung öffnete, lief ihr von dem Geruch nach Salz, Kartoffeln und Öl das Wasser im Munde zusammen.
    Cooper erzählte ihr von seinem letzten Fall, von seiner schwangeren Tochter, deren Baby praktisch täglich kommen konnte, vom Job seines Sohnes, dem Garten seiner Frau und dass sie ihn auf Diät gesetzt hatte. Nach einer Viertelstunde stand er abrupt auf und ging neue Getränke holen. Während 117

    Nightingale wartete, merkte sie überrascht, dass sein zwangloses Geplauder sie entspannt hatte.
    Alle Tische waren besetzt, und das allgemeine Stimmengemurmel war eine angenehme Geräuschkulisse. Sie klinkte sich innerlich aus und blickte über den Holzzaun auf die par-kenden Autos dahinter. Ein silberner Saab kam auf den Parkplatz gerollt, und ihr Magen machte einen Satz, als sie ihn erkannte. Fenwick stieg auf der Fahrerseite aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Sie hatte die Frau mit den rötlich braunen Haaren schon einmal gesehen, aber der Name fiel ihr nicht ein. Die Frau sagte etwas, das Fenwick zum Lachen brachte, und Nightingale musste den Blick abwenden.
    »So, noch ein Glas Chablis, ein Mineralwasser und das hier.«

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