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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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gewesen sein könnte. Dann ließ sie sich ein Bad einlaufen. Der Einbruch in ihre Wohnung, der Anblick von Fenwick mit Claire und die Nachricht, dass seine Frau gestorben war, das alles hatte ihre Gefühle bis zum Zerreißen gespannt. Ihr kam der Gedanke, dass sie endlich an einem Punkt angelangt war, wo sie eine klare Entscheidung treffen musste. Sie konnte sich dem Zustand des Selbstmitleids und der Angst überlassen, der sie seit der Gerichtsverhandlung zu befallen drohte, oder sich am Riemen reißen.
    Derjenige, der ihr die Katze in die Wohnung gesetzt hatte, wollte ihr Angst einjagen und sie paranoid machen, aber sie 123

    würde ihn enttäuschen. Sie spürte, wie ein Teil ihres alten Mutes zurückkehrte, ein Körnchen der zähen Unabhängigkeit, die sie schon für immer verloren gewähnt hatte.
    Während die Wanne voll lief, hörte sie den Anrufbeantworter ab: sechs Anrufe, fünfmal schweres Atmen und eine Nachricht. »Willkommen daheim«, sagte eine Männerstimme und lachte dann. Die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf, und sie rieb kräftig darüber. Auf dem PC hatte sie drei E-Mails von »Pandora«. Sie löschte sie alle.
    Ausgestreckt im warmen, nach Lavendel duftenden Wasser schloss sie die Augen und versuchte nachzudenken. Psychisch fühlte sie sich allmählich besser. Körperlich war sie ein Wrack. Sie konnte ihre Rippen zählen, ihre Handgelenk-und Fußknöchel waren spitzig, der Kopf tat ihr weh und ihre Augen brannten. Gut möglich, dass sie Fieber hatte. Sie redete sich ein, dass sie einfach mal richtig durchschlafen und etwas Anständiges essen musste, und sie glaubte es fast.
    Nach dem Bad machte sie sich Rührei auf Toast und zwang sich, alles aufzuessen. Sie fühlte sich krank, aber sie war so wachsam wie schon lange nicht mehr. Bevor sie ins Bett ging, überprüfte sie alle Möglichkeiten, in ihre Wohnung einzudringen. Es war alles gesichert, und es gab keinerlei Spuren, die darauf hindeuteten, wie sich der Eindringling Zugang verschafft hatte, trotzdem suchte sie die Nummer eines Schlüsseldienstes heraus, den sie am nächsten Morgen anrufen wollte. Um neun Uhr nahm sie eine halbe Schlaftab-lette und hoffte, dass sie am nächsten Morgen den Wecker hören würde. Das Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war das Schellen des Weckers, der sie pünktlich um sechs aus dem Schlaf riss. Mit verklebten Augen und trockenem Mund stand sie auf, um sich dem neuen Tag zu stellen.
    Blite erwartete das Team am vereinbarten Treffpunkt. Es 124

    waren bereits zweiundzwanzig Grad, obwohl es noch keine sieben Uhr war. Trotz der Wärme trug der Inspector einen Pullover unter seinem Jackett, und er sah fürchterlich aus. Das gesamte Team sollte sich in der Siedlung verteilen und unsichtbar Posten beziehen. Einer der erfahreneren Beamten meldete Bedenken an.
    »Wir sind nur zu zehnt, mit Ihnen. Wären mehr Leute nicht besser?«
    »Personalverschwendung. Sämtliche Überfälle haben im Umkreis von dreihundert Metern vom hiesigen Postamt stattgefunden.«
    Seine Hand, die ein schmuddeliges Taschentuch hielt, deutete auf einen Plan der Siedlung, der ausgebreitet auf der Motorhaube seines Wagens lag. Zweidimensional war das einleuchtend, aber Blite war erst einmal in der Siedlung gewesen. Vielleicht hatte er die Gehwege und Treppenaufgänge vergessen, das Labyrinth, das dieses Areal durchzog. Sie würden nicht alles abdecken können.
    Nightingale unterdrückte einen Nieser und trank einen Schluck Wasser aus einer der Flaschen, die sie vorsorglich mitgebracht hatte. Zwei weitere hatte sie tiefgefroren in einem Rucksack verstaut, wo sie die Hitze des Tages hoffentlich möglichst lange einigermaßen kühl überstehen würden.
    Blite hustete heftig, spuckte Schleim auf den rissigen Teerbe-lag und legte sich eine Hand auf die Rippen. Nightingale schüttelte innerlich den Kopf. Blite war instinktlos und als Einsatzleiter untauglich.
    Sie studierte den Plan, mit ihren begrenzten Kenntnissen der Siedlung. Falls die Täter aus der Nähe des Postamtes flüchteten, hatten sie mindestens vier Fluchtwege zur Auswahl, von denen einer nahe an der heruntergekommenen Wohnung vorbeiführte, in der sie den ganzen Tag mit Ri-125

    chard Rike, dem Donut-Monster, eingesperrt sein würde.
    Selbst mit ihrer kurzen Berufserfahrung schätzte sie, dass sie noch vier weitere Kollegen brauchen würden. Sie öffnete den Mund, um ebenfalls Bedenken anzumelden.
    »Bei allem Respekt, es wird äußerst schwer werden, sämtliche

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