Crescendo
Quadrate da? Wer sich damit aus-kennt, kann Farbe und Schattierung nach Belieben verändern. Da hat sich jemand stundenlang mit beschäftigt.«
»Wieso haben Sie das nicht gemeldet?«
»Wollte ich ja, gleich morgen früh.« Irgendetwas in ihrem eisigen Tonfall löste sich. »Ehrlich. Als ich das da geöffnet habe, war mir klar, dass jetzt ein Punkt erreicht ist, wo ich was unternehmen muss – und das war, bevor-«
Coopers Misstrauen schlug in Sorge um, und er ging zum Telefon, um die Spurensicherung zu rufen.
»Es ist ausgestöpselt, Moment.« Sie bückte sich und steckte den Stecker wieder ein.
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»Machen Sie das öfter?«
»Dauernd. Sonst krieg ich nachts kein Auge zu. Manchmal klingelt das Telefon bis zum frühen Morgen.«
Cooper sprach mit Sergeant Wicklow, auf dessen Diskretion er sich verlassen konnte, und ließ sich dann von Nightingale zwei Mülltüten geben. Er packte den Karton und die besudelte Fellmütze hinein und verschloss die Tüten mit einem festen Knoten. Während er auf die Kollegen wartete, nahm er Nightingales Aussage auf, wobei er so taktvoll und einfühlsam zu Werke ging, wie es ihm wohl nur wenige zugetraut hätten. Jetzt, da die unmittelbare Krise vorbei war und ein anderer die Sache in die Hand genommen hatte, verlor Nightingale die Fassung. Als sie einen Schluck Tee trinken wollte, zitterten ihre Hände so stark, dass sie das meiste verschüttete, ein guter Vorwand, um ein Glas Wein zu bitten.
Cooper ließ sich die Fakten schildern, ohne einen Kommentar abzugeben.
»Haben Sie eine Ahnung, wer dahinter stecken könnte?«
»Nicht die geringste. Die Anrufe fingen gegen Ende des Gerichtsverfahrens an, glaube ich, dann ging das mit den E-Mails los. Erst hab ich das nicht weiter ernst genommen.
Aber als ich Blackie in meiner Wohnung fand, hab ich sicherheitshalber das Schloss von der Wohnungstür aus-wechseln und sogar die Fenster mit Sicherheitsriegeln versehen lassen, obwohl ich im obersten Stock wohne. Ich wollte morgen Meldung machen.« Sie blickte auf und sah ihn beschwörend an, wollte unbedingt, dass er ihr glaubte.
Sie waren noch im Gespräch, als die Spurensicherung eintraf.
»Es wäre vielleicht besser, wenn Sie zu Ihrem Bruder ziehen, bis die Sache geklärt ist.«
»Nein.«
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Eine klare Aussage, die jede weitere Diskussion überflüssig machte. Die vorgeschobene Unterlippe und das Kopfschütteln erinnerten Cooper an seine zweijährige Enkeltochter, kurz bevor sie einen Wutanfall bekam.
»Sie können nicht hier bleiben, Louise.«
Die Worte waren sanft, trotzdem schossen ihr Tränen in die Augen.
»Ich könnte in ein Hotel gehen.«
»Auf keinen Fall. Nicht nach dem, was Sie durchgemacht haben. Sie haben doch sicher eine Freundin, bei der sie vorü-
bergehend unterkommen können.«
Ein weiteres Kopfschütteln, und Tränen tropften ihr aufs Hemd.
»Sie verstehen das nicht. Ich will nicht bedauert werden.«
»Seien Sie nicht albern. Ein bisschen Mitgefühl wird Ihnen schon nicht schaden.«
Schließlich überredete er sie, bei ihm und seiner Frau zu übernachten, solange ihre Wohnung auf Spuren untersucht wurde. Er ließ sie mit einem Wagen zu sich nach Hause bringen und blieb in der Wohnung, bis er das Ergebnis der Nachbarnbefragung erfahren hatte. Niemand hatte irgendetwas gesehen oder gehört. Allerdings wurde die Katze gefunden; sie ließ sich gerade fröhlich ihr Fressen bei einer Nachbarin schmecken, die beteuerte, von »Sootys« zweitem Zuhause keine Ahnung gehabt zu haben.
Wenn das Opfer nicht eine Polizistin gewesen wäre, die erst kürzlich in einem Vergewaltigungsprozess ausgesagt hatte, hätte Cooper die Sache an die Kollegen von der Abteilung für Bagatelldelikte abgegeben. So jedoch beschloss er, den Fall persönlich zu leiten. Er kam sich blöd vor, dass er die Anzeichen für Nightingales Notlage übersehen hatte, die im Rückblick doch so offensichtlich waren.
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Erst jetzt wurde ihm klar, dass sie in letzter Zeit etwas beinahe vorsätzlich Selbstzerstörerisches an sich hatte, als wäre es ihr gleichgültig, welche Folgen ihr Handeln für ihre eigene Sicherheit haben könnte. Er fragte sich, woran es liegen mochte, dass sie sich selbst für so wertlos hielt.
Am nächsten Morgen erzählte Sergeant Wicklow Fenwick von Nightingales Stalker und kriegte die volle Wut des Chief Inspector ab, der sauer war, dass er nicht schon am Abend zuvor verständigt worden war. Anne, die gleich erkannte, dass Fenwick schlecht aufgelegt war, brachte ihm
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