Crime Machine: Thriller (German Edition)
ich möchte nichts nehmen, womit man normalerweise Pferde betäubt.«
»Ich glaub, das ist das Zeug, ja«, räumte er ein, »aber bei Menschen funktioniert’s auch. Du kommst gut drauf, ohne Paranoia, wenn du verstehst, was ich meine?«
Tat ich und andererseits auch wieder nicht. Drogen mochten zwar die Grundlage unseres Geschäftsmodells sein, aber mich ließen sie kalt. Ich behielt lieber die Kontrolle, und die meisten Kokser, denen ich so begegnete, hatten ein relativ dürftiges Verständnis dessen, was die Realität so ausmachte. Ich hatte von Leuten gehört, die Ketamin genommen und sich für immer in die Glückseligkeit verabschiedet hatten. Angeblich war es die Rezessionsdroge schlechthin. Warum noch ausgehen, wenn man seine Freunde einladen, K schlucken und sich gegenseitig ankichern kann. Für mich klang es einfach nur langweilig. Alkohol war schon eher mein Ding. Ich ging gerne aus.
Als sie mit ihrem Tanz fertig war und mit einem anderen begann, gab es kurz Applaus für die Blondine mit den falschen Titten. Sie war nicht mein Typ. Ich stand mehr auf den natürlichen Look. »Was hast du über Geordie Cartwright gehört?«, fragte ich Billy.
»Das letzte Mal hab ich ihn vor ein paar Tagen gesehen, er war im City Vaults.« Die Antwort kam ein bisschen hastig.
»Ja?« Ich fragte mich, warum er nicht wissen wollte, warum ich das wissen wollte. Vielleicht dachte er, das sei mein Job.
»Ja, der saß an der Bar, hat sich mit einem Russen unterhalten.«
»Einem Russen?«, fragte ich. »Bist du sicher?«
»Na ja, es klang russisch, würde ich sagen. Weiß nicht, kann auch Pole oder so was gewesen sein. Woher soll ich das wissen? Er sah aus wie ein Russe.«
»Und wie sah er sonst noch aus, abgesehen davon, dass er russisch aussah?«
»Großer Wichser, ungefähr eins fünfundneunzig. Bulliger Kerl mit rasiertem Schädel.« Er lachte. »Sah aus wie einer, gegen den James Bond antreten muss.« Und er grinste und fuchtelte mit den Händen vor mir herum, als würde er Kampfsport treiben.
»Okay«, sagte ich und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass mich das alles offensichtlich sehr interessierte, »und worüber haben die sich unterhalten?«
Er zuckte mit den Schultern. »Weiß der Henker, hab nicht zugehört. Ich stand nur kurz daneben und hab mir ein Bier bestellt, Cartwright hallo gesagt und bin dann wieder weg.«
»Sah’s aus, als würden die sich gut kennen?«
»Na ja, jedenfalls nicht so, als wären sie sich eben erst begegnet, aber ich weiß es nicht. Vielleicht hat der Kerl auch bloß Urlaub gemacht, und Cartwright hat ein bisschen mit ihm geplaudert.«
»Urlaub? In Newcastle?«
»Weiß nicht, vielleicht war er Fußballfan oder so.«
»Ich sag’s noch mal: in Newcastle?«
»Ja, na ja, weiß nicht, okay. Ich weiß nur, dass Cartwright mit einem Russen geredet hat und die ziemlich kumpelig drauf waren. Das ist alles, was ich weiß, Alter. Was soll ich sagen?«
»Schon in Ordnung, Billy. Kein Problem.«
»Hat dir das geholfen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Wer weiß, mein Freund, wer weiß?« Ich trank mein Bier aus. »Viel Spaß beim Spiel.«
Er schnaubte: »Ich glaub kaum.«
Normalerweise wäre ich auch zum Spiel gegangen. Normalerweise hätte mich nur die Aussicht auf einen absolut garantierten Dreier mit Cameron Diaz und Kylie Minogue in Versuchung bringen können, meinen Platz aufzugeben, und selbst dann hätte ich noch heimlich SMS gecheckt und den Spielstand abgefragt, während die beiden es sich gegenseitig besorgt hätten. Aber das hier war nicht normal. Ich ging nicht davon aus, dass Bobby heute meine unbeliebte Visage in seiner Loge sehen wollte. Er würde wissen wollen, dass ich die Straßen nach Cartwright absuchte, und da ich das schon vergeblich getan hatte, sieht man mal von der seltsamen Geschichte mit dem großen Russen ab, der angeblich mit unserem vermissten Freund Bierchen gezischt hatte, holte ich meinen Wagen und fuhr auf die A1.
Ich hatte den Mercedes CLS noch nicht lange, aber ich gewöhnte mich allmählich daran. Er war mit dem neuesten Schnickschnack versehen und sah ganz in Schwarz mit der passenden Innenausstattung aus Leder echt cool aus. Tatsächlich war ich viel zufriedener damit, als ich mir anmerken ließ. Mit der A1, auf der jetzt nicht viel los war, weil die halbe Stadt das Spiel sah, machte er jedenfalls kurzen Prozess. Bevor ich es mich versah, hatte ich die Stadt und die Hochhäuser hinter mir gelassen. Leute, die noch nie hier oben waren,
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