Crime Machine: Thriller (German Edition)
bis Kneipenschluss an einem einzigen Bier festhielten. Ich persönlich habe nichts gegen diese Altmännerkneipen, aber finanziell lohnen sie sich einfach nicht, wenn gleichzeitig eine Gruppe Teenager in fünf Minuten mehr ausgibt, als so ein Schiebermützentyp in vier Stunden. Sie waren ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten und heutzutage ungefähr so aktuell wie Bergarbeiterstiefel und Fußballratschen. Ich betrat eines dieser Etablissements, und ungelogen, es dudelte Dean Martin. Während Dino »Little Old Wine Dringer Me« sang, sprach ich mit ein paar von den alten Männern, dann mit dem Wirt und den Angestellten hinter dem Tresen. Natürlich kannten sie alle Geordie Cartwright, hatten aber zur Frage nach seinem Aufenthaltsort nichts Erhellendes beizutragen. Niemand hatte Cartwright seit dem Abend gesehen, an dem er seiner Freundin ruhig erklärt hatte, er wolle sich mit Northam treffen und anschließend einen kleinen Abstecher machen.
Oben in der Stadt angekommen, ging ich schnurstracks wieder bis ganz hinunter und schaute im Strawberry rein. Als ich klein war, waren die kaputten Fenster dieses Pubs, das dem St. James’s Park am nächsten lag, so gut wie immer verbarrikadiert. Jetzt hatte es eine Dachterrasse; ein Zeichen der Zeit. Noch war nicht viel los, es war ja auch immer noch früh, nur ein paar eingefleischte Fans saßen dort, tranken Bier und verrenkten sich die Hälse, um die Berichterstattung auf Sky zu verfolgen. Alle, die kein Ticket fürs Spiel bekommen hatten, saßen hier so lange herum, bis Jeff Stelling den unvermeidlichen Einbruch der Jungs in Schwarz-Weiß bekanntgab.
Der bittere Geschmack meines Biers erweckte mich zu neuem Leben. Ich überlegte, dass ich noch mal von vorn anfangen und meine Runde auch in den Pubs und Clubs machen sollte, in denen Cartwright normalerweise nicht trinken ging, nur für den Fall, dass er es vielleicht doch getan hatte. Ich wusste, dass ich mich an Strohhalme klammerte, aber so sind Ertrinkende nun mal. Vom Strawberry ging ich ins Rosie’s, die Kneipe, die ich selbst vor den Spielen am liebsten aufsuchte. Die meisten aus unserer Crew tranken vorher gerne schon mal ein oder zwei Bier im Pub, und ich rechnete halbwegs damit, Cartwright dort mit einem Glas in der Hand sitzen zu sehen. Wenn das allerdings so gewesen wäre, wäre er nicht tot gewesen. Natürlich war da keine Spur von ihm, und auch sonst gab es keine neuen Erkenntnisse.
Ich schaute auch im Newcastle Arms rein, dann drückte mir draußen vor dem Faces ein Teenagermädchen im Bikini mit Gänsehaut an den Armen einen Flyer in die Hand, der »Live Entertainment« versprach. Eine vermeintliche ehemalige »Legende« des Newcastle United F. C. sollte zu den Fans sprechen, und außerdem sollte es noch mehr Mädchen in Bikinis sowie ein paar Stripperinnen geben. Bei dem Angebot, einer Mischung aus Fußball, Bier und halbnackten jungen Frauen, hätte ich mich sehr gewundert, wenn ich nicht wenigstens einen unserer Jungs da drinnen getroffen hätte, also ging ich rein. Die Musik stampfte, und es war ziemlich dunkel. Ich bestellte mir noch ein Bier, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, und dann sah ich Billy Warren auf mich zukommen. Er bahnte sich seinen Weg durch eine Gruppe Fußballfans, die eine blonde Stripperin begafften, deren operierte Titten sie in eine Art Barbiepuppe für Erwachsene verwandelt hatten.
»Schön, dich zu sehen, Mann«, sagte er, als sei ich ein lange verschollener Freund. Er hielt mir seine kalte teigige Hand hin, und ich schüttelte sie. Er sah entsetzlich aus. Ich wusste nicht, wie viel er heutzutage von seinem eigenen Produkt konsumierte, aber er hatte definitiv das Aussehen eines unterernährten hauptberuflichen Kiffers.
»Wie laufen die Geschäfte, Billy?« Ich musste ihm ins Ohr brüllen, um verstanden zu werden.
Er hob die Hand und wackelte damit. »Wie immer, wie immer«, sagte er, »alles ein bisschen Finanzkrise, dank K.«
»Ketamin?«
»Ja, früher haben sich alle Koks gegönnt, was ziemlich teuer ist und mehr Profit bringt. Jetzt wollen sie nur noch Keta, das ist billiger und …«
»… wirft weniger ab.«
»Genau«, sagte er, als wäre ich Großbritanniens klügster Kopf, weil ich darauf gekommen war. »Kann’s ihnen nicht verdenken. K kostet halb so viel wie Koks. Zwanzig Pfund das Gramm, deshalb ist es den Jüngeren lieber als Koks.«
»Ja, aber das wird doch von Tierärzten verwendet, oder? Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber
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