Crime Machine: Thriller (German Edition)
und das konnten nicht viele sein, ergab es noch weniger Sinn. Dieses Geld würde man nicht stehlen wollen, glauben Sie mir. Nicht bei der ganzen Scheiße, in die man sich setzte.
Aber Bobby hatte recht, wodurch es mir allerdings nicht gerade besserging. Ich war für die Übergabe verantwortlich. Ich war unvorsichtig gewesen, und jetzt steckte ich bis zum Hals in Schwierigkeiten. Wie, zum Teufel, sollte ich Cartwright finden und das Geld zurückholen? Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, die entsprechende Summe bis Montag einfach noch mal aufzutreiben – aber auch das wäre unmöglich, trotz meiner Begabung.
Bobby hatte auch noch in anderer Hinsicht recht. Man beklaute ihn nicht. Würde er so was zulassen, wäre er am Ende. Die Botschaft, die damit in die Welt geschickt würde, war eindeutig. Bobby war zum Weichei verkommen, man durfte sich ungestraft mit ihm anlegen oder ihn übers Ohr hauen. Das konnte er sich nicht leisten. Deshalb musste er das Geld wieder auftreiben und denjenigen bestrafen, der es gestohlen hatte. Die Strafe musste dem Vergehen angemessen sein. Das Übergabegeld zu klauen kam kurz nach der Vergewaltigung des Leichnams seiner verstorbenen Frau und bedeutete, dass der Dieb so gut wie tot war – allerdings erst, nachdem Finney ihm seine Verfehlungen ausführlich erläutert hatte. Plötzlich bekam ich eine entsetzliche Angst. Wenn ich Cartwright nicht fand, das Geld nicht wieder auftrieb und nicht herausbekam, wer dafür verantwortlich war, dann würde ich in den Lauf eines Bolzenschussgeräts schielen, weil Bobby der Welt beweisen musste, dass er jemanden für den Beschiss bluten ließ.
»Fahr ran«, befahl ich Finney panisch.
»Was? Jetzt?«
»Fahr einfach ran!« Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Beifahrertür aufzureißen. Ich beugte mich hinaus und kotzte das komplette grässliche Flugzeugessen an den Straßenrand.
»Gott«, fauchte Finney, »pass doch auf meine Polster auf!«
4
K aum waren wir wieder in Bigg Market, versuchte ich, mir eine Zigarette anzuzünden, aber meine Hand zitterte so stark, dass mir das Streichholz bis auf die Finger herunterbrannte und ich noch mal von vorn anfangen musste. Überall um mich herum auf dem Platz strebten betrunkene Jugendliche dem nächsten Nachtclub entgegen, manche stetiger und stiller als andere. Nicht weit von mir entfernt fiel ein Mädchen auf den Hintern, und ihre Freundinnen schrien vor Lachen. Auch sie selbst gackerte mit, weil sie den blauen Fleck erst am Abend spüren würde. Im Eingang eines Pubs, das schon lange dichtgemacht hatte, versuchte ein sehr besoffener Teenager, zwei junge Mädchen anzugraben, indem er vor ihnen herumtanzte und das, obwohl er kaum noch stehen konnte. Er versuchte es mit ein paar Schritten, dann ließ er den Kopf wie eine Marionette hängen.
Die Mädchen fanden das rasend komisch. »Hey«, sagte die eine, »mit den geilen Schritten kriegst du heute Nacht alle Frauen rum.« Sie lachten ihn aus und gingen weiter, ließen ihn stehen, während er sinnlos ins Leere starrte, als könnte er nicht fassen, dass die beiden nicht mehr da waren.
Es war laut, und es wurde geschrien, aber größtenteils völlig harmlos. Ein junges Paar stritt sich heftig über alles und nichts, dafür lachten diejenigen, die in der langen Schlange am Taxistand warteten und schon früh nach Hause wollten, umso lauter.
Ich nehme an, Finney und ich waren die einzigen nüchternen Menschen in Bigg Market.
Finney fragte: »Wohin jetzt?«
Obwohl mir so was eigentlich gar nicht ähnlich sieht, sagte ich: »Keine verdammte Ahnung.« Und bereute es sofort. Finney hatte mich bereits so von Angst überwältigt gesehen, dass ich gekotzt hatte, deshalb musste ich jetzt zumindest oberflächlich den Anschein erwecken, nicht vollkommen die Kontrolle zu verlieren. Ich hatte es auf das seltsame Thai-Essen geschoben, aber er sah nicht aus, als hätte ihn das überzeugt. »Überallhin«, erklärte ich mit Nachdruck. »Hier geht er trinken, immer schon, Quayside hat ihm nie gefallen, das ist ihm zu modern. Wir reden mit allen. Wir müssen wissen, wann er zuletzt gesehen wurde.« Ich dachte mir, wenn Mandy nicht wusste, wo er war, würde es auch sonst niemand wissen. Ich befürchtete, er könnte mit Bobbys Geld das Land verlassen haben. »Ein paar von seinen Pubs werden schon geschlossen haben, aber wir können in die anderen gehen, die länger offen sind, und mit den Typen an der Tür und dem Personal hinter der Theke sprechen, fragen, ob
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