Crime Machine: Thriller (German Edition)
anfangen sollte, als mein Handy in meiner Jackentasche vibrierte. Es war Vincent, der aus dem Privado anrief.
»Tut mir leid, dass ich dich so spät noch stören muss, Mann«, sagte er.
»Ich schlafe nicht«, sagte ich, »was ist los?«
»Na ja … ich fürchte …« Er schien nicht gerne zum Punkt zu kommen.
»Sag schon«, drängte ich.
»… es geht um deinen Bruder.«
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich überredete Finney, mich am Privado abzusetzen und allein zu lassen. Ich konnte mir immer noch Vincents Wagen leihen oder ein Taxi nehmen, wenn ich eines brauchte, und ich wollte nicht, dass Finney Danny sah, wenn er sich in einem seiner Zustände befand. Als ich eintraf, wartete Vincent bereits an der Tür auf mich, wofür ich ihm dankbar war. Er war entweder ein sehr guter Mensch, oder er hatte noch nichts von meinem Prestigeverlust gehört und dass ich der Mann war, der Bobby Mahoney ein kleines Vermögen gekostet hatte. Er begleitete mich hinein.
Das Privado war eine von Bobby geführte, schäbige Lap-Dance-Bar am Rand von Quayside. Es war einiges los. Anscheinend konnte die Finanzkrise Männer nicht davon abhalten, hierherzukommen und große Summen für einen kurzen Blick auf nackte Titten hinzublättern. Dabei war das blaue Licht so gedämpft, dass man die Augen zusammenkneifen musste, um überhaupt etwas zu sehen, auch wenn sich das Mädchen direkt an einen presste. Die Kerle kamen trotzdem in Scharen. In dem Raum befanden sich ungefähr ein halbes Dutzend Mädchen, alle in BH und Höschen beziehungsweise im Begriff, diese langsam abzustreifen. Die Männer wirkten betrunken, saßen allein in Ledersesseln an den Wänden. Die Mädchen verlangten von ihnen, dass sie sich auf ihre Hände setzten, damit sie erst gar nicht in Versuchung gerieten, anfassen zu wollen, was sie nur ansehen durften, doch das hatte unseren Kleinen offensichtlich nicht davon abgehalten, in Ungnade zu fallen. Sie setzten sich rittlings auf die Männer, balancierten auf deren Knien und rekelten sich, während sie gleichzeitig den Kerlen mit ihren langen Haaren übers Gesicht strichen oder sich die Brüste wenige Millimeter vor deren sabbernden Mündern aneinander rieben. Die Bewegungsabläufe waren allesamt ziemlich ähnlich, aber den Männern schien es nicht an Abwechslung zu fehlen.
Ich sah ein Mädchen, das ich kannte. Michelle war gerade einem Kerl vom Schoß gestiegen und bückte sich ganz tief vor ihm, damit er ihren Arsch sehen konnte. Dabei verpasste sie ihren Hinterbacken einen antriebslosen Klaps, und ihre Augen verrieten, wie gelangweilt sie war. Wem versuchte sie, etwas vorzumachen, dachte ich, doch dann sah ich seinen Gesichtsausdruck. Sein Mund stand weiter offen als der eines Guppys, und seine Augen drohten aus ihren Höhlen zu treten. Er war ganz offenkundig der Ansicht, das ganze Spektakel sei eine ungezügelte Zurschaustellung ungebremster, weiblicher Sexualität und diene nicht in erster Linie der Aufbesserung eines Studienkredits.
Es dauerte eine Weile, bis ich die Tanzfläche überqueren konnte, auf der die Mädchen ihre Show präsentierten. Ich musste praktisch über eine drübersteigen, die sich auf dem Boden wand. Als ich an Michelle vorbeiging, brach die Musik ab, und das genau in dem Moment, in dem sie ihren BH auszog, um den zweiten der beiden Tänze für den fischgesichtigen Herrn oben ohne zu absolvieren. Das war der Deal: Zwei Tänze für zwanzig Pfund, zwanzig Flocken in sechs Minuten auf den Kopf gehauen. Bei dem Tempo würde er in einer Stunde um hundert Pfund leichter sein, das Trinkgeld noch nicht eingerechnet. Für dieselbe Summe hätte er richtigen Sex mit einem von Bobbys Escort-Mädchen haben können, was mir viel mehr einleuchtete, aber dafür war er vermutlich zu schüchtern.
Der zweite Song war »My Neck My Back« von Khia, und Michelle bückte sich erneut, um ihm alles zu zeigen. Er starrte ihr nach wie vor auf den Arsch, und sie schälte sich das Höschen herunter. Als ich vorbeiging, lächelte sie, warf mir ein Küsschen hinterher und winkte mir nach, was er gar nicht mitbekam. Er merkte nicht mal, dass Michelle ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit vorenthielt, aber er sah ihr ja auch nicht ins Gesicht.
Michelle war ein nettes Mädchen, und sie sah super aus, war um die zwanzig, hatte langes dunkles Haar und eine umwerfende Figur, trotzdem konnte ich nicht verstehen, was daran so aufregend war. Ich bin nicht prüde, aber in meinen Augen war es weder Fisch noch Fleisch. Wenn man
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