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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Frau. Du bist wutschnaubend auf deinen Kollegen zugerannt.– Hast du sie nicht mehr alle?
    Notman entschuldigte sich, während die verdatterte Frau schnell weiterging.– Ich bin bloß mal für fünf Minuten raus, um mir n bisschen die Beine zu vertreten.
    Du bist rein in den Wagen und hast auf einem der Monitore das Tape zurückgespult. Nichts. Dein Herzschlag normalisierte sich wieder. Du dachtest über dein Team nach. Über ihre zynische Großkotzerei in Pub und Kantine hinaus bedeutete ihnen das nicht das Geringste. Es war nur ein gottverdammter Job; da mussten Verfahren abgekürzt und Zeit zurückgestohlen werden. Du wusstest das, denn normalerweise warst du genauso. Auch Notman war sich dessen nun schmerzlich bewusst.– Der Fall ist was Besonderes für dich, oder, Ray?
    – Ich schnapp mir die Fotze.
    – Ich hoffe, du kriegst das nicht in den falschen Hals, meinte Notman,– aber du siehst furchtbar aus. Kommste denn auch mal zum Schlafen?
    – Nee. Das kleine Mädchen schläft lang genug für uns beide.
    Du hast Doppelschichten gefahren. Übermüdet bis zur Psychose. Du hast Benzedrin geschluckt und balkendicke Lines Koks weggezogen, um in diesem ungekennzeichneten Überwachungswagen vor dem Friedhof die Augen offen zu behalten. Du wusstest, dass du nur eine Chance hattest.
    Zur gleichen Zeit bahnte sich ein anderes Lokaldrama an. Die meisten Polizisten waren Anhänger des Hearts Football Club und extrem schockiert, dass der beliebte Manager George Burley durch Graham Rix ersetzt wurde, einen Engländer, der wegen Sex mit einer Fünfzehnjährigen eine Gefängnisstrafe abgesessen hatte. Es war der Nachmittag nach dieser Bekanntgabe, und du warst im Büro im Präsidium gerade dabei, den Turnus für die Überwachung in Stockbridge zu erstellen. Dougie Gillman kam mit einem neuen Scotland-Kaffeebecher rein und knallte seinen alten Hearts-Becher in den Blechabfalleimer.
    – Was is n mit dem von den Jambos?, fragte Notman.
    – Der kommt mir nich an die Scheißlippen, solang da n Kinderficker das Sagen hat. Ist doch n Schlag ins Gesicht für uns und alles, wofür wir stehn.
    Du gucktest hoch, verstrahlt wie du warst, und hast ihn angeraunzt:– Wofür stehn wir denn, Dougie? Wofür hast du denn in Thailand gestanden?
    – Da warn wir im Urlaub. Das is was anderes.
    – Was anderes, am Arsch.
    Doch Gillman ließ sich kein bisschen einschüchtern.– Und was ist mit dir, hier? Mit Robbo? Die Kleine damals?
    Du musstest dich zwingen, nicht schwer zu schlucken.– Das war doch alles Stuss   … Robbo war doch nich ganz dicht!
    Du und Robbo, ihr wart im Rahmen einer Ermittlung irgendwann mal bei einem jungen Pärchen reingeplatzt und habt es beim Sex gestört. Das Mädchen war minderjährig, der Junge kaum älter. Robbo hatte dich den Jungen in dem anderen Zimmer verhören lassen, während er im Schlafzimmer mit dem Mädchen sprach. Er hatte Pillen in ihrer Handtasche gefunden, Ecstasy. Er kam einmal kurz raus, damit du es bezeugen konntest. Dann war er zurück ins Schlafzimmer und hatte mit dem Mädchen irgendeinen Deal abgemacht. Du hast dich oft mit Schaudern gefragt, wie dieser Deal wohl ausgesehen hatte, jedenfalls kam es nicht zur Anzeige.
    – Robbo hat die Story in der Kantine rumerzählt. Hat die Kleine seinen Schwanz lutschen lassen, sagte Gillman.– Mit Sacksuppe abgefüllt, bis sie ihr n Magen auspumpen mussten.
    – Wenn das so war, hatte ich nix damit zu tun!
    – Du wusstest, wie Robbo drauf war. Nich ganz dicht, hast du doch selbst gesagt. Und du lässt ihn mit ner Minderjährigen allein. Denk da ma drüber nach, spöttelte Gillman routiniert-leutselig.– Denk da ma dran, bevor du dich aufs hohe Ross setzt und aus der Schule plauderst. Lass es stecken, Lenny-Boy. Dabei tippte sich Gillman provozierend an die Nasenflügel. Und du spürtest, wie dir das Wasser indie Augen stieg, genau wie in dieser Bar in Bangkok damals, als dir die Stirn deines Kollegen ins Gesicht knallte.
    Aber du hattest über Wichtigeres nachzudenken als die eskalierende Fehde mit Gillman. Gegen vier an einem Nachmittag, der bereits in freudlos-nebliger Dunkelheit schwamm, zahlten sich die einsamen, ermüdenden Tage und nackenverspannenden Nächte der Rumsitzerei im Überwachungsvan endlich aus. Du kamst von Gregg’s und schöpftest diesen kostbaren, kurzen Moment des Alleinseins aus, während du sandfarbene Pies und Kaffees für dich und Notman mit zurückbrachtest. Unerwartet prasselte plötzlich Hagel auf dich nieder. Die

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