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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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gekommen ist, hilft ihm, es zu vertäuen. Als der Jüngere und vermutlich Fittere fühlt Lennox sich verpflichtet, seine Hilfe anzubieten. Er macht einen Schritt nach vorn, zögert aber dann: sieht so aus, als wüssten sie, was sie tun. Don gibt Chet einen Klaps auf den Rücken, und sie tauschen kurz ein paar Höflichkeiten aus, bevor Don erklärt, dass er noch Telefonate zu führen habe, und wieder seinem Büro zustrebt.
    Oh Gott, ich danke dir, denkt Lennox, als Tianna und Chet sich umarmen. Er spürt darin echte Wärme: nichts an Chet Lewis lässt auf einen unappetitlichen Kinderschänderschließen. Also schaut Lennox sich den Hafen an. Ein Fischadler mit weißer Brust stößt herab und schwingt sich dann mit einem zappelnden Fisch in den Klauen wieder in die Lüfte. Aber eine menschliche Bedrohung nimmt Lennox nicht wahr. Chet war Güte und Anständigkeit in Person. Es war vorbei, und Tianna in sicheren Händen.
    Diese Hände gehören zu einem Mann in den Sechzigern, mit einem markanten Gesicht unter einer Fischermütze mit langem Schirm, die er abnimmt, um einen Salz-und-Pfeffer-Crewcut vorzuzeigen. Seine glatt rasierten Wangen hängen schon ein bisschen, aber das enigmatische Funkeln in seinen blaugrauen Augen wirkt jugendlich. Er hat diese lässige, unkomplizierte Art und gutmütige Stärke, die Lennox mit dem Kleinstadt-Amerika aus Kinofilmen verbindet, auch wenn eine unterschwellige Dynamik seine kräftige Statur zusammenzuhalten scheint, besonders ausgeprägt um seine starken Schultern. Er ist eine widersprüchliche Erscheinung: Sein Akzent und sein Auftreten suggerieren Wohlstand, doch sein muskulöser Körper und flacher Bauch machen den Eindruck, dass ihm körperliche Arbeit nicht fremd ist. Er trägt ein Hawaii-Hemd, weiße Flanellhosen und Sneakers; er streckt Lennox die Hand hin.– Chet Lewis.
    Als Lennox seinen Namen röchelt, steckt ihm schon wieder ein Frosch im Hals.
    – Schön, Sie kennenzulernen, Lennox, sagt Chet, der offenkundig den Vornamen nicht richtig verstanden hat.
    Chet mustert ihn. Normalerweise würde Lennox weniger freundlich darauf reagieren, von jemandem so offenkundig überprüft zu werden, doch unter den gegebenen Umständen erscheint es ihm absolut angemessen. Er erklärt Chet die ganze Geschichte, wobei er erneut seinen Beruf unterschlägt. Die alte Nummer mit der Versicherung muss noch mal herhalten.
    Der Seemann hört geduldig zu. Er wirkt grundsolide, und Tianna mag ihn, doch Lennox muss hundertprozentig sicher sein, daher nimmt er die Gelegenheit gerne wahr, als Chet sie aufs Boot einlädt. Als sie aufs Achterdeck klettern, sagt ihr Gastgeber:– Vielen Dank, dass Sie sich um die kleine Lady gekümmert haben. Tianna geht unter Deck, um sich die Kabinen anzusehen. Er senkt die Stimme, damit sie nicht mithören kann.– Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Lance kenne, aber ich meine, Robyn hätte ihn mal erwähnt. Er und seine Spießgesellen wirken äußerst unappetitlich. Robyn ist ein liebes Mädchen, aber sie hat gewisse   … Probleme.
    Lennox’ Miene pflichtet dieser unleugbaren Tatsache bei.– Und woher kennen Sie die beiden?
    – Das verdanke ich meiner Enkelin Amy. Letzten Sommer hat sie mich für eine Woche besucht, und wir haben Robyn und Tianna, die im gleichen Alter wie Amy ist, in der Parrot World in Miami kennengelernt. Die Kinder haben sich direkt angefreundet, aber Robyn wirkte so, als würde sie etwas quälen, daher habe ich beide für den folgenden Tag auf mein Boot eingeladen. Es war richtig schön, und die beiden waren eine nette Gesellschaft. Die Freundschaft entwickelte sich ganz von selbst, strahlt er, bevor ihm recht abrupt das Kinn herunterfällt.– Aber ich muss gestehen, dass sie eine ziemlich dubiose Sorte von Männern anzuziehen scheint.
    Lennox nickt zustimmend.
    – Darum entschuldigen Sie mich, wenn ich zuerst etwas misstrauisch gewirkt habe.
    – Absolut verständlich. Ich bin diesen Typen ja begegnet.
    – Tianna ist hier erst mal in Sicherheit, bis ich rausgefunden habe, was mit ihrer Mutter ist. Ich muss noch ein paar Krabbenreusen und Hummerkörbe kontrollieren, die ich vor ein paar Tagen ausgesetzt und dummerweise vergessenhabe, hochzuholen, also leisten Sie uns doch für eine kleine Bootstour Gesellschaft.
    – Das würd ich liebend gerne, aber ich muss zurück nach Miami Beach.
    Tianna kommt die Treppe hoch und bleibt in der Türöffnung stehen.– Bitte bleib doch noch ein bisschen, bettelt sie.– Du musst unbedingt mit uns

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