Crime
Dodge zusammen, wo Trudi und Tianna sie zu trösten versuchen.
– Das wär das, meint Ginger mit nervösem Blick auf die Lücke im Zaun.
– Es tut mir schrecklich leid, Eddie, sagt Lennox zerknirscht.– Ich fühle mich dafür verantwortlich. Ihr seid ja nur meinetwegen hier. Ginger dämpft die Stimme und tritt näher an ihn heran, damit die anderen nicht mithören können.– Musst du nicht, sagt er mit kaum verhohlener Schadenfreude.– Erzähl es Dolores nicht, aber der kleine Scheißer war ein Nagel in meinem Sarg. Ich wollte schon immer nen größeren Hund, einen Deutschen Schäferhund zum Beispiel, einen richtigen Hund. So, jetzt fahr ich mal besser die Mädels heim. Kommste mit?
– Nein. Ich fahr noch mal zurück. Ich komm später nach.
– Ray, Trudi ist wieder aus dem Wagen gestiegen,– bitte komm mit uns.
– Steig sofort wieder ein! Es ist gefährlich hier!, schimpft Lennox. Doch Trudi rührt sich nicht.
– Sie hat recht, sagt Ginger.– Du hast genug getan. Von hier an kannst du dich nur noch zum totalen Idioten machen. Und damit mein ich, einen noch größeren als der, den du so schon aus dir gemacht hast.
– Kommt nicht in die Tüte, sagt Lennox. Er muss an Robyn denken. Und an Dearing, Johnnie, Starry und Chet: Robyn weiß irgendetwas, und sie halten sie unter Verschluss, bis sie entschieden haben, was sie mit ihr machen sollen. Was werden sie tun, bei den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen? Hier draußen im Sumpf ist ihm das erschreckend klar: Das Meer. Sie werden sie auf dem Meer verschwinden lassen. Lance und Johnnie werden Robyn auf Chets Boot bringen und irgendwo im Golf von Mexiko überBord werfen. Natürlich eine riskante Sache. Küstenwache, Terroristenfahndung, Patrouillen gegen illegale Einwanderer, Hubschrauber der DEA . Aber sie könnten mittlerweile verzweifelt genug sein, es zu versuchen.
Aber nicht so verzweifelt entschlossen wie er. Denn er will sie sich holen: Lance, Johnnie, Starry, diese Dreifaltigkeit böser Absichten. Chet ebenfalls, obwohl dessen Rolle bei dem Ganzen schwieriger zu ermessen ist. Und auch die schreckliche Möglichkeit, dass Robyn selbst beteiligt ist, lässt sich nicht ganz aus seinen überhitzten Gedanken verbannen. Die Musik in seinem Kopf verklingt, denn sein Part in Tiannas erschütternder Ballade ist ausgespielt. Jetzt kommt ein neuer Song, vielleicht auch der Remix eines alten, längst vergessenen. Und darin geht es nicht um Britney. Es geht darin um einen verängstigten, hilflosen Jungen in einem dunklen Tunnel. Und davon kann ihn weder das Schluchzen von Dolores noch Trudis Protestieren abhalten.
– Komm schon, Ray, drängt Ginger.
Lennox denkt an die Perfect Bride mit Trudis Adresse darauf.– Ich hab was liegen lassen, und damit steigt er wieder in den gemieteten VW .
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Edinburgh (4)
Für dich war das Polizeipräsidium Fettes immer wie eine Fabrik, die jedem, der durch ihre Tür trat, die erforderlichen Rationen Menschlichkeit abmaß und zuteilte. Den Verdächtigen. Den Mitgliedern deines Teams: Gillman, Drummond, Notman, Harrower, McCaig. Dir selbst.
Während er den gesamten Polizeiapparat und das staatliche Justizsystem durchlief, legte Horsburgh nur Arroganz und Geringschätzung an den Tag. Die Offenlegung der Besitz- und Vermögensverhältnisse. Die peinlichen kriminaltechnischen Untersuchungen. Die Verhöre. Die psychiatrischen Gutachten. Die offizielle Anklageerhebung. Er hatte seinen Spaß an diesem Spielchen und weidete sich an dem allgemeinen angewiderten Entsetzen, als er die Taten in Welwyn Garden City und Manchester gestand. Für ihn war das alles so nebensächlich. Aber für dich war es von entscheidender Wichtigkeit, und Mr. Confectioner wusste das.
An einem Mittwoch Mitte November, drei Wochen nach Britneys Entführung, kam es dann zur Krise. Du hattest Stunden mit diesem Mann verbracht, um herauszufinden, was ihn zu dem gemacht hatte, was er war. In seine Seele geschaut. Und nichts gesehen. Dann war dir der Kragen geplatzt.– Warum? Warum haben Sie es getan?
– Weil ich es konnte, hatte Confectioner leichthin geantwortet, seine Lesebrille abgenommen und eine sanfte Bewegung damit beschrieben, wie um diese Feststellung zuunterstreichen.– Ich hab das in erster Linie als Sport betrieben. Oh, verstehen Sie mich nicht falsch, ich hatte auch mein Vergnügen an der sexuellen Seite, aber das war nicht meine Hauptmotivation. So was ist äußerst flüchtig. Hier die war außerdem ein bisschen jung. Ich
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