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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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ziehe es vor, wenn sie eine gewisse Vorstellung davon haben, was ihnen passieren wird. Seine Lippen zitterten vor Ergötzen, weil er wusste, dass er dich hatte.– Es war mehr der Reiz der Jagd, sich anpirschen, Dossiers anlegen, und alles vor eurer Nase. Wir suchen nun mal diesen Nervenkitzel, stimmt’s?
    Du musstest dich verdammt zusammenreißen, um dein Schweigen und den ausdruckslosen Blick beizubehalten und weiter leidenschaftslos nach Hinweisen zu suchen. Wir studierten unsere Serienkiller, Kinderschänder und Mörder in derselben Weise, wie wir auf unsere Wissenschaftler, Intellektuellen und Künstler blickten– auf der Suche nach Antworten auf die ewige Frage, was uns Menschen ausmacht.
    Und Confectioner hat sie an dir erspürt, diese fatale Neugier; sie benutzt, um mit dir zu spielen.– Sie sind anders als die anderen, hat er wichtigtuerisch erklärt.– Denen genügt es, das Wie zu kennen. Wie ich ködere, überwältige, ficke, töte und vertusche. Aber Sie fragen so verzweifelt nach dem Warum . Sie möchten von mir hören, dass ich von meinem Vater, dem Gemeindepfarrer oder sonst wem in den Arsch gepoppt worden bin. Für Ihr Spatzengehirn geht es nicht ohne Ursache und Wirkung. Dabei schützen Sie nur Schwächlinge wie sich selbst, Lennox. Sie weigern sich, hinzunehmen, dass der Mensch ein Jäger ist, ein Raubtier. Die Zivilgesellschaft ist nur dazu da, die Schwachen und die Feigen– ob reich oder arm– vor den Starken und Gerechten zu beschützen, die mutig genug sind, auszuleben, was ihrer Spezies bestimmt ist. Die den Mumm haben, sich zu nehmen, was sie haben wollen.
    Dieses schlimme fröhliche Lächeln. Diese wulstigen Lippen, die du ihm am liebsten aus dem Gesicht gerissen hättest.
    – Ich hab die letzten fünf Jahre den gesamten britischen Polizeiapparat auf Trab gehalten, und ihr hattet nicht die blasseste beschissene Ahnung, wer ich eigentlich war. Während dieser ganzen Zeit habe ich Beschwerden über Vandalismus oder Kneipenlärm bei meiner örtlichen Polizeiwache eingereicht, und ihr habt euch ein Bein ausgerissen, um Abhilfe zu schaffen.
    Es stimmte. Mr.   Confectioner, »Horsey«, der pedantische Beamte beim Innenministerium, neben dem niemand im morgendlichen Pendlerzug von Aylesbury nach Marylebone sitzen wollte, hatte sie alle getäuscht. Seine gesamte Persönlichkeit war eine Inszenierung, die einen deformierten, aber berechnenden Verstand verbergen sollte. Angeblich war sein Hobby die Fotografie, doch die Dunkelkammer bei ihm zu Hause unterm Dach, wohin ihm seine gehbehinderte Mutter nicht folgen konnte, war in Wirklichkeit ein Laboratorium. Sämtliche Wochenenden und seine gesamte Freizeit plante er hier seine Entführungen und Morde. Sein eigentliches Hobby hieß kidnappen, vergewaltigen und töten.
    Horsburgh mietete immer ein Cottage einige Autostunden von seinem geplanten Zielgebiet an. Nula Andrews wurde in ein Haus in den Fenlands verschleppt, Stacey Earnshaw in den Lake District und Britney Hamil an die Küste von Berwickshire. Horsburgh verriet ihnen außerdem einen Ort in der Normandie, wo die Leiche eines jungen französischen Mädchens vergraben war.– Eine Urlaubsromanze, hatte er geträllert und deiner schäumenden Wut das strahlende Gesicht eines Game-Show-Moderators entgegengesetzt.
    Diese Aufklärung führte zur Freilassung eines Landarbeiters, der seit sieben Jahren in Frankreich im Gefängnis saß. Allerdings verweigerte Confectioner die Kooperation, als du ihm Fotos anderer vermisster Kinder zeigtest.– Ob ich Ihnen da weiterhelfe, will ich mir erst noch mal überlegen, hatte er herzlich erklärt. Aber du wusstest, dass es weitere Opfer gab.
    Keins der vermissten Kinder tauchte in Horsburghs umfassender Datenbank mit jungen Mädchen auf oder fand sich in seinen detaillierten Notizen. Aber das galt auch für Nula, Stacey und Britney; offenkundig hatte er sie nach Erfüllung seiner abscheulichen Mission gelöscht. Wie viele andere mochte es noch geben?
    Den weißen Van hattet ihr gefunden. Horsburgh besaß daneben auch noch einen schwarzen; beide hatte er in einer verschlossenen Garage eine Meile von seiner Wohnung entfernt stehen und benutzte sie ausschließlich für seine Verbrechen. Seine Opfer wählte er willkürlich aus, wobei er darauf achtete, weit auseinanderliegende Orte zu wählen. Außerdem hatte er die von ihm aufgenommenen Tapes behalten.
    Wenn etwas noch verstörender für dich war, als mit Confectioner zu reden, dann das Durchsehen des

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