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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Trudi mit festem Blick an und will sagen: »Ich ertrinke, bitte, bitte hilf mir   …« Aber stattdessen kommt heraus:– Ein bisschen Sonnenschein, mehr brauchen wir nicht. Licht und Luft, weißte.
    Trudi pumpt sich mit einem dramatischen Schnaufen die Lungen voll.– Es ist ja auch stressig im Moment, Ray. Und wir müssen uns wirklich langsam für ein Lokal entscheiden. Deswegen hängen wir so in der Luft. Dann stößt sie hervor:– Aber bis September sind es nur noch acht Monate und ein paar Zerquetschte!
    – Machen wir uns heute einen ruhigen Abend, sagt er beschwichtigend,– los, gehen wir zurück zum Hotel und warten auf Ginger.
    – Was ist denn mit deinem Fußballergebnis?
    – Kann warten, bis die Zeitung kommt. Schließlich sind wir im Urlaub.
    Trudis Augen leuchten auf, und ihr Gesicht strahlt noch breiter, als ein Festwagen mit kostümierten Kindern im Verkehr des Ocean Drive vorbeituckert.

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3
Fort Lauderdale
    Scheckige Spätnachmittagswolken ziehen vom Atlantik auf, und die Palmen wiegen sich in der sanften Brise. Trudi und Lennox haben sich wieder an einen Tisch auf der Terrasse vor dem Hotel gesetzt, um auf Ginger zu warten. Sie sehen den Passanten auf der Collins Avenue zu, und Lennox trinkt, um irgendwas zu beweisen, ein Mineralwasser, obwohl seine Gier nach Alkohol so übermächtig ist, dass er für einen Wodka zu jedem Verbrechen bereit wäre.
    Er hat sich etwas anderes angezogen, ein blaues Kurzarmhemd und eine gelbbraune Leinenhose. Trudi trägt ein gelbes Kleid und dazu weiße Schuhe. Es hat sich zugezogen, und obwohl die Sonne noch gelegentlich durchkommt, spürt sie bereits die Kühle auf Armen und Beinen. Dann ruft eine Stimme mit vertrautem Akzent den Nachnamen, den Trudi klammheimlich schreiben geübt hat, doch sie sieht nur einen Allrad-Dodge, der vor dem Hotel hält. Obwohl das getönte Fenster heruntergelassen ist, bleibt der Fahrer unsichtbar. Dann geht die Tür auf, und ein fetter Mann in einem quietschgrünen Hemd steigt aus und blinzelt in die Sonne, ehe er seine Glotzer auf sie richtet.– He! Prinzesschen!, flötet er. Sie merkt gleich, dass er ihren Namen vergessen hat, weil sie sich bisher nur einmal gesehen haben: bei seiner Pensionierungsfeier in Edinburgh.
    – Ginger!, grinst Lennox. Er steht auf und umarmt seinen alten Freund. Fühlt den deutlichen Zuwachs an Bauchumfang. Ginger ist wie ein großer brauner Lederkoffer, demman ein Hawaiihemd angezogen hat. Er reagiert mit einem gezwungenen Lächeln.– Hör mal, Ray, wär mir lieber, du würdest mich hier nicht so nennen. Den Namen hab ich nie gemocht, hört sich ja an, als wär ich vom andern Ufer.
    Lennox nickt kurz und knapp, alles klar, während Trudi sich das bisschen ins Gedächtnis ruft, was sie über Eddie »Ginger« Rogers weiß. Ein pensionierter Polizist aus Edinburgh mit annähernd vierzig Dienstjahren auf dem Buckel. Seine erste Frau war ein Jahr vor seiner Pensionierung gestorben. Dann heiratete er Dolores Hodge, eine Amerikanerin, die er in einem Chatroom für Gesellschaftstanz kennengelernt hatte. Nach Liebesgeflüster im Internet und ein paar transatlantischen Besuchen hatten sie den Bund der Ehe geschlossen, und Ginger war zu seiner neuen Frau nach Fort Lauderdale gezogen.
    – Was haste denn da gemacht?, fragt er mit einem Wink auf Lennox’ bandagierte Hand.– Unfall beim Wichsen? Dann fällt ihm Trudi ein, und er grinst zerknirscht. Sie steigen in seinen Wagen, Trudi nach hinten, und fahren zur Washington Avenue und dann die 5 th Street runter. Bald kommen sie über eine lange Brücke, die sie ins eigentliche Miami führt, wie Ginger erklärt. Trudi beobachtet einen rostigen, flachen Klärschlammtanker, der sich langsam an einer Reihe blendend weißer, ankernder Kreuzfahrtschiffe vorbeischiebt wie ein Wermutbruder, der sich auf eine Nobelhochzeit schleicht, und dann sind sie auf einem fünfspurigen Freeway. Es ist das blanke Chaos. Spaghettiknoten? Eher Bandnudelsalat.
    Ginger pflegt den aggressiven Fahrstil des klassischen Fernsehbullen und wechselt ständig die Spur. Trudi war stets der Überzeugung gewesen, dass Amerikaner generell bessere Autofahrer als die Engländer seien, immerhin fuhren sie auf Straßen, die eigens für diesen Zweck gemacht waren. Ginger fühlt sich offenbar verpflichtet, seinem Rufals gemeingefährlicher Raser gerecht zu werden. Er schneidet ein paar Collegekids in einem Cabrio. Obwohl im Unrecht, reagiert er auf ihr Hupen, indem er ihnen auf die amerikanische Art

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