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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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schwitzenden Körper nach unten, schaut rein und kontrolliert. Lennox bemerkt, dass sich oben am Lenkrad ein grün-oxidierter Ausschlag gebildet hat wie Pickel im Gesicht nach einer Sauftour. Das ist dem Angestellten entweder entgangen, oder es ist ihm egal.– Tja, der Wagen sieht okay aus, sagt er, sich hochwuchtend, und schaut die zitternde Robyn an.– Und der Tank ist auch voll, meckert er Lennox an.– Aber Sie selbst sehen ziemlich mitgenommen aus, Sportsfreund.
    – Der andere würde töten, um mit mir tauschen zu können.
    Pyes Wangen glühen.– Ah ja, dann werd ich nur schnell   … äh   … Er watschelt von Lennox gefolgt zurück ins Büro, kramt in der Kasse und zählt nervös fünfhundert Dollar ab.
    – Superauto übrigens, meint Lennox, während er das Geld annimmt und einsteckt. Ihm beginnt der fette Mann leidzutun, den zu Hause nur sein einziger, todbringender Freund erwartet, stumm, weiß und unausweichlich: sein Kühlschrank, der ihn jedes Mal ein wenig mehr tötet, wenn sein Licht ihn zur Begrüßung strahlend anlacht. Lennoxund Robyn gehen zum Taxistand. Als er an Starry und Dearing denken muss, merkt er, wie sein Adrenalinpegel absackt und die Depression einsetzt; gerade noch im Plus, und schon wieder in den Miesen: die emotionale Mathematik von Gewalt und Gegengewalt. Sie steigen in ein Taxi.– Fort Lauderdale.
    Auf der Rückbank des Taxis erklärt er Robyn die Lage und lässt keinen Zweifel daran, dass er das Sagen hat.– Der Deal ist folgender: Du kommst mit mir nach Fort Lauderdale und kannst Tianna sehen. Dann gehen wir zur Polizei und erzählen ihnen alles. Tianna bleibt für eine Woche oder so bei meinen Freunden, bis diese Scheiße hier geklärt ist.
    – Aber ich brauch sie doch–
    – Es interessiert momentan einen Scheißdreck, einen absoluten Scheißdreck , sagt Lennox und denkt an Tianna,– was du brauchst. Die Kleine wird nicht weiter die Schwester für dich spielen. Sie ist noch ein Kind, und du bist eine erwachsene Frau. Wenn du nicht langsam anfängst, dich entsprechend zu verhalten, erzähl ich den Behörden, was für eine Schlampe und Koksnase du bist, und glaub mir, die werden auf mich hören. Du bist wegen Gefährdung des Kindeswohls dran, wenn ich denen die DVD zeige. Glaub es.
    Ihr Gesicht fällt bei seinem Angriff noch mehr zusammen.– Aber ich dachte, du wärst unser Freund   …
    – Ich bin ihr Freund, nicht deiner. Du musst dir Freundschaft und Respekt erst noch verdienen. Lennox’ Stimme wird weicher, als sein eigenes schlechtes Gewissen sich wieder meldet.– Nimm dich zusammen, und du stehst in Tiannas Augen als Heldin da, wenn alles vorbei ist. Tu was dafür, dass sie an dich glaubt, Robyn.
    Sie nickt unter Tränen. Und dann hört er sich selbst schwafeln; er erzählt ihr, dass er ein einfacher schottischer Cop ist, der sich nach einer schweren Zeit mit seiner Verlobten hier in Miami erholen wollte. Und die Hochzeit planen. Vielleicht ein bisschen in der Sonne liegen oder segeln und zum Angeln rausfahren. Dann erzählt Robyn ihm ihre Geschichte, und die lässt ihn– wie es Lebensgeschichten nun mal so an sich haben– in ihr wieder den Menschen sehen, einen Menschen, der viel Pech gehabt hatte, der viel herumgeschubst und dann wie Aas von Hyänen zerrissen worden war. Und er muss an die brutale Dreifaltigkeit denken, die aus ihm einen Cop gemacht hatte.
    Man konnte wieder auf die Beine kommen. Er war genauso fertig wie Robyn gewesen, als sie ihn in Edinburgh vom Kneipenboden hochgezerrt hatten, als der geschmacklose Witz dieses Kneipenclowns ihn gefällt hatte. Und noch fertiger, als man ihn nach der Beerdigung seines Dads im Tunnel kauernd aufgefunden hatte, die Hand blutig geschlagen und wie ein Verrückter vor sich hin brabbelnd. Wie er behauptete, er hätte das Kokain im Griff, während ihm zur gleichen Zeit ein Briefchen ein Loch in die Hosentasche, beziehungsweise dessen Inhalt in die Nasenscheidewand, brannte. Trudi hatte damals alles in die Hand genommen; hatte ihn kurz entschlossen nach Bruntsfield verfrachtet und war in seiner Wohnung in Leith gewesen, um die Post zu holen. Sie hatte sich mit Toal in Verbindung gesetzt, der mit Genesungsurlaub einverstanden war, und für Lennox anstatt bei dem polizeieigenen, bei dem er sich noch nie hatte blicken lassen, einen Termin bei ihrem Arzt gemacht. Dort hatte er die Antidepressiva verschrieben bekommen. Die Reise nach Florida war da bereits gebucht gewesen, nun würden die Ferien auch noch die

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