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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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ausländische Söldner mit rotbrauner Reklame die Jungs von nebenan abgelöst. Statt der steilen Ränge, auf denen Männer grölten, tranken, sich prügelten, sich umarmten und aufeinander urinierten, gab es nun die rosa Sitzreihen der Haupttribühne. Die benachbarte Brauerei war geschlossen worden, wodurch der allgegenwärtige Hopfendunst aus dem Viertel verschwunden war.
    Ronnie Hamil setzte seine eigene unverkennbare Duftmarke auf der Fahrt zum Präsidium in Fettes, wo du die Befragung fortsetztest. Er erklärte, an dem Mittwochmorgen, an dem Britney verschwunden war, erst einen trinken gewesen und dann am Kanal entlangspaziert zu sein. Zeugen– keine. Er gab an, sich nur noch daran zu erinnern, dass er heute Morgen bei einem Saufkumpan im Caplaw Court, einem schon zum Abbruch vorgesehenen Hochhaus in Oxgangs, auf dem Fußboden aufgewacht war. Damit schloss sich der Kreis. Du hattest trotzdem deine Zweifel. Der alte Knabe war ganz schön hinfällig. Selbst wenn man das Überraschungsmoment einrechnete– hätte er die Kraft gehabt, Britney so schnell zu überwältigen? Außerdem ließ sich keinerlei Verbindung zwischen dem Großvater und einem weißen Van herstellen– deiner fixen Idee, wie Toal es auszudrücken beliebte. Ronnie Hamil hatte zwar einen Führerschein, besaß aber kein Auto, und es gab auch keinen Hinweis darauf, dass er in letzter Zeit eines geliehen oder gemietet hatte.
    Neben Angela Hamil ließest du auch Britneys ältere Schwester Tessa von Amanda Drummond befragen. Das Mädchen, das sich von der Lebensmittelvergiftung erholt hatte, bestätigte, ihnen sei gesagt worden, sie sollten sichvon ihrem Großvater fernhalten.– Mum hat gesagt, wir sollen nich in seine Nähe. Dass er nich richtig im Kopf is.
    Im Hochgefühl der Nachricht vom Zwei-null-Sieg der Hearts, mit dem sie nun elf Spiele in Serie ungeschlagen waren, nahmen du und Notman Ronnie Hamil im Verhör härter ran. Als ihm der Säuferschweiß das Gesicht runterlief, kam es dir vor, als würde er im Licht der Neonröhren schmelzen. Sein Untertauchen und Angelas Geständnis, von ihm missbraucht worden zu sein, waren für Bob Toal schon fast Beweis genug, doch es fehlte die Leiche. Daher wurde keine Anklage gegen diesen alkoholkranken Vergewaltiger der eigenen Tochter erhoben, aber immerhin wurde er rund um die Uhr beschattet. Dir war es lieber, dass er draußen war, weil du hofftest, er würde dich zu Britney führen– oder dem, was von ihr übrig war.
    Du begleitetest Ronnie Hamil zum Eingang und sahst ihm nach, wie er im abendlichen Dunkel davonschlurfte, dann bist du wieder rauf in dein Büro. Dort steckte Notman den Kopf zur Tür rein.– Weitere Neuigkeiten, sagte er bedrückt, und für eine Sekunde glaubtest du, die Leiche des Kindes sei aufgefunden worden,– Romanov hat grad Burley gefeuert.
    Du wärst beinahe vom Stuhl gefallen:– Das soll wohl ein Witz sein!
    – Nee, kommt schon auf Sky.
    – Aber wir führen in der Tabelle und sind ungeschlagen! Was bezweckt er mit dem Scheiß?
    – Weiß der Henker.
    Du kochtest plötzlich vor Wut. Dein Zorn galt nicht wirklich den Hearts, auch wenn dir entsetzt entfuhr:– Und dann auch noch das Scheiß-Derby nächste Woche!
    Deine Fußballmannschaft hatte sich mal wieder selbst ins Knie geschossen, aber irgendwie war es dir auch egal, wen sie holten, die großen Zeiten der späten Fünfziger undfrühen Sechziger waren sowieso unwiederbringlich dahin. Die Glasgower Mannschaften waren einfach besser aufgestellt; hatten erst religiöse Intoleranz zu ihrem Vorteil ausgenutzt und sich dann rechtzeitig auf die Regeln der Konsumideologie besonnen. Aber sollten die und ihre Gesinnungsgenossen ihn doch haben, den zusammengekauften, leeren Ruhm. Du wolltest nur eins: ein Kind unversehrt wiederfinden.
    Am nächsten Tag entdeckten zwei sonntägliche Wanderer, die dem kalten, peitschenden Wind und dem Regen trotzten, dass in einer kleinen Bucht bei Coldingham etwas auf die Felsen gespült worden war. Was sie da unten sahen, war der nackte, blaugraue Leichnam eines kleinen Mädchens.– Sie sah aus wie eine Puppe, hatte einer von ihnen ausgesagt.– Ich hab erst gar nicht glauben wollen, dass es ein Kind ist.
    Die Nachricht erreichte dich in Trudis Wohnung in Bruntsfield. Während der Fahrt auf der A 1 überkam dich eine seltsame Ruhe. Dann sahst du das tote Kind, gegen dessen kalte Haut das Wasser schwappte.– Es tut mir leid, kleiner Schatz, flüstertest du, während deine eigenen Hände in der

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