Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
und wie meine derzeitige Situation letztendlich war. Nur ich alleine konnte das beurteilen!
»Was gibt es, Martin?«, antwortete ich dem Deputy, nachdem ich die Tür geöffnet und die Diensttoilette verschlossen hatte.
»Ah, Mister Dark«, antwortete Martin, auf dessen Nase ich eine rötliche Färbung erkennen konnte, die sicherlich von der eisigen Kälte her kam. Er lächelte leicht, und meiner Musterung zufolge konnte ich erahnen, dass ihm die Aufgabe, die Fender ihm zugeteilt hatte, alles andere als leicht fiel.
»Ich bin gekommen, um …«
Er stockte und vermied es, mich anzusehen.
»Ich weiß, Martin. Sie müssen mir meine Marke und meine Dienstwaffe abnehmen.«
Er nickte beschämt. »Das ist nicht mein Wille, aber Mister Fender …«
»Schon gut, Martin. Ich verstehe das, dennoch muss ich Ihnen sagen, dass Sie mich schon umbringen müssen, um an meine Sachen zu gelangen.«
»Sheriff, bitte. Ich muss Sie sonst festnehmen.«
Zwei weitere Polizeiwagen hatten vor meinem Bungalow geparkt, und vier Deputies von New Rock stiegen aus. Sie blieben in sicherer Entfernung stehen, ihre Hände an den Waffen ruhend. Der eisige Wind ließ ihre Hüte flattern, wobei mir der Schnee, der durch die Luft umhergewirbelt wurde, die Sicht auf Martins Leute erschwerte. Die Atmosphäre war äußerst angespannt. Mein Colt saß verdammt locker, wie kurz vor einem Duell!
»Martin, Sie kennen mich. Sie wissen genau, was richtig und was falsch ist. Glauben Sie mir, das hier ist falsch! Wissen Sie noch, als ich Ihnen sagte, dass ich mich auf einer Spur befände? Diese Spur ist verdammt heiß, und wenn Sie mir jetzt mein Recht nehmen, dieser Fährte zu folgen, dann liegt es in Ihrer Verantwortung, wenn weitere Menschen sterben.«
Er atmete schwer aus, wobei ich seinen inneren Zwiespalt deutlich spüren konnte.
»Denken Sie doch mal nach, Martin. Ist es denn nicht seltsam, dass Fender mich ausgerechnet jetzt aus dem Verkehr ziehen will? Können Sie denn nicht die Spreu vom Weizen unterscheiden? Martin, Ihre Kompetenzen sind bei Weitem noch nicht erschöpft. Ich appelliere an Ihrem Verstand und an Ihre Menschlichkeit. Lassen Sie nicht zu, dass weitere Opfer sterben. Ich kann das aufhalten!«
Er sah mich an, als ob er zwar meine Überzeugung teilte, dennoch aber wusste, dass er dann gegen einen Befehl verstoßen würde. Er rieb sich nervös am Kinn und schien zu überlegen. Diese Zeichen der nonverbalen Kommunikation blieben mir natürlich keineswegs verborgen, und die Deutung fiel mir nicht schwer. Ich hatte ihn beinahe so weit. Martin war ein guter Junge, und es tat mir in der Seele weh, dass ich ihn in solche Schwierigkeiten bringen musste, sollte er meiner Bitte entsprechen.
»Aber was kann ich Mister Fender sagen, wenn ich Sie gehen lasse? Wissen Sie, mir geht es nicht nur um meinen Job, es geht mir eher um die Stadt, die ich dann verlassen müsste, da ich hier sonst nicht mehr sicher wäre, verstehen Sie? Seit ich denken kann, passieren hier Morde, aus denen keiner schlau wird. Es ist aber nun mal meine Heimat, und ich will hier nicht weg!«
Diese Aussage kam mir bekannt vor, was den Teil mit dem Verlassen der eigenen Heimat betraf. Martin hatte Angst davor, sein Leben zu verlieren. Meiner Ansicht nach starb hier jeder, der sich in diese Angelegenheit einmischte, und das musste nun endlich ein Ende haben.
»Martin, es ist völlig gleichgültig, was Sie Mister Fender sagen werden, er wird Ihnen die Schuld geben. Aber Sie können behaupten, dass Sie mich nicht angetroffen haben.«
»Das ist gut, Sheriff. Ich sage, dass ich in Crimson war, und durch die ganzen Leute seien Sie im Gewirr verschwunden.«
»Von wem sprechen Sie?«
»Nun, die Amish feiern doch die nächsten Tage ihr Weihnachtsfest, und da reisen einige von anderen Amish-Siedlungen aus Ontario an.«
»Ontario, Kanada?«
»Ja. Sie scheinen eng miteinander verbunden zu sein – eine Art von Partnersiedlungen, wenn man es so nennen kann. Sie kommen mit dem Zug an, oft werden polizeiliche Fahrdienste angeordnet, um die Leute nach Crimson zu transportieren.«
»Polizeiliche Fahrdienste?«
»Nun, Police Officers von Fairbanks kutschieren sie nach Crimson, manche werden auch von unseren Leuten abgeholt.«
Ontario! Ein Staat in Kanada, genau wie Toronto, wo dieser Generalvikar ermordet worden war. Zumindest stammte die Leiche von dort.
»Sagen Sie, waren Sie bei der Untersuchung der Leiche in der Daily Sensation ebenso zugegen?«
Martin nickte.
»Meine Männer
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