Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
vergessen hatte, den erstaunten Ausdruck zu entfernen.
»Wie meinen Sie das?«
»Parker, fangen wir doch bitte noch einmal ganz von vorne an. Was habe ich hier zu suchen? Ich glaube kaum, dass Sie mich hierher verfrachtet haben, nur um mir von Ihrer Organisation der Freimaurerei zu berichten, oder sehe ich da etwas falsch?«
»Wir haben Sie hierher berufen, um unsere Sache voranzutreiben.«
»Ihre Sache? Nun, einer Ihrer Gesellen sagte zu mir, dass es hier um mich geht, und nicht um Sie, oder ist das wieder eines dieser großen Geheimnisse?«
»Nein, wir beobachten Sie schon eine ganze Weile – schon seit unserer ersten Begegnung im ›Angel’s Bell‹. Mit großer Sorge sehen wir die Entwicklung in Crimson, aber ich möchte Ihnen auch sagen, dass alles, was in dieser Siedlung geschieht, eine Art von Ritus ist, der sich seit über hundertfünfzig Jahren in bestimmten Abständen wiederholt.«
»Parker, Ihre Allwissenheit in allen Ehren, aber ich weiß darüber ebenso Bescheid. Sie sehen, ich bin umsonst hier.«
»Ganz und gar nicht, Jake. Spüren Sie denn nicht Ihre völlige Machtlosigkeit gegenüber den Chlysten? Selbst die Polizei oder gar das FBI stehen dieser Sache äußerst passiv gegenüber, und soll ich Ihnen eine Erklärung dafür geben? Einer der Gründe ist, dass sich die Behörden einen feuchten Dreck darum kümmern, was hier draußen passiert. Doch auch die Angst treibt sie dazu, diese Serienmorde auf sich beruhen zu lassen.«
»Dann schicken wir denen eben die Army auf den Hals.«
»Die Army? Haben wir denn den nationalen Ausnahmezustand? Ich möchte Sie daran erinnern, dass die Streitkräfte nicht gegen das eigene Volk eingesetzt werden dürfen, es sei denn, dass das Kriegsrecht ausgesprochen wurde, und nur zur Auffrischung Ihrer Kenntnis über die Verfassung der Vereinigten Staaten: Nur der Präsident darf diese Entscheidung treffen, und dies wird er mit Sicherheit nicht veranlassen. In den Augen der Regierung sind wir doch nur ein Randgebiet. Die Staaten hätten den Russen sicherlich keinen Cent für diesen Flecken am Ende der Welt bezahlt, wenn es hier kein Öl zu fördern gäbe.«
Ich atmete tief durch. Immer dasselbe Lied mit diesem verdammten schwarzen Gold. Ich hätte kotzen können!
»Okay, Parker, dann sprechen Sie aus, was Sie sagen wollen.«
»Die Freimaurer beobachten schon eine lange Zeit diese Entwicklung und stufen sie als enorme Bedrohung ein.«
»Eine Bedrohung? Gegenüber wem, außer einigen überflüssigen Kirchenarschlöchern?«
Parkers Gesicht verzerrte sich voller Entsetzen, auch den anderen Freimaurern schien meine Wortwahl nicht gefallen zu haben. Ich musste zugeben, dass der Chlyst in mir erneut durchgedrungen war, als ich mit solcher Bestimmtheit diese Pfarrer verurteilt habe. Ich bereute es keineswegs.
Doch Parker wirkte, als habe er etwas über meine Gesinnung in Erfahrung bringen können. Seine erzwungene Beruhigung fiel mir sofort auf. Er zeigte ein gewisses Verständnis, wenn auch mit einer gehörigen Portion Widerwillen.
»Jake, hören Sie zu. Ich spreche nicht von uns oder sonstigen Gruppierungen, sondern vom Weltfrieden.«
»Glauben Sie denn im Ernst, dass die Chlysten die ganze Welt erobern könnten? Wobei mir das Wort ›erobern‹ missfällt. Wir sind ja schließlich nicht mehr im Mittelalter.«
»Vielleicht würden sie in einem offenen Schlachtfeld eine Niederlage erleiden, aber im Untergrund repräsentieren sie fast schon eine Weltmacht, in einer absolut anderen Dimension. Wir haben keinen klaren Feind, wie damals Hitler, als wir einfach auf ganz Deutschland Bomben abwarfen und somit den Feind zerschlagen konnten. Diese Situation hier ist eine völlig andere St ufe. Stellen Sie sich doch einmal folgendes Szenario vor: Die Chlysten würden weiter auf amerikanischem Grund Kirchenmitglieder ermorden und das im Namen der russischen Sowjetmacht. Was glauben Sie, wie unser Staat darauf reagieren würde, inmitten von dieser unglaublichen Besessenheit des Kalten Krieges? Hinzu käme noch der religiöse Fanatismus, der die muslimische Welt vielleicht dazu veranlassen würde, Anschläge gegen den Westen zu verüben. So könnten diese Taten möglicherweise in ihnen eine Art von Glaubensrausch auslösen und sie es als ein Zeichen ihres Gottes deuten lassen, der sie zu einem Heiligen Krieg auffordert.
Ich sage Ihnen, das Verhältnis zwischen den beiden Supermächten ist zurzeit nicht gerade eines der besten, auch wenn erst vor Kurzem die INF-Verträge
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