Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
übernahm wohl die Rolle des Hiob!
»Ist das wirklich wahr?«, predigte Parker, der jetzt allem Anschein nach nur zu gern einen Beichtstuhl besessen hätte. Nun, ja, Bileam trug bereits den Dolch für ihn.
»Mea Culpa!«, schrie Sam. »Mea Culpa!«, rief er erneut und sah ihn mit hasserfüllten Augen an. »Aber wenn wir schon bei der Wahrheit bleiben …«, Sam sah zu mir. »Erzähle doch Elsa davon, wer ihren Bruder ermordet hat.«
Ein Stich fuhr mir ins Herz, und ein unangenehmes Schuldgefühl überkam mich. Langsam sah ich zu ihr, und ihr Kopfschütteln gab mir die Erkenntnis, dass Elsas Seele durch diese Wahrheit wohl endgültig in zwei Hälften gerissen werden würde.
Wir blickten uns an, verloren uns nicht aus den Augen, doch Sams Worte trafen sie wie eine Axt ein Holzscheit.
»Niemand anderes als du, Jake. Oh, ich vergaß, dein Name lautet ja nun Grigori Rasputin.«
Tränen flossen über Elsas Wangen, und ihr Blick berührte mein Herz. Ich war in ihren Augen verloren – schon von Anfang an, als ich sie das erste Mal sah.
Ich wandte mich wieder zu Teasle.
»Parker hat es mir gesagt. Sie haben dich schon eine ganze Weile beobachtet. Ebenso sagte er mir, dass du all diese Morde verübt hast!«
»Parker!«, schrie ich wütend, doch kurz darauf lachte ich über ihn. »Deine Zeit ist vorbei! Ich habe dich genauso durchschaut!«
»Mich durchschaut? Ich glaube kaum, dass dein kleiner Verstand dazu ausreicht!«
»Was erzählt er da?«, fragte Sam. Bileam sah mich ebenso verdutzt an wie sein Vater und Marc. Ich hatte nun die vollste Aufmerksamkeit.
»Nun, ich spreche davon, dass dieser nette Einäugige uns den Weg zu diesen ganzen Taten geebnet hat. Ihm verdanken wir, dass alles so glatt verlaufen ist.«
Steve sah mich fragend an. »Nichts für ungut, Bileam. Ich stelle deinen Plan keinesfalls infrage, doch Parker und seine Loge sind genauso daran beteiligt, wie jeder hier in diesem Saal. Wir sind alle schuldig, keiner von uns könnte den ersten Stein werfen.«
»Ich verstehe nicht«, gab Sam von sich.
»Parker, unser lieber, guter Wirt im ›Angel’s Bell‹, benutzte den Deckmantel der Freimaurer, um ebenso den Messias zu suchen.« Ich schwieg einen Moment und richtete meine Worte nun an die anderen Mitglieder der Freimaurer.
»Ihr, die ihr gekommen seid, um das Böse aufzuhalten, tragt keine Schuld. Ihr wusstet nicht, dass ihr auf eurem Pfad verraten wurdet. Darum bitte ich euch, seid barmherzig gegenüber eurem Führer. Sein Wille, dem Guten zu dienen, ist ihm zur Besessenheit geworden.«
Ein Raunen ging durch die Reihen der Freimaurer, wobei einer von ihnen etwas lauter wurde. Parker versuchte ihn wieder zu beruhigen, aber dennoch trat der Mann vor, um seinen Spitzhut abzulegen. Das pure Entsetzen stand Brauner im Gesicht, und auch Bileam war äußerst überrascht. Doch ehrlich gesagt, konnte ich dieses Gefühl mit ihnen nicht teilen, denn dieser Fakt war mir schon klar gewesen, bevor ich hier angekommen war. Es handelte sich um Amos, dem Erstgeborenen von David Brauner. Parkers Aussage im »Angel’s Bell«, dass jener Amish harmlos sei, untermauerte meinen Verdacht. Amos folgte wohl dem Ruf seines Bruders Joseph, als er sich von den Machenschaften seines Vaters abwandte. Mir wurde nun klar, dass David insgesamt nicht über solch eine enorme Macht verfügte, wie ich sie ihm zunächst zugetraut hatte. Doch das spielte nun sowieso keine Rolle mehr: Ich war ja jetzt da, und ich würde nicht so barmherzig zu Verrätern sein wie David!
»Amos!«, schrie das Oberhaupt seiner Familie. »Was tust du da?«
»Das, was ich schon lange hätte tun sollen!«, brüllte er seinen Vater an, und ich bemerkte, dass er es verdammt ernst damit meinte.
»Genug jetzt«, mischte ich mich ein, und obwohl Amos einen Kopf größer war, richtete er seinen Blick auf mich und wurde bewegungslos, nahezu starr, wie eine Schlange in der heißen Mittagssonne. Er rührte keinen Finger mehr und eine kurze Stille trat ein.
»Parker führt euch ins Licht, doch dabei handelt es sich nicht um die heilige Erleuchtung, die ihr zu finden glaubt, sondern um ein selbstentzündetes Feuer, das euch euren trüben Weg erhellt.«
»In Ordnung!«, unterbrach mich Parker zornig. »Ich möchte es ihnen mit meinen eigenen Worten erzählen!«, sagte er mit finsterem Blick. »Ich erzähle euch, weshalb ich so gehandelt habe!«
Er trat noch etwas näher heran und wandte sich an seine Männer. Bevor er anfing, seine Kellerleichen frei zu
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