Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
hatten sie doch jahrelang mit ihm zusammengearbeitet. Allerdings: Wenn eine Leiche bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, bekam man deren Identität nur noch mithilfe des Zahnarztes heraus. Und seine Maschine?
Ich hielt vor meinem Bungalow. Emmas Auto war nicht zu sehen. Eine ganze Weile saß ich im Wagen und lauschte dem leisen Rauschen des Polizeifunks, der mittlerweile schon seit mehreren Minuten verstummt war.
Meine Uhr verriet mir, dass es kurz vor zehn war. Ich hatte also noch genug Zeit, meinen Colt vorerst in meinem Bett zu verstecken. Wie ich die Waffe für immer loswerden wollte, stand noch in den Sternen.
Ich schaltete mein Funkgerät aus und stieg aus dem Wagen. Sofort schoss mir die Kälte ins Gesicht, und außer diesem typischen Dunst nahm ich in meiner Umgebung nichts Auffälliges wahr.
Das Türschloss zu meiner »Absteige« klemmte, ich benötigte einiges an Gewalt, um die Tür zu öffnen.
»Verdammte Kälte!«, rief ich aus als ich eintrat und die Tür hinter mir zuschlug.
Sofort schaute ich auf den Schreibtisch. Zu meinem Entsetzen lag die Waffe nicht dort. Hektisch sah ich mich um und durchkämmte das Büro. Ich suchte in den Schubladen, in den Regalen, selbst auf der Diensttoilette, doch leider ergebnislos. Wohin hatte ich sie verlegt? Ich war mir sicher, dass ich sie auf dem Schreibtisch hatte liegen lassen.
»Suchen Sie etwas Bestimmtes, Mister Dark?«, ertönte eine flüsternde Stimme hinter mir, wobei mir mein Herz beinahe stehen blieb. Sofort drehte ich mich um und bemerkte schockiert, dass plötzlich jemand auf meinem Stuhl saß. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Ein Schatten verdeckte es vollständig. Seine Gestalt sah ich lediglich als dunklen Umriss. Neben ihm erkannte ich meine Pumpgun. Sie lag auf meinem Schreibtisch, der Lauf zeigte in meine Richtung. Das Tageslicht von draußen erhellte den Raum durch das Fenster nur spärlich, da die Vorhänge immer noch von der Nacht zugezogen waren. Trotzdem erahnte ich die Position seiner Hand: Am Abzug der Donnerbüchse!
»Wer sind Sie? Wie sind Sie hier reingekommen?«, stammelte ich, benommen vor Aufregung und düsterem Schauder, der sich in meiner Magengegend schleichend breitmachte.
»Aber Mister Dark! Wer wird denn gleich so neugierig sein?«, sagte der Unbekannte in einem flüsternden Ton, vermutlich damit man seine Stimme nicht zuordnen konnte. Trotzdem fiel mir ein seltsamer gebrochener Dialekt auf.
»Was wollen Sie mit der Waffe? Wenn Sie den Mut dazu haben, drücken Sie doch ab!«, entgegnete ich ihm in der Hoffnung, dass ihn meine Unerschrockenheit einschüchtern würde.
»Wenn ich Sie töten wollte, wäre das schon längst passiert, Jake. Glauben Sie mir!«
»So wie Sie es bei Brauner getan haben oder bei Teasle?«, erhob ich meine Stimme, obwohl ich zugeben musste, dass meine Angst nun wirklich begründet war: Die Gefahr lauerte mir persönlich auf!
»Setzen Sie sich, Sheriff, und wir unterhalten uns!«
Diesen Satz sprach er in einer äußerst penetranten Befehlsform, die mich für eine Schrecksekunde förmlich einschüchterte, sodass ich mich widerstandslos auf Emmas Stuhl setzte. Ein weiterer Grund, weshalb ich dem nachgab, war der, wie er das Wort »Sheriff« ausgesprochen hatte. Es war dieselbe Stimme, die ich vor dem »Angel’s Bell« vernommen hatte.
»Sie sind mit Ihren Urteilen sehr schnell, nicht wahr?« Obwohl ich ihn mit meiner Aussage direkt verdächtigt hatte, blieb er gelassen. »Brauner kam mir zu nahe und ich musste ihn beseitigen. Es war eine Ehre für ihn, im Ritualmord getötet zu werden. Man hätte ihn ebenso erdrosselt unter einer Brücke oder erschossen im Schnee finden können. Wie langweilig! Wäre er dann nicht nur ein Standardopfer gewesen, wie man es hundertfach in den Zeitungen liest? Nein, dies wäre nicht bedeutend genug gewesen.«
»Sie sind krank!«
»Meinen Sie? Soll ich Ihnen sagen, was krank ist? Aber ich vermute, dazu reicht Ihr Vorstellungsvermögen nicht aus. Sie sind nur eine Marionette der Gesellschaft, ein Knetmännchen, das der Staat geformt und gelenkt hat.«
»Wenn Ihr seltsames Ritual so vor Wichtigkeit strotzt, weshalb ist Sam Teasle nur erschossen worden, wenn auch äußerst effektiv?«
»Ich bemerke eine Wut in Ihrer Stimme, Jake. Beruhigen Sie sich, Sie werden dem Tod heute nicht begegnen.«
Der Gedanke an Emma ließ mich einen kurzen Blick auf die Uhr werfen, wobei ich nicht wusste, welches Szenario ich lieber gesehen hätte: Die Ankunft Emmas oder ihr
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