Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
angemessene Art, als Arzt seine Zeit zu verbringen, da man dabei auf die Behandlung ohne diagnostische Geräte beschränkt war, die in einer gut ausgestatteten Arztpraxis zur Verfügung standen. Doch als ihm einfiel, dass in der Akte ein Schnelltest für Biomarker erwähnt war, mit dem man eine Herzinfarktdiagnose bestätigen konnte, kam ihm der Gedanke, dass sein Kenntnisstand möglicherweise veraltet war. In Wahrheit hatte Jack noch nie auch nur von einem solchen Test gehört und war neugierig, einmal einen Blick darauf zu werfen. Er zog die Tasche aus dem Regal und stellte sie auf Craigs Schreibtisch. Dann schaltete er die Lampe ein und ließ die Tasche aufschnappen. Sie öffnete sich wie ein Angelkasten, mit einer Vielzahl kleiner, prall gefüllter Fächer in zwei Lagen, die zur Seite wegschwenkten. Darunter war der Hauptbereich mit einer Sammlung von Instrumenten, unter anderem eine Blutdruckmanschette, ein Augenspiegel und ein Ohrenspiegel. Jack nahm den Augenspiegel heraus. Allein das Instrument in der Hand zu halten, brachte eine Flut von Erinnerungen zurück.
    Er legte ihn zurück und sichtete die Fülle von anderem Material, darunter Infusionslösung, IV-Katheter, Thermometer, Notfallmedikamente, Gefäßklemmen, Kulturmedien und Verbandszeug. Ganz unten in der hinteren Ecke der Tasche fand er den Schnelltest. Er holte ihn heraus und las den Packungsaufdruck. In der Hoffnung auf einen Beipackzettel, der vielleicht aufschlussreicher wäre, öffnete er die Schachtel. Der Beipackzettel lag gleich obenauf.
    Nachdem er ihn gelesen hatte, erkannte Jack, dass er seine Ansichten über Hausbesuche revidieren musste. Mit solchen Produkten, darunter auch neue und zuverlässige Blutzuckerspiegelmessgeräte, konnte ein Arzt im häuslichen Umfeld äußerst effizient arbeiten, vor allem mit dem tragbaren EKG-Gerät, das Jack neben der Arzttasche gesehen hatte.
    Jack packte den Beipackzettel wieder ein und legte dann den Schnelltest zurück in die Tasche. Dabei fiel sein Blick auf ein leeres Atropinfläschchen und ein leeres Epinephrinfläschchen. Er fragte sich, ob sie wohl noch aus der Zeit stammten, als Craig Patience Stanhope behandelt hatte. Im Krankenbericht hatte er gelesen, dass beide Substanzen verwendet worden waren. Dann entdeckte er etwas, das seine Vermutung bestätigte: ein kleines Musterfläschchen des Antidepressivums Zoloft mit Patience Stanhopes Namen und der Anweisung: 6 St. – eine Tablette vor dem Schlafengehen. Jack öffnete das Fläschchen und zählte fünf hellblaue Tabletten. Er schraubte den Deckel wieder zu und legte das Fläschchen zurück. Dann holte er das Atropin und das Epinephrin heraus. Beide Fläschchen waren leer.
    Plötzlich glaubte Jack, Schritte zu hören, die die Treppe herunterkamen, und mit einem Mal überkam ihn ein schlechtes Gewissen, weil er in privaten Dingen herumschnüffelte, auch wenn es nur eine Arzttasche war. Es war ein offensichtlicher Vertrauensbruch. In einem Anflug von Panik legte er die Fläschchen hastig zurück, schloss die Tasche und stopfte sie wieder ins Regal. Er schoss durch den Raum, sprang in seinen Sessel und zerrte das Material aus der Prozessakte auf seinen Schoß.
    Gerade noch rechtzeitig. Kurz darauf schlurfte Craig ins Arbeitszimmer. Er trug einen Bademantel und offene Hausschuhe. Er ging zu dem zweiten Lesesessel hinüber und setzte sich hin.
    »Ich hoffe, ich störe dich nicht«, sagte er.
    »Sei nicht albern«, antwortete Jack. Er konnte nicht umhin, den schleppenden Klang in Craigs Stimme zu bemerken, der noch nicht da gewesen war, als er nach oben gegangen war. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper, als seien sie gelähmt. Es war mehr als offensichtlich, dass Craig bereits sein Schlafmittel genommen und die Dosis nicht zu knapp bemessen hatte.
    »Ich wollte mich nur bei dir dafür bedanken, dass du hergekommen bist. Ich weiß, dass ich gestern Abend und heute Morgen nicht gerade ein aufmerksamer Gastgeber war.«
    »Kein Problem. Ich kann mir gut vorstellen, was du gerade durchmachst.«
    »Außerdem wollte ich dir sagen, dass ich noch einmal über die Autopsie nachgedacht habe und jetzt auch dafür bin.«
    »Dann ist es also einstimmig. Nachdem ich jetzt alle überzeugt habe, hoffe ich bloß, dass es auch tatsächlich klappt.«
    »Wie auch immer, auf jeden Fall bin ich dir dankbar für deine Bemühungen.« Craig kämpfte sich wieder hoch und schwankte bedrohlich, ehe er das Gleichgewicht wiederfand.
    »Ich habe einen Blick in deine

Weitere Kostenlose Bücher