Crisis
Koronarverengung noch die Klappe Symptome ausgelöst haben, die sie zum Arzt getrieben haben. Zu schade. Beide Probleme wären durch eine Operation zu beheben gewesen.«
»Angst macht die Menschen oft bedauerlich stoisch.«
»Da hast du recht«, sagte Jack, während er Gewebeproben für die mikroskopische Untersuchung nahm und sie in entsprechend beschriftete Flaschen legte. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du mich gesucht hast.«
»Vor einer Stunde habe ich etwas erfahren. Wir haben jetzt einen Termin für die Hochzeit. Ich wollte es dir unbedingt gleich erzählen, weil ich ihnen so schnell wie möglich Bescheid sagen muss.«
Jack hielt in seinem Tun inne. Sogar Miguel am Becken hörte auf, den Darm auszuwaschen.
»Das ist ein etwas seltsamer Ort für eine solche Mitteilung«, bemerkte Jack.
Laurie zuckte die Achseln. »Es ist der Ort, an dem ich dich gefunden habe. Ich hoffte, ich könnte noch heute Nachmittag zurückrufen, ehe sich alle ins Wochenende verabschieden.«
Jack sah flüchtig zu Miguel hinüber. »Welcher Termin ist es denn?«
»Der neunte Juni um halb zwei. Was hältst du davon?«
Jack lachte leise. »Was soll ich schon davon halten? Es dauert noch so lange, jetzt wo wir uns endlich entschlossen haben, die Sache durchzuziehen. Ich wäre ja eher für nächsten Dienstag oder so.«
Laurie lachte. Das Geräusch drang gedämpft durch ihre Gesichtsmaske, die kurz beschlug. »Du bist süß. Aber meine Mutter ist nun mal immer von einer Hochzeit im Juni ausgegangen. Und ich finde eigentlich auch, dass der Juni ein hervorragender Monat ist. Das Wetter wird bestimmt gut, nicht nur für die Hochzeit, sondern auch während der Flitterwochen.«
»Dann bin ich einverstanden«, sagte Jack mit einem erneuten raschen Seitenblick zu Miguel. Es irritierte ihn, dass Miguel einfach nur reglos dastand und ihnen offensichtlich zuhörte.
»Da gibt es nur ein Problem. Der Juni ist für Hochzeiten so beliebt, dass die Riverside Church bereits für alle Samstage des Monats ausgebucht ist. Acht Monate im Voraus, kannst du dir das vorstellen? Wie auch immer, der neunte Juni ist ein Freitag. Stört dich das?«
»Freitag, Samstag – das ist mir vollkommen gleich. Mir ist alles recht.«
»Fantastisch. Im Grunde wäre mir ein Samstag lieber, weil es einfach traditioneller ist und auch unproblematischer für die Gäste, aber das steht nun einmal nicht zur Debatte.«
»Hey, Miguel!«, rief Jack. »Wie wär’s, wenn Sie endlich mit diesem Darm weitermachen würden. Das sollte keine Lebensaufgabe werden.«
»Ich bin fertig, Dr. Stapleton. Ich warte bloß darauf, dass Sie rüberkommen und einen Blick darauf werfen.«
»Oh!«, entgegnete Jack nur, ein wenig verlegen, weil er angenommen hatte, der Sektionsgehilfe würde lauschen. Dann sagte er zu Laurie: »Entschuldige, aber ich muss hier weitermachen.«
»Kein Problem«, entgegnete Laurie. Sie schlenderte hinter ihm zum Becken hinüber.
Miguel reichte ihm den Darm, den er auf seiner ganzen Länge geöffnet und danach gründlich ausgewaschen hatte, um die Darmschleimhaut freizulegen.
»Ich habe heute noch etwas anderes herausgefunden«, sagte Laurie. »Davon wollte ich dir auch noch erzählen.«
»Schieß los«, sagte Jack, während er mit einer systematischen Untersuchung des Verdauungstrakts begann, angefangen bei der Speiseröhre und dann weiter nach unten.
»Du weißt, dass ich mich in deiner Wohnung nie besonders wohl gefühlt habe, hauptsächlich weil das Gebäude der reinste Saustall ist.« Jack wohnte im vierten Stock eines heruntergekommenen Hauses ohne Fahrstuhl an der 106th Street, genau gegenüber dem Nachbarschafts-Spielplatz, den er auf eigene Kosten vollständig neu hatte ausstatten lassen. Aus der hartnäckigen Überzeugung heraus, dass er es nicht verdiente, angenehm zu wohnen, lebte er deutlich unterhalb seiner Möglichkeiten. Doch Laurie hatte die Lage verändert.
»Ich möchte nicht deine Gefühle verletzen«, fuhr Laurie fort. »Aber jetzt, wo die Hochzeit ins Haus steht, müssen wir uns Gedanken über unsere Wohnsituation machen. Darum habe ich mir die Freiheit genommen, zu prüfen, wer eigentlich der Eigentümer der Immobilie ist. Diese Hausverwaltung, an die du deine Schecks schickst, wollte damit zwar nicht rausrücken, aber ich habe die Besitzer trotzdem ausfindig gemacht und Kontakt zu ihnen aufgenommen, um nachzufragen, ob sie eventuell daran interessiert wären, das Haus zu verkaufen. Und jetzt rate! Sie sind interessiert,
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