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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sah in der dicken Prozessakte nach und prägte sich die Namen der Personen ein, mit denen er reden wollte: der Arzt und die Schwester aus der Notaufnahme, Matt Gilbert und Georgina O’Keefe, sowie die Kardiologin Noelle Everette. Alle drei standen auf der Zeugenliste des Klägers, und alle drei waren von Randolph im Vorfeld befragt worden. Die Sache mit der Zyanose ließ Jack keine Ruhe.
    Statt den Vordereingang des Krankenhauses zu benutzen, ging er gleich in die Notaufnahme. Der Platz für den Krankenwagen war leer. Daneben befand sich eine gläserne Schiebetür, die sich automatisch öffnete. Jack ging hinein und steuerte ohne zu zögern auf den Aufnahmeschalter zu.
    Es schien ein guter Zeitpunkt für einen Besuch zu sein. Im Wartebereich saßen nur drei Leute, und keiner von ihnen sah krank oder verletzt aus. Die Schwester hinter dem Schalter sah auf, als Jack näher kam. Sie trug OP-Kleidung, und um ihren Hals hing das übliche Stethoskop.
    Sie las gerade im Boston Globe.
    »Die Ruhe vor dem Sturm?«, scherzte Jack.
    »So ungefähr. Was können wir für Sie tun?«
    Jack spulte seine übliche Leier ab, einschließlich des flüchtigen Vorzeigens seiner Rechtsmedizinermarke. Er fragte nach Matt und Georgina, wobei er mit Absicht ihre Vornamen benutzte, um anzudeuten, dass er sie bereits kenne.
    »Sie sind noch nicht hier«, antwortete die Schwester. »Sie arbeiten in der Abendschicht.«
    »Und wann fängt die an?«
    »Um drei.«
    Jack sah auf die Uhr. Es war kurz vor drei. »Dann werden sie ja bald da sein.«
    »Das wäre ihnen zu wünschen!«, entgegnete die Schwester streng, aber mit einem Lächeln, um anzudeuten, dass sie nur scherzte.
    »Und was ist mit Dr. Noelle Everette?«
    »Sie ist sicher hier irgendwo. Soll ich sie für Sie ausrufen?«
    »Das wäre hilfreich.«
    Jack zog sich zu den anderen drei Personen in den Wartebereich zurück. Er versuchte, Augenkontakt mit ihnen aufzunehmen, aber niemand ging darauf ein. Daraufhin musterte er eine alte Ausgabe des National Geographic, nahm sie aber nicht in die Hand. Stattdessen staunte er über Stanislaw Jordan Jaruzelski, der sich in Jordan Stanhope verwandelt hatte, und fragte sich, wie er diesen dazu bringen sollte, die Exhumierungsgenehmigung zu unterschreiben. Es erschien ihm genauso unmöglich, wie den Mount Everest nicht nur ohne Sauerstoff, sondern auch noch ohne Kleider zu besteigen. Er lächelte flüchtig bei dem Gedanken an ein paar nackte Bergsteiger, die triumphierend auf dem felsigen Gipfel standen. Nichts ist unmöglich, rief er sich in Erinnerung. Er hörte, wie Dr. Noelle Everettes Name über ein altmodisches Lautsprechersystem ausgerufen wurde. Solche Systeme erschienen ihm wie ein Anachronismus im Informationszeitalter, in dem schon Grundschüler SMS-Nachrichten schrieben.
    Fünf Minuten später rief ihn die Aufnahmeschwester zurück an den Schalter. Sie sagte ihm, dass Dr. Everette oben in der Radiologie sei und sich gerne mit ihm unterhalten wolle. Dann erklärte sie ihm den Weg.
    Die Kardiologin war gerade dabei, Angiokardiogramme auszuwerten und die Ergebnisse zu diktieren. Sie saß in einem kleinen Schauraum, wo eine ganze Wand mit Röntgenbildern bedeckt war, die an einem beweglichen Förderband hingen. Das einzige Licht fiel durch die Aufnahmen hindurch und hüllte sie in ein fluoreszierendes Blau-Weiß, ähnlich wie Mondlicht, nur heller. Es ließ die Kardiologin wie einen Geist aussehen, vor allem in ihrem weißen Kittel. Jack vermutete, dass er selbst genauso mitgenommen aussah. Er war völlig offen zu ihr und erklärte, wer er war und in welcher Beziehung er zu dem Fall stand.
    »Ich soll als Sachverständige für den Kläger aussagen«, sagte Noelle, die ihm gegenüber ebenso offen sein wollte. »Ich werde bezeugen, dass wir zu dem Zeitpunkt, als die Patientin hier in der Notaufnahme eintraf, nicht mehr die geringste Chance hatten, sie wiederzubeleben, und dass ich empört war, als ich erfuhr, dass es eine unnötige Verzögerung gegeben hatte. Einige von uns altmodischen Ärzten, die alle Patienten behandeln und nicht nur diejenigen, die vorab eine Gebühr bezahlen, ärgern sich über diese Concierge-Ärzte. Wir sind davon überzeugt, dass sie eher auf ihre eigenen Interessen bedacht sind als auf die der Patienten, wie sie behaupten und wie es unsere Berufsethik verlangt.«
    »Dann sagen Sie also als Zeugin aus, weil Dr. Bowman Concierge-Medizin praktiziert?«, fragte Jack. Er war überrascht von Noelles emotionaler Reaktion.
    »Auf

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