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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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als Kreatur zu
beschäftigen«, fuhr er fort, »wir müssen die Menschen auch erleuchten, und wer
könnte das besser als Aurenna? Sie hat Gesichter und wird von Slaol geliebt.«
    »Slaol muss etwas ganz Bestimmtes von ihr wollen«,
pflichtete Haragg ihm bei. »Warum hat er sie sonst verschont?«
    »Und er hat auch dich verschont«, erinnerte Camaban ihn,
»in der Nacht, als dein Sohn gestorben ist. Meinst du nicht, dass er das zu
einem bestimmten Zweck getan hat? Deshalb sei meinem Stamm ein Vater! Sei mein
Hohepriester!«
    Haragg schwieg eine Weile, der Ausdruck auf seinem harten,
zerfurchten Gesicht war nicht zu entziffern, doch schließlich nickte er
widerstrebend. »Wenn es Slaols Wille ist«, sagte er.
    »Das ist es«, erwiderte Camaban zuversichtlich.
    Haragg seufzte. »Dann muss ich hier wohl Hohepriester
sein.«
    »Gut!« Camaban lächelte, obwohl sein Lächeln kaum von der
Grimmigkeit seiner hageren Miene ablenken konnte. Er hatte sich den größten
Teil der Asche aus den Haaren gewaschen und sich seine zahllosen langen Zöpfe
mehrmals um den Kopf gewickelt, bevor sie mit langen Knochennadeln festgesteckt
wurden; aber seine Wangen wiesen noch immer die unauslöschlich eintätowierten
schwarzen Streifen auf. »Haragg wird Hohepriester sein, Aurenna die
Priesterin, Gundur wird unsere Speerkämpfer anführen, und Saban soll den Tempel
bauen. Was wirst du nun tun, Lewydd?«
    Lewydd blickte düster auf die rauchenden Trümmer der
Festhalle. »Meine Leute beerdigen«, grollte er grimmig, »und dann nach Hause
gehen.«
    »Dann musst du die hier mitnehmen«, ordnete Camaban an; er
überreichte Lewydd einen Lederbeutel, der — wie sich beim Öffnen herausstellte
— die goldenen Rauten aus Sarmennyn enthielt. »Drei der Goldrauten fehlen«,
erklärte Camaban. »Gestern Nacht habe ich erfahren, dass Derrewyn sie bei
ihrer Flucht aus Ratharryn gestohlen hat, aber wir werden ihr diese Stücke
wieder abnehmen und euch auch zurückgeben.« Camaban beugte sich vor und klopfte
Lewydd auf die Schulter. »Bring euren Schatz nach Hause«, empfahl er ihm, »und
werde Clanführer von Sarmennyn. Werde dick, werde reich, werde weise und
vergiss uns nicht!«
    Plötzlich lächelte Saban auf, und Camaban blickte ihn
fragend an. Saban zuckte die Achseln. »Jahrelang«, krächzte er, »ist dieses
Gold die treibende Kraft hinter allem gewesen, was wir getan haben. Und jetzt
ist es plötzlich vorbei.«
    »Das ist es nicht«, erwiderte Camaban, »sondern erst der
Anfang. Das Gold hat uns geblendet, deshalb haben wir unser Schicksal in
Sarmennyn gesucht — aber es hat nie dort gelegen. Es liegt in Cathallo.«
    »In Cathallo?«, fragte Saban verwundert.
    »Wie kann ich einen Tempel bauen, der Slaols würdig ist,
wenn ich keine Felsbrocken habe?«, fragte Camaban. »Und wer hat Findlinge?
Cathallo!«
    »Cathallo wird dir Steine überlassen«, meinte Saban. »Oder
verkaufen.«
    »Sie denken gar nicht daran«, korrigierte Camaban ihn
unwirsch. »Ich habe Derrewyn in diesem Sommer getroffen. Übrigens, hast du
gewusst, dass sie eine Tochter hat? Merrel, so heißt das erbärmliche Balg.
Derrewyn hat bei Rallin gelegen, weil sie ein Kind von einem Clanführer wollte,
und sie will sie zu einer Zauberin erziehen - wie sie selbst, hat sie mir
gestanden. Eine Zauberin, dass ich nicht lache! Derrewyn reibt Knochen
aneinander, murmelt über Schneckenhäusern, zerstampft Leinkraut und Butter zu
einer Paste, starrt in Pinkeltöpfe und bildet sich ein, sie beschwöre die
Götter. Aber ich bin trotzdem in diesem Sommer zu ihr gegangen. Und zwar
heimlich — in finsterster Nacht habe ich mich vor ihr verneigt. Ich habe mich
erniedrigt. Gib mir Steine, habe ich sie angefleht, und ich werde Frieden
zwischen Ratharryn und Cathallo stiften, aber sie rückte nicht mal so viel wie
einen Kieselstein heraus.« Er war verbittert über diese demütigende Erinnerung.
»Sannas hat mir verraten, dass sie zu dem Wolfsgott betet, wenn sie durch eine
Gegend wandert, wo Wölfe herumlaufen. Aber warum? Warum ihm auch nur ein Gebet
schicken? Denn warum sollte der Wolfsgott überhaupt zuhören? Es liegt nun mal
in der Natur von Wölfen, zu töten, und nicht, Leben zu verschonen. Indem ich
Derrewyn angebettelt habe, mir Steine zu geben, bin ich dem gleichen Irrtum
aufgesessen wie Sannas damals. Ich habe zu dem falschen Gott gebetet.«
    »Bring ihr Lengars Kopf«, schlug Saban vor, »und sie wird
bereit sein, sämtliche Steine von Cathallo dagegen einzutauschen.«
    »Sie wird

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