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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Totenschädels erinnerte Saban wieder an seinen
Meineid; er berührte seine Lenden und bat die Götter in einem stummen Gebet,
ihm zu verzeihen. Hinter den ihre Gesänge schmetternden Priestern stieg der
Rauch von der Siedlung senkrecht in den Himmel auf, der noch immer wolkenlos
war - obwohl die ersten Vorboten der abendlichen Dunkelheit den nördlichen
Horizont schiefergrau färbten.
    Die Prozession setzte sich erneut in Bewegung, durchquerte
das flache Tal und stieg dann zwischen den Wällen des geheiligten Pfades die
Hügelflanke empor. Die Menschenmenge hatte begonnen, zu dem langsam lauter
werdenden Trommeln zu tanzen, während sie sich mit schleifenden Schritten nach
links und rechts bewegten, vor und zurück, und sich in dem feierlichen Tanz
wiegten, der nicht eher enden würde, bis die Trommeln verstummten.
    Camaban und Aurenna waren nicht unter den Priestern, die
sich jetzt in einem Kreis um den Tempelgraben herum verteilten, während die
Tänzerinnen mit ihren Eschenzweigen den gesamten Kreidering fegten, um jegliche
böse Geister zu vertreiben. Anschließend stellten sich die Krieger in einem
schützenden Kreis um den Kreidegraben herum.
    Die Frauen von Ratharryn stimmten das Hochzeitslied von
Slaol an. Sie tanzten zu ihrem Gesang, blieben reglos stehen, wenn ein Vers
endete, und bewegten sich dann erneut mit gemessenen Schritten, wenn das bewegende
Klagelied weiterging. Die Melodie war so getragen und ergreifend, dass Saban
spürte, wie ihm die Tränen kamen; er begann ebenfalls zu tanzen, fühlte den
göttlichen Geist in sich, und überall um ihn herum wiegte sich die
Menschenmenge im Takt des Liedes, während die Stimmen der Frauen anschwollen
und wieder verhallten, sich erneut emporschwangen und sangen. Die Sonne stand
jetzt tief am Himmel, war aber immer noch hell und noch nicht von dem Blutrot
ihres winterlichen Untergangs überhaucht.
    Vom äußeren Rand der Menge erhob sich ein Murmeln, und
Saban sah drei Gestalten von der Siedlung heraufschreiten. Die eine war ganz in
Schwarz gekleidet, die zweite ganz in Weiß, und die dritte trug ein Hirschlederhemd.
Es war Lallic, die Leder trug; sie ging zwischen Camaban und Aurenna, die sich
in lange, mit Federn besetzte Umhänge gehüllt hatten. Camabans Umhang war
dicht an dicht mit Schwanenfedern benäht, während Aurenna, ihr Haar so hell und
golden wie an dem Tag, als Saban ihr zum ersten Mal begegnete, von Kopf bis Fuß
in Rabenfedern erschien. Weiß und Schwarz, Slaol und Lahanna, und auf Aurennas
Antlitz lag ein Ausdruck entrückter Verzückung. Sie nahm weder die wartende
Menschenmenge noch die schweigenden Priester noch die turmhoch aufragenden Steine
wahr - denn ihr Geist war bereits in die neue, bessere Welt entflohen, die der
Tempel bringen würde. Aus der Menge drang kein Laut.
    Camaban hatte Anweisung erteilt, zwei neue Holzstöße zu
beiden Seiten des Tempels aufzuschichten, jedoch ein gutes Stück von den
Steinen entfernt; und einhundert Mann hatten den ganzen vergangenen Tag geschuftet,
um das wieder aufzubauen, was Derrewyn zerstört hatte. Jetzt wurden diese
neuen Scheiterhaufen in Brand gesteckt. Die Flammen krochen hungrig durch die
riesigen Stöße, auf die ganze Baumstämme gelegt worden waren, damit die Feuer
die ganze lange Mittwinternacht hindurch brannten. Ihr Knistern und Prasseln
beherrschte jetzt das Schauspiel, denn das Trommeln, Singen und Tanzen hatte
abrupt aufgehört, als die drei Gestalten den geheiligten Pfad betraten.
    Camaban blieb neben dem Sonnenstein stehen, Lallic
gehorchte seinem gemurmelten Befehl und stellte sich vor den Stein, um auf den
Tempel zu starren. »Deine Tochter?«, fragte Lewydd leise.
    »Meine Tochter«, bestätigte Saban. »Sie soll hier
Priesterin sein.« Er wollte auf Lallic zugehen, doch zwei Speerkämpfer
versperrten ihm augenblicklich den Weg. »Du musst ganz still sein«, sagte der
eine und senkte seine Speerklinge, sodass sie auf Sabans Brust gerichtet war.
»Camaban hat vollkommene Stille angeordnet«, erklärte der andere. Aurenna
schritt weiter in die langen Schatten der Steine und verschwand dann in dem
Tempel selbst.
    Die Menschenmenge wartete. Die Sonne stand jetzt tief am
Horizont, aber die Schatten des Tempels waren noch nicht so lang, dass sie bis
zum Sonnenhaus reichten. Den Himmel überzog ein blasses Rosa, und die
südlichsten Steine färbten sich ebenfalls rosig, während es im Inneren des
Tempels bereits dunkel war. Das Muster wurde deutlich erkennbar, als die Steine
ihre

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