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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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keine Jungen«, fertigte die alte
Frau ihn barsch ab.
    »Aber ich habe keine Seele«, erläuterte Camaban. »Sie
wurde von dem K-K-Kindstöter zerstört. Ich bin weder Junge noch Mann, nur ein
Nichts.«
    »Wenn du ein Nichts bist, was kannst du dann lernen?«
    »Alles, was du mich l-l-lehren willst.« Camaban wandte
sich um, um die Zauberin anzusehen. »Ich w-w-werde dich auch dafür bezahlen«,
fügte er hinzu.
    Sannas lachte meckernd, und ihr Atem rasselte in ihrer
Kehle, während sie vor und zurück schaukelte. »Und was«, fragte sie, als sie
sich erholt hatte, »kann ein verkrüppelter Ausgestoßener aus Klein Ratharryn
mir zahlen?«
    »Das hier.« Camaban öffnete die Finger seiner rechten
Hand, um eine einzelne Goldraute zu enthüllen. »Das ist ein Teil des
fremdländischen Goldes«, erklärte er, »die B-B-Braut von Slaols Schatz.« Sannas
griff nach der Raute, aber Camaban schloss seine Finger hastig wieder zur
Faust.
    »Gib sie mir, Kind!«, zischte die alte Frau.
    »Wenn du versprichst, dass du mich unterrichtest«,
erwiderte Camaban, »werde ich sie dir geben.«
    Sannas schloss die Augen. »Wenn du sie mir nicht gibst, du
verkrüppeltes Scheusal«, sang sie mit einer Stimme, die drei Generationen ihres
Stammes in Angst und Schrecken versetzt hatte, »werde ich deinen Körper den
Würmern überlassen und deine Seele in den endlosen Wald verbannen. Ich werde
dein Blut gerinnen lassen und deine Knochen zu einer Paste zermahlen. Ich
werde die Vögel herbeirufen, damit sie dir die Augen auspicken, die giftigen
Schlangen werden an deinen Eingeweiden saugen, und die Hunde werden dein Fleisch
fressen. Du wirst mich um Gnade anflehen, aber ich werde dich nur auslachen und
deinen Schädel als Pinkeltopf benutzen.« Jäh hielt sie inne, denn Camaban hatte
sich wortlos vom Boden erhoben und hinkte davon. »Wo gehst du hin?«, bellte
sie.
    »Ich habe gehört«, erklärte Camaban, »dass es in Drewenna
einen Zauberer gibt. Er kann mich unterrichten.«
    Sie funkelte ihn böse an, ihre Augen glitzernd in dem
leichenähnlichen Gesicht, aber Camaban blieb ganz ruhig und gelassen, und
Sannas schüttelte sich vor Zorn. »Mach noch einen einzigen Schritt, Krüppel«,
zischte sie, »und ich werde dafür sorgen, dass deine verdrehten Knochen neben
dieser Zwergin in dem Graben dort verscharrt werden!«
    Camaban hielt die goldene Raute hoch. »Mit d-d-diesem
Stück Gold hier bezahle ich dich, wenn du mich unterrichtest«, wiederholte er,
dann holte er seine zweite Raute hervor. »Und mit diesem Gold w-w-werde ich
dich bezahlen, damit du meinen Fuß heilst.«
    »Komm her!«, befahl Sannas. Camaban rührte sich nicht,
sondern hielt nur die Goldstückchen hoch, die im Feuerschein glitzerten. Sannas
starrte auf die Rauten, wohl wissend, welchen Schaden sie mit solch mächtigen
Talismanen anrichten konnte. Sie hoffte, am nächsten Morgen noch mehr von
diesem Gold zu ergattern, aber schon jedes winzige Stück war äußerst kostbar
für sie, und deshalb beherrschte sie ihren Zorn. »Gut, ich werde dich
unterrichten«, stellte sie in Aussicht.
    »Danke«, sagte Camaban, dann kniete er vor ihr nieder und
legte ehrfürchtig die beiden Goldrauten in ihre ausgestreckte Hand.
    Sannas spuckte auf die Kostbarkeiten, dann schlurfte sie
in die undurchdringliche Finsternis ihrer Hütte zurück, wo das Feuer nur noch
ein Häufchen verkohlter Holzscheite war. »Du kannst hier in der Hütte
schlafen«, ließ sie sich aus der Dunkelheit vernehmen, »oder draußen. Das ist
mir egal.«
    Camaban gab keine Antwort, sondern starrte nur auf die
hohen Tempelsäulen. Die Schatten der Paare lagen jetzt reglos da, aber der
Schein der langsam verlöschenden Flammen flackerte, und ihm war so, als
leuchtete der Steinkreis in der raucherfüllten Nacht. Es war, als ob die Steine
lebten und die Menschen tot wären, und das ließ ihn an den Alten Tempel denken,
zwar weit entfernt, dennoch sein Zuhause; er beugte sich vor, presste seine
Stirn auf den Erdboden und schwor den Göttern - welche Götter auch immer ihn
hörten —, dass er den Alten Tempel zum Leben erwecken würde. Er würde ihn zum
Singen bringen, er würde ihn zum Tanzen bringen, er würde ihn mit Leben
erfüllen.
     
    Hengall war recht zufrieden mit den Ergebnissen seiner
Verhandlungen mit Kital. Der Frieden zwischen den beiden Stämmen war gesichert,
und dieser Frieden würde durch die Eheschließung von Saban und Derrewyn
besiegelt werden. »Nicht, dass sie das Mädchen wäre, das ich für

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