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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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reden?
    Gail versuchte nicht zu zittern. Selbst das halsbrecherisch
fliegende Pelzlings-Raumboot, in dem es so eisig kalt gewesen war,
war besser gewesen als das hier.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Halle, direkt neben
einer schleimüberzogenen Wand, lag Dr. Shipley auf dem Boden. Er
war nackt bis auf den Lendenschurz, den er um die fülligen
Hüften trug. Nan, die dieses »Kleidungsstück«
für ihn gemacht hatte, wich ihm nicht von der Seite. Sie hatte
zwei Decken nebeneinander ausgelegt und derart eine Insel im Schleim
geschaffen, und Gail trat dankbar darauf. »Nan? Wie geht es
ihm?«
    »Keine Ahnung. Er schläft sehr viel, und ich denke, das
ist auch besser so. Vielleicht ist er auch bewusstlos. Ich weiß
nicht, was die Pflanzen hier mit ihm machen! Sie strecken immer
wieder Bio-Arme zu seinem Körper aus, und ein langer,
dünner ist ihm sogar in die Nase gekrochen.«
    Gail schüttelte sich. »Vermutlich müssen sie erst
seine Biochemie entschlüsseln, ehe sie irgendwelche Medikamente
verabreichen können. Denk dran, sie haben noch nie zuvor einen
Menschen gesehen.«
    »Du redest einfach nur so daher!«, stellte Nan
überdeutlich fest. »Du weißt genau so wenig wie
ich!«
    Das war allerdings wahr. Gail nahm neben Nan Platz und riss einen
Stoffstreifen von ihrer Decke ab. Nan konnte vielleicht halb nackt
herumlaufen, aber Gail war vollbusig und schon etwas älter. Ihre
Brüste hüpften und hingen unbequem, und sie brauchte eine
Art BH, egal, wie heiß es war.
    Plötzlich wölbte sich der Boden unter ihr nach oben.
    Gail unterdrückte einen Aufschrei und warf sich flach auf die
Decken. Aber natürlich war es kein Erdbeben. Der Boden
wölbte sich immer mehr, aber… aber…
    Es dauerte einen Augenblick, ehe sie erkannte, was an dem Vorgang
am Eigenartigsten war: Nichts, sie selbst eingeschlossen, rollte nach
unten, obwohl sich die Mitte der runden Halle deutlich anhob und an
den Rändern nach unten verlief.
    Langsam stand Gail auf. Alles stabil, sagten ihre
Füße. Vollkommen ebener Boden. Aber ihre Augen
sagten: Dieser Raum fällt nun zu den Rändern hin
ab.
    Karim nahm den Weg, den der Schleim geschaffen hatte, und wirkte
begeistert. »Genau wie ich gesagt habe!
Großartig!«
    »Was ist großartig?«, versetzte Gail gereizt.
    »Das Mannschaftsmodul passt sich in seiner Form an, wenn es
näher an die Massescheibe heranrückt. Das muss es
tun, um die Gravitationskräfte der Massescheibe
gleichmäßig im Wohnbereich zu verteilen. Weißt du,
während wir beschleunigen…«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Gail.
    »Ja, ja – aber es ist faszinierend. Nehmen wir an, der
Radius des Mannschaftsmoduls beträgt ein Zehntel des Radius der
Massescheibe. Dann, bei maximaler Beschleunigung, wenn der bewegliche
Wohnbereich der Massescheibe am nächsten ist, müsste ein
Wölbungsgrad von zwanzig Prozent entstehen, denn…«
    Gail wandte ihm den Rücken zu. Zu Nan sagte sie: »Essen?
Wasser?«
    »Wasser wird hier gemacht.« Nan zeigte auf einen Becher
aus einem festen, durchsichtigen Material, der vor einer großen
Ranke im Schleim steckte. »Das Wasser taucht einfach aus dem
Nichts auf. Was glaubst du, woraus es gemacht wird?«
    »H 2 O.«
    »Ha, ha«, erwiderte Nan griesgrämig. Immerhin
wirkte sie jetzt ein wenig beruhigter, auch wenn Gail diese
Empfindung nicht teilen konnte.
    »Wie sollen wir durch diese Helme trinken?«
    »Keinen Schimmer«, sagte Nan, aber natürlich musste
sie es sogleich ausprobieren. Sie griff nach dem Becher und hob ihn
vor ihren Helm. Als Helm und Becher sich berührten, beulte sich
der Helm nach innen, dann verschmolz er mit dem Becher. Kurz darauf
war beides eins, und das Wasser – oder was immer es auch war
– floss in Nans Mund. Als sie den Becher wieder wegzog, trennte
er sich von dem Helm, der wieder seine ursprüngliche runde Form
annahm.
    »Sie denken wirklich an alles«, stellte Nan fest. Ihr
Tonfall klang alles andere als bewundernd.
     
    Eine gewisse Routine stellte sich ein, so seltsam dieser Gedanke
Gail auch vorkam. Drei Deckeninseln wurden zwischen dem stets
schaumigen Schleim errichtet. Die größte befand sich dicht
bei der einzelnen Ranke mit dem Übersetzer, in der Nähe der
Luftschleuse. Die zweite lag etwa zwanzig Meter entfernt und war
für diejenigen Menschen gedacht, die in Ruhe schlafen wollten.
Mit den Helmen auf dem Kopf zu schlafen bedurfte einiger
Gewöhnung, aber sie schafften es. Die dritte Insel, die sie
»das Krankenhaus« nannten, befand sich auf

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