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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Hause senden uns ihre Grüße.«
    Irgendwo im außerirdischen Rankengestrüpp schrie Lucy
auf.
    Der gewundene Pfad zwischen dem Krankenlager und der
Schlafdeckeninsel war länger als der zur Hauptinsel. So waren
bereits alle anderen dort, als Gail hinter Franz und Nan bei den
Schlafdecken ankam. Sie drängten sich auf den drei Decken
zwischen dem Schleim zusammen. Niemand wirkte verängstigt, und
Lucy schrie nicht mehr.
    »Es ist auf mich draufgeklettert«, sagte sie mit weit
aufgerissenen Augen.
    Dann sah Gail es. Ein daumengroßer Mensch krabbelte
zwischen den Füßen der anderen umher. Nein, kein Mensch,
sondern… sondern was? Gail blieb auf dem Weg stehen und war
nicht bereit, näher heranzugehen. Das kleine Ding fing an,
Georges Bein hochzuklettern, indem es sich an den zahllosen Haaren
emporzog. Da hatte es sich den Richtigen ausgesucht. George
wölbte die Handfläche unter der Kreatur und hob sie sanft
an.
    Zum ersten Mal überhaupt erlebte Gail den Biologen
sprachlos.
    Das fünf Zentimeter hohe Geschöpf sah tatsächlich menschlich aus – oder zumindest menschlicher als
irgendein anderer Außerirdischer, den Gail bisher zu Gesicht
bekommen hatte. Es war symmetrisch, zweifüßig, mit klar
erkennbarem Kopf. Dieser Kopf hatte Augen und ein Loch, das
möglicherweise den Mund darstellte. Doch anstelle der Arme hatte
es einen einzelnen langen, beweglichen und klebrig wirkenden
Tentakel, der ihm aus der Brust wuchs, und es hatte keine
Geschlechtsorgane. Doch die Proportionen waren wie bei einem
Menschen, und die Haut sah weich und hellbraun aus. Gail schwirrten
auf einmal die Geschichten ihrer Kindheit durch den Kopf, Geschichten
über Feen und Elfen.
    Das kleine Ding zwitscherte George an.
    »Hallo«, sagte George versuchsweise, aber er erhielt
keine Antwort.
    »Schaut!«, rief Ingrid. Mehr der Geschöpfe kamen
zwischen den Blättern hervor. Gail sah, wie sich am Stamm einer
Ranke ein breites fleischiges »Blatt« öffnete –
oder eine Hand oder was auch immer es war –, und eines der
zweibeinigen Wesen lief heraus. Die Kreaturen wimmelten um die
Menschen herum.
    Franz’ Gesicht war starr. Er hob ein Bein, um eines der Wesen
von sich fortzutreten. Jake rief scharf: »Franz!«, und der
Soldat begnügte sich mit einem kleinen Stoß.
    »Gail, lass mich vorbei«, sagte George. »Ich muss
die Ranke nach diesen Dingern fragen!« Das Wesen auf seiner
Handfläche zirpte ihn immer noch an und wirkte vollkommen
furchtlos.
    Alle folgten George zu der Hauptinsel, wo er rief: »Ranke!
Was ist das?«
    Die Ranke erklärte: »Das sind unsere
Läufer.«
    Ein Echo hallte in Gails Gedanken wieder, Betas Worte, von denen
Nan ihr berichtet hatte: »Ihr seid alle Läufer. Seid ihr
alle Läufer? Wir glauben ja. Läufer müssen laufen und
gehen und sich bewegen. Auf unserer Welt sprechen die Läufer
nicht. Sie sitzen nicht mit uns zusammen. Wir mögen sie so, wie
sie sind.«
    »Läufer«, wiederholte George. »Sind sie…
können sie denken?«
    »Sie müssen nicht denken«, sagte die Ranke.
    »Oh.« Selbst George war einen Moment lang sprachlos.
Schließlich fragte er: »Gehören sie zu eurem
Lebenszyklus? Wird dieser Läufer eine Ranke werden?«
    »Nein.«
    »War er mal Schleim?«
    »Wir waren alle einmal Schleim«, sagte die Ranke. Gail
las aus Georges Gesicht, dass das gar nichts beantwortete. Ein
Dutzend der Geschöpfe liefen jetzt auf der Decke herum. Sie
versuchten, an den Menschen emporzuklettern. Franz stieß seines
zur Seite, erhob sich und ging steifbeinig zurück zum
Krankenlager.
    »Sie sind neugierig«, erklärte die Ranke. »Sie
werden euch untersuchen. Dann werden sie sich wieder an ihre Arbeit
begeben.«
    George nahm diese Bemerkung als Vorlage: »Was ist ihre
Arbeit?«
    Ausdruckslos sagte Ranke: »Es ist Zeit für uns zu
lieben.«
     
    Gail stand auf und bahnte sich einen Weg durch die sitzenden
Menschen bis zu dem Pfad. Die Ranke und George richteten sich
offenbar auf ein weiteres langes Gespräch ein, und jeder
außer Gail wirkte fasziniert. Sogar Nan saß mit einem
zwitschernden Läufer auf der Handfläche da. Was auch immer
sie für eine Abneigung gegen die Ranken und ihrem Schleim hegte,
diese Geschöpfe hatten offenbar ihr Interesse geweckt. Gail
konnte es beinahe nachempfinden. Das Wesen auf Nans Hand sah einem
Menschen sogar ähnlicher als die Pelzlinge, und im Gegensatz zu
den Pelzlingen reagierten diese hier verzückt darauf, wenn sie
gestreichelt wurden.
    Als Gail die Krankenhausdecke erreichte, setzte

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