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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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sich Dr. Shipley
auf. Franz saß am gegenüberliegenden Rand der Decke und
blickte ins Leere.
    »Doktor?«, sprach Gail ihn an. »Wie fühlen Sie
sich?«
    »Unnatürlich gut, danke. Was geht da drüben
vor?«
    »Es sind einige winzige Wesen aufgetaucht, die die Ranken als
›Läufer‹ bezeichnen. Anscheinend sind sie Teil ihres
Paarungsvorgangs.«
    »Tatsächlich!« Shipley wirkte ebenso interessiert
wie Nan. Gail seufzte. War sie etwa die Einzige, der es
gleichgültig war, wie, wann und ob die Ranken miteinander
vögelten? Das war es doch anscheinend, was sich hier
anbahnte.
    »Ich glaube, ich kann aufstehen«, verkündete
Shipley und versuchte es gleich. Er fiel wieder auf die Decke
zurück.
    »Bleiben Sie ruhig. Sie sind noch nicht gesund«,
schimpfte Gail, ehe sie sich daran erinnerte, dass sie mit einem Arzt
sprach.
    Shipley lächelte gequält. »Ja, meine Liebe. Sie
haben Recht. Es ist nur so, dass ich mich nach der Fürsorge der
Ranken so außergewöhnlich gut fühle. Ich würde
gern fragen, wie… Aber das kann ich auch später, und auch
die Läufer kann ich mir später noch anschauen.«
    Heftig warf Franz ein: »Sagt den Pflanzen, sie sollen diese
Dinger von mir fern halten. Sonst zertrete ich sie. Sagt ihnen
das!«
    Gail starrte ihn an. Franz entschuldigte sich nicht. Stattdessen
brummte er: »Niemand hier denkt noch an Mira City.«
    »Ich schon«, antwortete Gail sanft, und plötzlich
fühlte sie sich dem zornigen Soldaten verbunden. Jeder andere
war tatsächlich in die Geheimnisse außerirdischer Biologie
vertieft. Gail verstand es nicht. Mira City wich nie aus ihren
Gedanken, nicht eine Minute lang.
    Wenn Jake und Karim und George es nicht schafften, den
Schutzschirm der Ranken zu zerstören, dann würde Mira City
vernichtet werden. Fünftausend menschliche Leben,
einschließlich Gails Familie. Und außerdem alles,
wofür sie gearbeitet hatte, an das sie geglaubt hatte, worauf
sie Jahre ihres Lebens verwendet hatte.
    »Ich denke an Mira City«, sagte sie und wusste,
dass sie nicht mehr sagen konnte, ohne Jakes Plan
bloßzustellen. Aber der eine Satz reichte. Franz sah sie an und
nickte besänftigt.
    Shipley allerdings musterte sie beide, mit all der Schärfe
und Klarheit, die seinen alten Augen wiedergegeben worden war.

 
27. KAPITEL
     
     
    Erst recht spät schloss sich Shipley den Gesprächen
über die Läufer an und war dann damit beschäftigt,
sich aus den Vermutungen der anderen und eigenen Beobachtungen ein
Bild über diese Wesen zu schaffen. Er versuchte sich einzureden,
dass er ein medizinisches Interesse an ihnen hätte. Aber er
wusste genau, dass er sich einfach nur ablenken wollte.
    Niemand befasste sich gern mit dem schmerzlichen Gedanken an
Verrat.
    Also besah er sich den Läufer, der zufrieden auf seinem Bein
saß, und staunte über die unendliche Vielfalt des
Universums.
    Die Läufer waren Bestäuber – oder etwas
Vergleichbares. Sie liefen von Ranke zu Ranke und übertrugen mit
ihren klebrigen Tentakeln »Blütenstaub«. Die Ranken
produzierten eine Substanz, die ein Bedürfnis der Läufer
befriedigte, auch wenn es keine Nahrung war.
    »Irdische Pflanzen machen es auch so, wisst ihr«,
erklärte George. »Eine Art Zähmung. Sie haben uns
beigebracht, sie zu pflegen, sie zu beschützen, sie sogar zu
züchten und zu veredeln. Dafür befriedigen sie unser
Bedürfnis nach Schönheit und Düften. In dieser
Hinsicht sind wir nur größere, klügere Bienen.«
Er hielt kurz inne. »Oder größere, klügere
Läufer.«
    »Warum verteilen die Ranken den Blütenstaub nicht
einfach auf sich selbst?«, wollte Naomi wissen.
    »Selbstbestäubung würde die Gene nicht gut genug
verteilen. Viele irdische Arten haben Wege entwickelt, um
Selbstbestäubung zu vermeiden. Manche sorgen auf chemischem Wege
dafür, dass ihre Samenanlage und die eigenen Pollenkörner
inkompatibel sind. Bei anderen produzieren dir Staubgefäße
Pollen nur dann, wenn die eigenen Fruchtblätter nicht
empfänglich sind. Sex hat große evolutionäre
Vorteile.«
    »Sex?«, fragte Naomi und hielt nach Gail Ausschau, dir
aber nicht anwesend war. »Es gibt männliche und weibliche
Ranken?«
    »Nicht notwendigerweise«, sagte George. Der Läufer
auf seiner Handfläche machte Anstalten herunterzuspringen, und
George setzte ihn behutsam auf die Decke. Das Geschöpf
verschwand zwischen dem Laubwerk. »Man kann auch ohne
verschiedene Geschlechter Sex haben.«
    »Das weiß ich«, verkündete Naomi. Shipley
ließ sich nichts anmerken. Noch

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