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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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hörten, wenn
Menschen zu ihnen sprachen, und ob sie es dann auch verstanden.
Vielleicht teilten sie alle, als ein Wesen, alles. Vielleicht
nicht.
    Drei bis acht Menschen hielten sich für gewöhnlich auf
der großen Deckeninsel neben der Luftschleuse auf. Franz begab
sich nie dorthin, aber George verließ diesen Platz nie. Der
Biologe schlief sogar neben dem Übersetzer, nicht auf der
Schlafinsel. »Es macht mir nichts aus, wenn ihr anderen redet.
Ich kann immer schlafen«, behauptete George. In Wirklichkeit
wollte er nur nichts verpassen.
    Shipley schloss sich der wechselnden Gruppe neben dem
Übersetzer an. Eigentlich hätte er Franz unter Beobachtung
halten müssen, aber das hier war wichtiger.
    »Sie sind wach«, bemerkte Lucy freundlich.
»Willkommen unter den Lebenden, Doktor. Wie geht es
Ihnen?«
    »Gut«, sagte Shipley. »Wie lange habe ich
geschlafen?«
    »Zwei Tage. Die Ranke meinte, es bräuchte Zeit, bis Sie
vollständig genesen sind.«
    Zwei Tage! Kein Wunder, dass Naomi so verhungert aussah.
    Jake hatte ebenfalls Gewicht verloren. Seine Augen wirkten
eingefallen, obwohl Shipley wusste, dass er genug Nahrung zu sich
nahm. Jake wurde anscheinend von etwas heimgesucht, das damit nichts
zu tun hatte.
    Aber auch dem konnte Shipley im Augenblick keine Aufmerksamkeit
widmen. Er musste mit der Ranke allein sprechen. Aber die Ranke war
niemals allein.
    George und die Ranke sprachen über
Molekülstrukturen.
    Ingrid, George und die Ranke sprachen über genetisches
Erbgut.
    Jake und Lucy sprachen ganz bewusst nicht miteinander, ein
Schweigen, das für Shipley ebenso laut war wie eine
gebrüllte Anklage.
    Karim pfiff, bis ihm die Lippen wehtaten.
    Naomi ließ sich selten sehen, aber Gail eilte stets zwischen
dem Krankenlager und der Hauptinsel hin und her. »Eine weitere
QVV-Botschaft«, verkündete sie, »von zu Hause!«
In ihrer Stimme nahm Shipley einen Schmerz wahr, den die Ranke
vermutlich nicht bemerken oder einordnen konnte.
    George und die Ranke sprachen über die Evolution der
Arten.
    Jake ging fort, kam zurück, nahm Platz und saß
totenstill da.
    Karim und die Ranke sprachen über die Beschaffenheit der
Sonne im Heimatsystem der Ranken.
    Schließlich konnte Shipley nicht mehr länger warten. Er
hatte keine Ahnung, wann das Schiff sein Ziel erreichen würde
oder was sie dort erwartete. Ebenso wenig wusste er, wie lange die
Pelzlinge warten würden, ehe sie beschlossen, dass die Menschen
ihren Teil des »Abkommens« nicht eingehalten hatten. Jede
Minute zählte.
    Er erhob sich schwerfällig. Lucy schaute zu ihm auf.
»Ich glaube, ich sollte mal nach Franz sehen«,
erklärte er und verließ die Hauptinsel. Er folgte dem
schmalen schleimfreien Pfad zum Krankenlager.
    Der Pfad wand sich zwischen Ansammlungen von Ranken und Flecken
von zitterndem Schleim hindurch. Vielleicht ein Drittel seiner
Länge verlief außer Sichtweite sowohl der Hauptinsel als
auch des Krankenlagers. Shipley stoppte an einer abgeschiedenen
Stelle, neben einer Gruppe von vier Ranken, die dicht beieinander
standen. Er legte die Hand auf den Stamm der nächststehenden,
ohne zu wissen, ob das notwendig war, um ihre Aufmerksamkeit zu
erregen. Ohne überhaupt etwas zu wissen.
    »Ranke«, sagte er leise. »Ich bin William Shipley.
Ich weiß nicht, ob du mich hören oder auf irgendeine
andere Weise wahrnehmen kannst. Ich muss mit der Ranke sprechen, die
den Übersetzer eurer Feinde trägt. Ich muss allein mit ihr
sprechen, ohne dass die anderen Menschen dabei sind. Es ist sehr
wichtig. Bitte.«
    Shipley wartete. Nichts geschah. Das Wesen unter seiner Hand
fühlte sich glitschig an, als wäre es mit einer Abart des
Biofilms überzogen, der auch den Boden und die Wände
bedeckte. Ein großes »Blatt«, berührte
träge sein Handgelenk. Vielleicht war es nur dorthingeweht
worden, von dem leichten Wind, der stetig an diesem sonderbaren Ort
blies. Selbst wenn das Geschöpf Shipleys Worte nicht verstehen
konnte, spürte es vielleicht über die Chemie seiner
Handfläche ein Gefühl der Dringlichkeit.
    »Bitte«, flüsterte er noch einmal.
    Nichts geschah.
    Aber als er zur Hauptinsel zurückkehrte, darüber
grübelnd, was er sonst noch tun konnte, sah er, dass jeder der
dort Anwesenden aufgesprungen war: George, Ingrid, Lucy, Karim.
    »Schauen Sie, Doktor!«, rief Ingrid. »Ein neuer
Weg!«
    Der Schleim teilte sich in einer neuen Richtung. Er bewegte sich
langsam; es war halb ein Rutschen und halb ein Kriechen. Dabei
ließ er einen weiteren, knapp

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