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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Naomi…
Warum sagte der Außerirdische nichts? O Gott, war Shipleys
Wortwahl vielleicht zu schwierig gewesen, sein Satzbau zu
kompliziert? Was glaubte das Ding, was es gehört
hatte?
    »Ranke«, sagte er verzweifelt, »verstehst du, was
ich gesagt habe? Verstehst du?«
    »Was ist die neue Information?«, sagte der
Außerirdische.
    Shipley starrte ihn an.
    »Ich verstehe nicht, was die neue Information ist, William
Shipley. Das ist keine neue Information. Jake Holman hat uns diese
Information vorher schon gegeben.«
    »Das stimmt, Doktor«, ließ sich Jakes Stimme ruhig
hinter Shipley vernehmen. »Ich habe ihnen diese Information
vorher schon gegeben.«

 
28. KAPITEL
     
     
    Trotz der durchaus ernsten Situation verspürte Jake den
völlig irrationalen, verrückten Wunsch, eine Videokamera
bei sich zu haben. Dieser Ausdruck auf Shipleys Gesicht…
    Der Augenblick verging rasch. Dann mischte sich wieder
Verzweiflung in Jakes Belustigung, die Qual, die er immer mit sich
tragen würde. Shipley hatte den Ranken die Wahrheit gesagt, aber
das hatte er, Jake, bereits vorher schon getan. Mira City würde
ausgelöscht werden. Nein, nicht sofort, aber sobald die
Pelzlinge dahinter kamen, dass die Menschen den Schutzschirm der
Ranken nicht von innen zerstören würden. Weil die Menschen
niemals nach »innen« gelangen würden.
    »Sie werden uns nicht zu einem ihrer Planeten bringen,
Doktor«, erklärte Jake. »Sie sind nicht
dumm.«
    Shipley starrte zuerst ihn an, dann die Ranke, als würde er
erwarten, dass sie etwas dazu sagen würde. Das tat sie nicht.
Die Ranken sprachen nur, wenn sie etwas zu sagen hatten. Noch etwas,
was sie von Menschen unterschied.
    Ruhig fragte Shipley: »Warum haben Sie es ihnen gesagt,
Jake?«
    »Aus demselben Grund wie Sie. Um ihre Hilfe für eine Art
Über-Plan zu gewinnen, der alle retten wird.«
    »Das war nicht mein Beweggrund«, widersprach
Shipley.
    Meiner ebenso rvenig, dachte Jake, behielt es aber für
sich. Er wusste selbst nicht mehr, was seine Gründe waren:
Eigennutz, Hoffnung, Wahrheit, Zynismus, Lucy… das alles steckte
irgendwie mit drin. Gott, wie müde er war. Es war so lange her,
dass er tief und fest geschlafen hatte.
    »Aber Sie haben es ihnen gesagt«, fuhr Shipley
fort. »Sie haben der Ranke von dem trojanischen Pferd
erzählt, und…«
    Jake ahnte den Angriff, ehe er ihn tatsächlich fühlte.
Müller stand hinter ihnen, auf dem Weg, der zum Krankenlager
führte. Jake wirbelte herum, als Müller ihn packte und ihn
vollends zu sich herumdrehte.
    »Sie! Sie haben es ihnen gesagt! Sie vernichten Mira
City!«, schrie er, und dann auf Deutsch: »Scheiße!« Müllers Faust rammte ihm in
den Bauch, und dann konnte er nicht mehr atmen. Er bekam keine Luft
mehr, sein Körper schien in Flammen zu stehen…
    Irgendetwas zerrte Müller von ihm fort.
    Jake brach zusammen. Er rang nach Luft, und der Schmerz war
größer als jeder, den er je verspürt hatte. Aus den
Augenwinkeln sah er, dass Müller umklammert wurde, von
einer… einer Ranke! Zwei Ranken. Der Soldat hing in lebenden
außerirdischen Seilen, kräftigen Ausläufern der
Übersetzer-Ranke.
    Aber Müller mit seiner körperlichen Aufrüstung war
stark. Mit einem Brüllen befreite er sich und trampelte dann auf
den von ihm ausgerissenen Pflanzensträngen der Ranke herum.
Dieses wilde Herumgetrampel rettete Jake das Leben. Er bekam immer
noch keine Luft und spürte, wie er das Bewusstsein verlor. Aber
vorher sah er noch, wie Dr. Shipley nach Müllers linkem
Knöchel griff.
    Der Erneuerte hatte nicht damit gerechnet, dass Shipley eingreifen
würde. Shipleys verzweifelter Griff ließ ihn straucheln,
und er geriet aus dem Gleichgewicht. Er kippte um und schlug, das
Gesicht nach unten, neben dem Rand der Decke auf.
    Er lag nur für wenige Sekunden am Boden, dann sprang er
wieder auf. Aber in der kurzen Zeit hatte sich sein Helm bei der
Berührung mit dem Schleim aufgelöst, und Müllers
Gesicht war völlig verschmiert. Mit fahrigen Bewegungen
versuchte er, den Schleim wegzuwischen – und riss sich dabei das
Gesicht vom Schädel. In Jakes schmerzgetrübter Wahrnehmung
wurden das Fleisch, die Augen, der Mund des Erneuerten
zerfressen… und dann wurde alles schwarz.
     
    Als Jake wieder zu Bewusstsein kam, hatte er wieder Luft in den
Lungen. Sein Oberkörper schmerzte, aber er brannte nicht mehr.
Gail beugte sich über ihn und hielt einen Becher. »Du bist
wieder da. Gut. Trink das, Jake. Ich bin es leid, es dir in die Kehle
zu kippen.

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