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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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furchtbare
Orte, unfruchtbares Land, voller Armut und Alkoholismus. Doch sie
blühten auf, als die Eingeborenen erkannten, dass sie als
unabhängige Staaten ganz legal Dienste anbieten konnte, die in
anderen Teilen der Vereinigten Staaten verboten waren. Zuerst waren
es Spielkasinos, dann Kliniken für kosmetische Gentherapie und
für das Klonen von Haustieren, und…«
    »Ich weiß sehr wohl, dass die Reservate bedeutsame
Zentren der Wissenschaft sind«, sagte Gail trocken. »Und
außerdem unanständig reich. Eben deshalb verstehe ich
nicht, warum dieser Haufen das alles über Bord werfen und wieder
so leben möchte, als hätte es die letzten zwei oder drei
Jahrhunderte nie gegeben. Aber natürlich mit Genlabor im
Schlepptau.«
    »Du bist ein Gesellschaftsmensch«, sagte Jake,
»fest verwurzelt in der Mitte deiner großen Familie
und…«
    »Wohl kaum. Bisher wurden nur sechs Leute aus meiner Familie
geweckt. Meine Familie steht ganz am Ende der Liste.«
    »Das ist Haarspalterei. Du bist ein Gesellschaftsmensch, und
deshalb bemerkst du anscheinend nicht, wie viele Leute verzweifelt
versuchen, der Gesellschaft zu entkommen.«
    Gail warf Jake einen eigenartigen Blick zu. Er schaute immer noch
den davonziehenden Cheyenne hinterher. Sie wurden immer kleiner,
während sie über die grasbestandene Ebene auf die fernen
Berge zuzogen. Jake sprach selten über seine Vergangenheit. Gail
fragte sich, ob das in diesem Augenblick der Fall war.
    »Jake…«
    »Wusstest du, dass Larry Smith seinen Namen ändern wird?
Sie alle werden das tun. Aber sie warten mit der Wahl ihres neuen
Namens auf irgendein besonderes Ereignis oder bis der Stamm eine
auffällige Eigenschaft bei ihnen entdeckt. So wurde es
anscheinend früher gemacht.«
    »Wenn wir Larry Smith also das nächste Mal sehen, wird
er ›Mann mit dem Genlabor‹ heißen?«
    »Du hältst das für lustig«, sagte Jake.
»Hältst du etwa auch Shipley für lustig, der mit
seinen Neuen Quäkern ein neues Leben anfangen will?«
    Sie antwortete ehrlich. »Nein. Oder zumindest nicht für
so lustig wie die Cheyenne. Wenigstens akzeptiert er, dass er zu
einer raumfahrenden Zivilisation gehört. Aber ich kapier nicht,
was seine Gemeinschaft überhaupt glaubt oder nicht glaubt. Du
etwa?«
    »Ich versuche es gar nicht erst«, entgegnete Jake
geringschätzig. Nach den sieben endlos langen Jahren wusste Gail
ganz genau, wie sehr Shipley ihn verunsicherte. Beständig wurden
weitere Neue Quäker aufgeweckt und auf die Oberfläche
gebracht. Wie würde Jake damit zurechtkommen, wenn er von
zweitausend Shipleys umgeben war?
    »Erzähl mir eines«, verlangte sie. »Hast du
die Quäker nur deshalb mitgenommen, weil sie ein Drittel der
Kosten tragen und du andernfalls nicht genug Geld zusammengekriegt
hättest?«
    »Selbstverständlich. Das ist der einzige Grund, warum
wir überhaupt irgendjemand mitgenommen haben, eingeschlossen
deine Familie und Larry Smiths Cheyenne. Das weißt du ganz
genau.«
    »Aber was ich nicht weiß, ist, weshalb du nicht noch
einige weitere Jahre abwarten konntest, bis sich jemand gefunden
hätte, der dir sympathischer ist. Was für einen Unterschied
machen ein paar Jahre, wenn man die Erde ohnehin für immer
verlässt?« Das hatte sie ihn schon immer fragen wollen.
    »Überhaupt keinen Unterschied«, sagte Jake
leichthin. »Wie auch immer, ich habe mehr Bedenken wegen der
Araber als wegen der Neuen Quäker. Shipleys Verrückte sind
zumindest Demokraten. Ich weiß, Faisal erzählt uns
ständig, wie gemäßigt seine Familie doch in
politischer und religiöser Hinsicht wäre und dass er sein
Heimatland verlassen musste, als eine neue, radikale Regierung an die
Macht kam. Deshalb wollen sie auch an einem neuen Ort ganz neu
anfangen. Aber trotzdem…«
    Gail musterte Jake eindringlich. Über dieses Thema hatten sie
vorher schon oft genug gesprochen. Ihr kam der Verdacht, er
würde das alles nur deshalb noch mal aufwärmen, um sie
abzulenken. Aber wovon?
    Unvermittelt fügte er hinzu: »Aber genug davon. Wir
kommen zu spät zur Sitzung des Verwaltungsrats.« Eilig ging
er zurück ins Lager.
    Inzwischen hätte sie daran gewöhnt sein sollen, dass er
ihr ständig auswich. Nach zehn Jahren als Partner, beinahe
sieben davon auf der Ariel zusammengepfercht, wusste Gail
alles über Jake: was er gern aß, wie er rülpste,
welche Witze er für lustig hielt, was für Geschenke er zu
seinem sechsten Geburtstag bekommen hatte, seine Noten im
Jurastudium. Und doch hatte sie mitunter den

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