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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wie bescheiden und demütig Lucy
in ihrem Inneren war.
    Schlaflos lag er über dem wunderschönen Planeten und
versuchte, sich selbst nicht zu hassen und seine schreckliche Tochter
zu lieben.

 
4. KAPITEL
     
     
    Gail stand neben Jake Holman am Rande der »Stadt«. Das
Baustellendurcheinander lag hinter ihr, und vor ihr erstreckten sich
die sanft ansteigenden Ebenen von Greentrees. Sie verabschiedeten
sich eben von den 967 Cheyenne-Indianern. Nichts an diesem Planeten,
dachte Gail, war so erstaunlich wie diese verrückten Romantiker
und ihr verrücktes Vorhaben.
    »Wir brechen nun auf«, stellte Larry Smith förmlich
fest. Er war ein kleiner, kräftig gebauter Mann mit braunen
Haaren und klugen hellgrauen Augen. Er trug einen braunen Overall aus
fast unverwüstlichem Threadmore. Auf der Erde war er
Viehzüchter gewesen. Hier war er Häuptling der
Cheyenne.
    Die Ebene hinter ihm war bedeckt von dichtem, violetten
Bodenbewuchs, zwischen denen Männer und Frauen Schlepptragen
hinter sich herzogen, die aus frisch gefällten Bäumen
gefertigt und mit Stangen aus Kohlenstofffasern verstärkt waren.
Auf diesen schwerfälligen Hybridkonstruktionen waren Bündel
aufgestapelt und mit Planen aus Threadmore abgedeckt. Zwischen den
Tragen rollten solarbetriebene Geländefahrzeuge einher und
wirkten, als hätten sie sich ins falsche Jahrhundert verfahren.
Und auf gewisse Weise war das auch der Fall.
    »Ihr könnt jederzeit mit uns oder dem Schiff Kontakt
aufnehmen, wenn ihr es wünscht«, bot Gail dem Anführer
der Cheyenne an, einfach weil sie irgendwas sagen musste. Was
wäre in dieser Situation angemessen? Es hatte noch nie einen
vergleichbaren Anlass gegeben.
    »Das wird nicht nötig sein«, stellte Larry klar.
»Nicht, wenn ihr euch an den Vertrag haltet.«
    Und was konnte man dazu sagen? Wir versprechen, unsere
Vereinbarung mit eurem Volk einzuhalten? Was so ein Versprechen
wert war, hatte man in der Geschichte der Menschheit oft genug
erlebt.
    »Nun gut, lebt wohl«, sagte Gail verlegen.
    »Lebe wohl, Gail Cutler. Möge der Geist mit dir
sein.«
    »Mit dir auch«, erwiderte Gail.
    Larry Smith wandte sich um zu seinem Stamm. Sie alle waren
während der letzten Wochen geweckt und im Shuttle
heruntergebracht worden, wo sie sogleich provisorische Tipis jenseits
der Grenzen von Mira City aufgestellt hatten.
    Als Smith außer Hörweite war, sagte Gail vorwurfsvoll
zu Jake: »Du hättest mir ruhig ein wenig helfen
können, statt einfach nur grinsend dabeizustehen.«
    »Ich habe nicht gegrinst.«
    »Innerlich schon. – Meine Güte, wie sonderbar
Menschen doch sind! Sie wollen eine Jäger-Sammler-Kultur
nachahmen, die größtenteils immer schon ein romantisches
Hirngespinst war.«
    »Du bist ein wenig zu hart«, entgegnete Jake und
beobachtete, wie die Cheyenne davonzogen. »Sie machen schon ihre
Zugeständnisse an die moderne Zeit und an die Gegebenheiten
dieses Planeten.«
    »Und wie sie das tun«, stellte Gail fest. »Schau
dir das an: In diesem großen Geländewagen haben sie ein
voll ausgestattetes Genlabor.«
    »Sie wollen es nur so lange behalten, bis sie herausgefunden
haben, was essbar ist und was nicht«, sagte Jake.
    Gail schnaubte. Die Geländefahrzeuge der Cheyenne, ihr
Genlabor und ihre übrige Ausrüstung hatten einen
beachtlichen Teil der Frachtkapazität auf der Ariel inAnspruch genommen, und die Cheyenne hatten gut dafür
bezahlt. Smiths »Stamm« war ein Zusammenschluss von
Familien und Einzelpersonen, die ihrem neuen Leben voll
glühendem Idealismus entgegensahen. Finanziert wurde das Ganze
aus den über mehrere Generationen angesparten Einnahmen einer
Gen-Klinik. Ihr Vertrag mit der Mira Corporation regelte nur die
Dienstleistungen der Gesellschaft bis zum und während des
Aufweckens. Danach würde es, so war es festgelegt, keine
offiziellen Kontakte mehr geben, und keiner der anderen Siedler
würde sie auf dem großen Subkontinent, der den Cheyenne
als Eigentum zugesprochen worden war, stören.
    »Glaubst du, sie werden es schaffen?«, fragte Gail. Sie
beobachtete, wie eine Frau mühsam eine Schleiftrage in
respektvoller Entfernung um ein Gestrüpp aus Rotem Kriecher
herumzerrte.
    »Natürlich werden sie es schaffen. Sie wissen genauso
viel über diesen Planeten wie wir.«
    »So gut wie gar nichts also, wenn man es genau
nimmt.«
    »Gail, warst du jemals in einem Indianerreservat?«
    »Nein. Du etwa?«
    »Ja«, sagte Jake zu ihrer Überraschung. »Und
ich habe einiges darüber gelesen. Einstmals waren es

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