Crossfire 1: Kontakt
besprechen, weitere Maßnahmen zu
erläutern und Probleme zu beseitigen. Obwohl es bisher
erstaunlich wenige Schwierigkeiten gegeben hatte. Beim zweiten
Treffen im Monat, wie dem heutigen, nahm man die Berichte der
Wissenschaftler entgegen. Deren Daten dienten als Grundlage für
die Einschätzungen, Planungen und Problemlösungen, die beim
anderen Treffen entwickelt wurden. Es waren die Wissenschaftler mit
ihrem Fachjargon, die nach Jakes Meinung kein verständliches
Englisch sprachen.
Sie waren ein bunt gemischter Haufen. Neun Forscher der
unterschiedlichsten Fachrichtungen, und nur Robert Takai, der
Ingenieur, hatte die Reise selbst bezahlt. Die anderen waren allesamt
vom Wellcome Trust mitgeschickt worden, einer britischen Stiftung mit
jahrhundertealter Tradition in der Förderung gewagter
wissenschaftlicher Forschung, die keinen anderen Gewinn versprach als
neue Erkenntnisse zum Wohle der Menschheit.
Gail hatte ihre Zweifel, ob die Informationen, die von Greentrees
aus getreulich über QVV zurückgeschickt wurden, dem
Wellcome Trust oder irgendjemandem sonst auf der Erde einen Nutzen
brachte. Es war ein eigenartiger Gedanke, dass sämtliche
Kuratoren, die diese Wissenschaftler finanziert hatten, bereits tot
und begraben waren. Auf der Erde lag der Start der Ariel inzwischen siebzig Jahre zurück.
Und seither hatte sich dort alles nur noch verschlimmert:
Trinkwasser, Hunger, Terrorismus, Verzweiflung, Luftverschmutzung,
Politik, Gier. CO2-Gehalt hoch, die Landwirtschaft am Boden und das
globale Klima derart extrem, dass ein Großteil des Planeten
entweder überflutet oder ausgetrocknet war.
»Ich habe inzwischen drei weitere Gesteinsschichten
identifiziert und analysiert«, erklärte Roy Callipare, der
Geologe, und Gail hörte nicht länger hin. Diese Berichte
waren notwendig, aber langweilig. Wenn auch nicht für die
Wissenschaftler, die ihnen aufmerksam lauschten, darüber heftig
diskutierten oder sich stritten, als wäre das Vorhandensein oder
das Fehlen von Beryll eine Sache von Leben oder Tod.
Verstohlen blickte sich Gail um und versuchte, nicht allzu
desinteressiert zu wirken. Liu Fengmo, das chinesische Ratsmitglied,
fehlte heute; er war mit einer anderen wichtigen Aufgabe
beschäftigt. Die Übrigen, mit Ausnahme von Faisal in seinen
weißen Gewändern, fielen vor der Zeltwand kaum auf: braune
oder grüne Overalls vor mattgrüner Zeltplane und inmitten
grauer Formschaum-Möblierung. Nun, irgendwann würde Mira
City farbenfroher werden. Die Zelte waren bloße Provisorien,
ebenso wie die Overalls, obwohl neue Kleidung bei keinem weit oben
auf der Prioritätenliste stand. Trotzdem hätte zumindest
jemand eine Vase mit einheimischen Blumen aufstellen können.
Lucy Lasky lieferte einen kurzen Bericht ab, der so öde war
wie die Umgebung. Die Paläontologin hatte sich seit ihrem
Erwachen von den anderen fern gehalten. Jeden Tag fuhr sie mit dem
Geologen in einem der zweisitzigen Geländefahrzeug hinaus. Sie
hatten an mehr als einem Dutzend Orten Proben entnommen und sich dann
an einer Grabungsstelle niedergelassen, die etwa fünf Kilometer
entfernt lag und die, so weit Gail verstanden hatte, sowohl viele
Steine als auch viele Fossilien aufwies.
Gail schaltete sich selbst auf Autopilot, während Lucy
sprach.
Dasselbe tat sie bei Maggie Striker, der Ökologin, bei
Benjamin Goldmann, dem Bauingenieur, und bei George Fox, dem
Biologen. Gail fand es überaus amüsant, dass George, ein
stets lächelnder, temperamentvoller Mann mit einer Vorliebe
für alkoholische Mixgetränke, denselben Namen trug wie der
Mann, der im siebzehnten Jahrhundert die echten Quäker
begründet hatte. William Shipley hatte dazu einfach nur
geäußert, dass es ein sehr gebräuchlicher Name
wäre, den viele Leute hätten. Jake hatte bloß
abwesend genickt, und daher hatte Gail allein darüber lachen
müssen.
Bei Robert Takai, dem Energieanlagen-Ingenieur, hörte sie
wieder zu, zumindest lange genug, um alles über den Fortschritt
bei der Erzeugung von Sonnen- und Windenergie sowie bei den
geothermalen Kraftwerken zu erfahren. Sie alle lagen im Plan oder
überschritten ihn sogar.
Die Genetiker, Todd und Ingrid Johnson, berichteten über
weitere Details der örtlichen Flora und Fauna. Sie stellten
fest, dass das Leben auf Greentrees durchgehend auf DNA beruhte. Nun,
tolle Sache. Jede Lebensform auf jedem besiedelten Planeten beruhte
auf DNA. Panspermie war der akzeptierte Stand der Wissenschaft: eine
Wolke von Keimen, die vor Milliarden
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