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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Religion.
    »Doch, ich werde gebraucht«, widersprach Shipley.
»Ich weiß, dass Leutnant Halberg zur Sicherheit alle Arten
von Waffen mitnehmen wird. Aber womöglich wird trotzdem jemand
verletzt, weil der Leutnant nicht alles vorhersehen kann.«
    Da hatte er allerdings Recht. »Nur noch eines, Doktor«,
sagte Jake. »Sie haben die Waffen erwähnt. Leutnant Halberg
wird schwer bewaffnet sein, vom Fesselschaum bis zum Vereiser. Und er
wird uns Übrige mit Handfeuerwaffen ausstatten. Ich weiß,
dass die Neuen Quäker keine Gewalt billigen, unter gar keinen
Umständen.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Shipley freundlich.
»Und ich persönlich werde auch keine Waffen tragen. Aber
Sie müssen Ihre eigenen Entscheidungen treffen, so wie Ihr
Gewissen es Ihnen nahe legt.«
    Die Scheinheiligkeit, die diesen Worten anhaftete, gefiel Jake gar
nicht. Aber Shipley hatte Recht, was die Notwendigkeit eines Arztes
betraf, und der Gleiter bot Platz genug für sechs Personen.
Außerdem war Shipley ein Hauptanteilseigner, mit dem man besser
zusammenarbeitete. Vielleicht mussten sie ihn eines Tages um einen
Gefallen bitten. Jake warf Gail einen Blick zu, und sie zuckte mit
den Schultern und nickte.
    »Nun gut«, sagte Jake, »Sie sind dabei, Dr.
Shipley. Wir brechen auf, sobald der Gleiter von der Kartierung
zurückkommt.«
     
    Es dauerte doch noch etwas länger. Halberg bestand darauf,
dass jeder auch mit den von ihm ausgehändigten Waffen umgehen
konnte. Die Übung fand ein gutes Stück entfernt vom Lager
statt, auf der freien Ebene, von der aus Larry Smiths Cheyenne
aufgebrochen waren.
    Jake verließ selten das biologisch gesäuberte,
weitgehend gerodete und elektronisch abgeschirmte Mira City. Es war
ein merkwürdiges Gefühl, jenseits der Grenzen
ungeschützt im Freien zu stehen, auf ungeschnittenem violetten
Bodenbewuchs. Was mochte wohl dazwischen herumkriechen? Einige
größere Tiere flogen über ihnen dahin und
krächzten laut. Jake empfand wieder jene Fremdheit, die er
während der täglichen Routine in Mira City kaum noch
verspürte. Was fraßen diese vogelartigen Kreaturen? Wie
aggressiv konnten sie werden, wenn sie auf Beutejagd waren?
    Halberg übte mit ihnen die Annäherung an das fremde
Dorf, ließ sie mit den Waffen einander gegenseitig Deckung
geben, Verwundete davontragen und übte auch den Rückzug zum
Gleiter. Shipley nahm an drei dieser Übungen teil,
schwerfällig und schnaufend. Halberg schaute dem
Quäkerdoktor ausdruckslos zu. Der Leutnant war von genetisch
aufgewertetem guten Aussehen, wie alle aus Scherers Mannschaft, und
er teilte Scherers schweigsame Gelassenheit. Schließlich war er
mit ihren Leistungen zufrieden.
    Gail meldete sich bei Jake, als die Übungen eben zu Ende
gingen. »Ich habe nachgedacht. Vielleicht solltest du den
Dorfbewohnern ein paar Geschenke mitbringen, als Zeichen guten
Willens.«
    »Wie bei den Südseeinsulanern? Um Himmels willen, was
für Geschenke macht man einem unbekannten Fremdwesen?«
    »Frag Shipley«, schlug Gail vor.
    Jake wusste nicht, wie sie darauf kam, aber er folgte trotzdem
ihrem Rat. Zu seiner Überraschung wusste Shipley sofort eine
Antwort.
    »Ich hatte schon denselben Gedanken wie Gail. Wir
könnten ihnen etwas mitbringen, was sie bereits benutzen und
kennen – nur ein wenig verbessert. Vielleicht einige
Kochtöpfe aus Leichtmetall oder Gitterroste für ihre
Feuerstellen. Irgendwann werden sie vielleicht auch uns einmal
aufsuchen und erkennen, dass wir fortschrittlichere Gegenstände
besitzen als sie. Töpfe und ein Gitterrost würden sie
schonend darauf vorbereiten, ohne sie zu erschrecken.«
    »Wo kriegen wir einen Grillrost her?«, wandte Jake
ein.
    »Gail wird schon irgendwas auftreiben.«
    Und das tat sie auch, ein Gitter aus Kohlenstofffasern, frisch aus
der Wirkmaschine. Sie brachte es in einem Geländewagen herbei
und brauste über den Horizont auf das behelfsmäßige
Übungsgelände zu wie die sprichwörtliche Kavallerie.
»Transgalaktischer Paketversand. Das macht drei Millionen
Dollar, Sir.«
    »Ha, ha«, erwiderte Jake humorlos. »Wie
läuft’s in Mira?«
    »Ohne dich geht alles in die Brüche, du eingebildeter
Gockel. Nein, alles in Ordnung. Einer von Liu Fengmos Leuten hat eine
offizielle Beschwerde eingereicht, dass die Grenzen des Stadtparks um
fünfzehn Zentimeter falsch bemessen sind. Allmählich glaube
ich, dass die Chinesen genauso verrückt sind wie alle anderen
und es bisher nur nicht so deutlich gezeigt haben.«
    Fünfzehn Zentimeter.

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