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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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hatte stets einen Kommunikator
bei sich, damit seine Patienten ihn rasch erreichen konnten, so wie
er für seine Diagnosen auch einen Computer verwendete. Im
Gegensatz zu Larry Smiths Cheyenne lehnten die Quäker Technik
nicht vollkommen ab, sondern ordneten sie den lebenden Seelen von
Männern und Frauen unter. Dies war das erste Mal, dass Shipley
seinen Kommunikator aus persönlichen Gründen
verwendete.
    Er kannte Naomis privaten Code nicht, aber er kannte den des
Gefreiten Müller, eines jungen Mannes, der noch schweigsamer war
als die meisten des Schweizer Sicherheitsdienstes. Shipley tippte den
Code ein. Müller meldete sich sofort.
    »Ja«, kam es auf Deutsch. »Gefreiter
Müller.«
    »William Shipley hier. Kann ich mit Naomi Frayne
sprechen?«
    »Ich verbinde.« Es rauschte und klickte.
    »Ja?«
    »Naomi? Hier ist dein Vater.«
    »Ah, Paps. Hast du gerade festgestellt, wohin deine
missratende Tochter verschwunden ist?«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du zum Dorf der
Fremden willst?«, fragte Shipley.
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass dich das
interessiert? Ich würde es dir natürlich nicht glauben,
aber erzählen könntest du es mir.«
    Er unterdrückte seine Verzweiflung. »Naomi, was machst
du da? Ingrid Johnson sagt, man könnte sich dort
möglicherweise Parasiten zuziehen oder Mikroorganismen
aus…«
    »Ich sag dir was, Paps! Wenn ich mir hier ein paar
Alienflöhe einfange, verspreche ich, sie anderswohin zu bringen
und nicht zu dir.«
    Er antwortete nichts. Der vertraute Schmerz und die
Enttäuschung und die Schuldgefühle überschwemmten ihn
wieder. Oh, Naomi …
    Plötzlich klang ihre Stimme sanfter. »Du wirst es nicht
glauben, aber ich arbeite tatsächlich. Was hältst du davon,
Paps?«
    »Arbeit?«
    »Beobachten. Ich mache Aufzeichnungen über die
Pelzlinge. Vielleicht können wir herausfinden, wie sie
untereinander kommunizieren und wie wir ihre Sprache verstehen
können.«
    »Naomi, du weißt überhaupt nichts
über…« Er verstummte. Falsch, ganz falsch.
    »… gar nichts über irgendwas, wolltest du das
sagen, Paps?
    Die arme, ungebildete, nutzlose Nan. Aber diese Arbeit besteht
hauptsächlich darin, ruhig dazusitzen, sorgfältig
aufzupassen und die Aufnahmegeräte laufen zu lassen. Und
verblüffenderweise kriege ich das genauso gut hin wie irgendein
dressierter Affe.«
    Gedemütigt sagte Shipley: »Entschuldige. Bist du…
ist die Arbeit interessant?«
    Erneut klang ihre Stimme unerwartet sanft. »Sie ist interessant, auf eine gewisse deprimierende Weise. Deine nutzlose
Tochter wird am Ende vielleicht sogar einen kleinen Beitrag zur
Wissenschaft leisten.«
    »Aber das ist wunderbar, Liebling.« Er hätte sie
gern nach Scherer gefragt, weshalb der Hauptmann sie dorthingebracht
hatte. Aber plötzlich befürchtete er, diese zeitweilige und
unerwartete Eintracht aufs Spiel zu setzen. »Pass auf dich
auf.«
    »Du auch, Paps. Tschüss.«
    Sie unterbrach die Verbindung. Shipley stand da und starrte auf
den Kommunikator zwischen seinen plumpen Fingern. Dann schaute er zur
Biegung des Flusses und dahinter auf die ruhige, violette Landschaft.
Nichts davon nahm er wahr. War es möglich, dass Naomi… Wenn
sie tatsächlich etwas Sinnvolles zu tun gefunden hatte, konnte
sie dann vielleicht auch ihr inneres Licht finden?
    Freude stieg in ihm auf. Shipley schloss die Augen. Obwohl er
wusste, wie voreilig es war, wie unverdient, tatsächlich
lächerlich, gab er sich dem Entzücken von Gnade und
Erleichterung hin.
    »Doktor?«
    Jake musste ihm von der Versammlung aus hierher gefolgt sein.
Shipley schlug die Augen auf und lächelte.
    »Doktor, Sie sind außerhalb des Sicherheitsbereichs.
Dieses Gebiet wurde noch nicht gesäubert.«
    »Jake«, sagte Shipley, »haben Sie jemals geglaubt,
die Lage wäre hoffnungslos, und dann tat sich plötzlich
vollkommen unerwartet eine Tür auf und führte aus der
Hoffnungslosigkeit hinaus? Eine Tür, von der Sie
fälschlicherweise angenommen hatten, dass sie nur zu noch
schlimmeren Katastrophen fuhren würde?«
    Zu Shipleys Überraschung wandte sich Jake um und ging einfach
davon.

 
7. KAPITEL
     
     
    Das hätte er nicht tun sollen. Nie zuvor war ihm etwas
derartiges unterlaufen. Fast hätte er sich verraten.
    Es liegt an diesem Planeten, dachte Jake. Als er
zurück ins Ratszelt kam, versuchte er ganz unauffällig zu
sein, so als wäre er nur mal eben auf der Toilette gewesen. Was
vermutlich auch jeder annahm, denn Gail sprach weiter, ohne ihn auch
nur

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