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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Handlung wie essen, gehen, zum
Himmel blicken.
    Jake bat Blaues Wasser sogar um Rat und betonte immer wieder die
Souveränität seines Stammes. Er versuchte, die drei anderen
Cheyenne in das Gespräch mit einzubeziehen, und schaffte es
schließlich auch. Dann vollzog er einen Schwenk und deutete
unaufdringlich an, wie gut sich die Freilassung von Nan Frayne mit
den bewundernswerten Eigenschaften vereinbaren ließe, die er
über die Cheyenne erfahren hatte: Sie freizulassen würde zu
der Art Mensch passen, die die Stammesmitglieder waren (oder sein
wollten). Er verwies immer wieder auf die wechselseitige Nachsicht
für die Taten ihrer Kinder oder der Kinder ihrer Kinder. Blaues
Wasser müsse vorausschauend handeln, erklärte Jake, auch
für die künftigen Generationen. Auch das fiele unter die
Verantwortung seiner starken Führung. Schritt um Schritt brachte
er Blaues Wasser dazu, ein kleines Zugeständnis zu machen, dann
ein größeres. Und schließlich machte Blaues Wasser
einen eigenen Vorschlag, und dann erhoben sich plötzlich alle,
und Naomi war frei.
    »Mein Gott, Jake«, stellte Gail fest, als die drei
wieder allein waren, und ihre Stimme klang mehr als nur bewundernd.
»Ich hoffe, ich muss nie in einer wichtigen Angelegenheit gegen
dich antreten.«
    »Still«, entgegnete Jake. Einen Augenblick lang sah
Shipley seine blankliegenden Nerven; er war zermürbt von seinem
hartnäckigen Manipulieren. Das war der Preis, den er für
den Erfolg zu zahlen hatte.
    Zwei Cheyenne-Frauen brachten Naomi zu ihnen. Sie trug nur eine
Decke, die lose um ihren dürren Leib gelegt war, und sie sah
aus, als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen. Sie stank
fürchterlich, und ihr fehlte einer der Vorderzähne.
    »H-hi.« Ihre Stimme zitterte.
    »Naomi…« Shipley streckte die Hand nach seiner
Tochter aus.
    »Fass mich nicht an!«, schrie sie; zumindest klang sie
schon wieder wie die alte Naomi.
    »Das werde ich nicht«, sagte Shipley hilflos.
    Jake brachte sie so schnell wie möglich zum Gleiter, und
Naomi kroch zu Gail auf den Rücksitz. Shipley hatte keine andere
Wahl, als schwerfällig neben Jake Platz zu nehmen. Der Gestank,
der Nan anhaftete, erfüllte die kleine Kabine.
    Sobald sie in der Luft waren, fing Naomi an zu reden. Die Worte
strömten ihr unaufhaltsam über die Lippen, und Shipley
erkannte, dass sie am Rande der Hysterie stand.
    »Ich hab ihn umgebracht, ich hab den Schweinehund umgebracht,
und ich bin froh darüber. Ich hab ihn den Speer in den
Rücken gestoßen. Es ging so leicht, aber dann stieß
er vorn auf was Hartes, vielleicht das Brustbein. Paps, du glaubst
bestimmt, ich sollte es wissen, als Tochter eines Arztes, und du
hättest bei meiner Erziehung versagt. Aber das ist ja nichts
Neues, oder? Ich hab den Lärm gehört, als diese ach so
mutigen Krieger angriffen. Mutige Krieger – was für ein
Witz! Sie hatten verfluchte Lasergewehre dabei! Ich sprang vom
Lager auf und schrie, um meine Pelzlinge zu warnen. Aber man darf
sich nicht plötzlich bewegen, sie missverstehen das leicht als
Aggression. Also hat Ninchee…«
    »Wer ist Ninchee?«, fragte Gail, mit einer
Zärtlichkeit, die Shipley überraschte.
    »Meine Freundin. Wegen ihr haben mich die Pelzlinge
aufgenommen. Ich schlich mich aus Klowassers lächerlichem Lager
und hab meine ganze Kleidung ausgezogen, damit ich nicht mehr so
aussehe wie diese nachgemachten Indianer. Dann hab ich das Dorf von
den Pelzlingen gefunden, und Ninchee hat mich gefunden. So
hießt sie natürlich nicht wirklich, aber so ungefähr.
Ihre Stimmbänder sind anders. Natürlich. Sie hat mich
gefunden, als sie nach Essen suchte, und natürlich hätte
sie mich getötet. Aber ich hab von den kranken Pelzlingen
gelernt, wie man hilflos und nicht bedrohlich aussieht.«
    »Von den kranken Pelzlingen? Meinst du die aus dem ersten
Dorf, das wir gefunden haben?«, fragte Gail, immer noch mit
dieser unerwartet sanften Stimme.
    »Ja, natürlich, was sonst? Aus irgendeinem beschissenen
Computerprogramm? Ich machte also einen auf hiHlos, aber ich glaube,
Ninchee hätte mich trotzdem getötet, wenn ich keine Frau
wäre und klein, und vielleicht glaubte sie auch, ich sei ein
Kind. Ja, ich glaube, das tat sie. Sie sind sehr liebevoll zu
Kindern. Uns gegenüber sind sie aggressiv, ja, aber wer kann es
ihnen verübeln? Es ist ihr Planet, nicht unserer, und sie
können nichts anfangen mit dieser dämlichen
Gewaltlosigkeit. Ha, Pazifismus! Du bist so ein Dummkopf, Paps. Die
Welt ist einfach nicht so.

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