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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ungefähr so
verlässlich und brauchbar wie ein zerknülltes
Taschentuch.
    Sie hatte sich geirrt.
    »… deshalb glaube ich, dass Amali und ich dorthingehen
sollten«, schloss Rick.
    Der Familienrat billigte das beinahe einstimmig. Nur Paul deBeers
widersprach: »Wir haben hier genug Arbeit, bevor sich irgendwer
anderswo austoben sollte.« Onkel Paul war schon immer
streitsüchtig gewesen.
    »Nun zu Tante Tamara«, sagte Sydney Statler. »Sie
ist gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen. Wir brauchen
eine bessere Pflege als den medizinischen Roboter,
denn…«
    Nach dem Treffen wollte Gail zu Dr. Shipleys Haus gehen. Auf
halbem Wege aber verharrte sie, machte kehrt und ging zurück.
Sie hatte sich in Nan Frayne getäuscht – na, und wenn
schon! Durfte sie etwa niemals Fehler begehen?
    Selbstgefälligkeit – ist das nicht das, was Lahiri
dir immer vorgeworfen hat? Woher hatte Nan das gewusst?
    Es spielte keine Rolle. Verflixtes Biest. Gail hatte Besseres zu
tun.
     
    »Mr Holman. Mrs Cutler. Ich muss Sie sprechen.«
    Gail hatte Rudolf Scherer nicht hereinkommen hören. Sie und
Jake waren gerade in eine Debatte mit Robert Takai vertieft, dem
Energieanlagen-Ingenieur der Mira Corporation. Sie standen neben dem
halb fertigen Damm am Fluss, der irgendwann einmal die
Wasserversorgung von Mira City sichern sollte.
    »Ich hab es dir gesagt, Jake«, erklärte Takai
gereizt. »Wir müssen die Kapazität verdoppeln. Die
Wasserreserven…«
    »Das können wir nicht, Rob«, erwiderte Jake.
»Ich habe dir gesagt, dass das ökologische Gutachten
eindeutig sagt: So viel und nicht mehr. Maggies Leute…«
    »Mr Holman. Mrs Cutler. Ich muss Sie sprechen.«
    »Jetzt nicht, Hauptmann«, entgegnete Gail.
    Aber Jake hatte anscheinend aus Scherers Stimme etwas
herausgehört, was Gail entgangen war. »Ist es wichtig,
Hauptmann?«
    »Sehr wichtig.«
    Takai gab einen aufgebrachten Laut von sich, etwas zwischen einem
Seufzer und einem abfälligen Schnauben. Gail und Jake
begleiteten Scherer aus Takais Hörweite. Das Gebiet rings um die
Dammbaustelle war ein Durcheinander von ausgehobener Erde und
Steinen, schweren Baumaschinen und einer Strangpresse, die unentwegt
Kohlenstoff-Monofaser-Stränge herstellte. Die Kleidung der
Baumannschaft lag überall verstreut; die Arbeiter hatten sie
während der Mittagshitze abgelegt. Der Wasserprobenauswerter der
Ökologen summte unbeaufsichtigt vor sich hin. Zwei Frauen
stritten heftig über I ein Problem mit der Programmschnittstelle
zum Backup-Rechner des Damms. Die wild wachsenden Blumen waren
ringsum niedergetrampelt worden.
    Scherer erklärte: »Da ist ein Schiff im
Sonnensystem.«
    Während Gail noch glaubte, sich verhört zu haben, fragte
Jake: »Ein Schiff?«
    »Ja. Wir überwachen den ganzen Himmel und halten
Ausschau nach herankommenden größeren Objekten. Und
zweihundert astronomische Einheiten entfernt entdecken wir es. Seine
gegenwärtige Flugbahn bringt es in achtundsechzig Stunden nach
Greentrees. Es ist…«
    »Wessen Schiff?«, entfuhr es Gail. »Von der
Erde?« Womöglich war in den siebzig Jahren seit dem Start
der Ariel ein weiteres Schiff von der Erde nach Greentrees
aufgebrochen, mit einem schnelleren Antrieb. Das internationale Recht
sah dafür tatsächlich Regelungen vor: Der erste Staat auf
einem neuen Planeten hatte nur Anspruch auf einen Kontinent. Doch
beim Aufbruch der Ariel war die Lage auf der Erde so
grauenhaft gewesen, und die ökologischen, wirtschaftlichen und
politischen Verhältnisse hatten sich so rasant
verschlechtert… Und dann gab es da noch diese letzte
QVV-Botschaft, die Antwort auf die eigentlich Aufsehen erregende
Nachricht von vernunftbegabtem außerirdischen Leben: WNR
aufgelöst. Genf belagert. Keine Hilfe bei außerirdischer
Invasion möglich. Verfahren Sie nach eigenem Ermessen.
    »Ich glaube nicht, dass dieses Schiff von der Erde
kommt«, sagte Scherer.
    Gail und Jake starrten ihn mit offenem Mund an.
    »Ich glaube«, fuhr Scherer fort, und nun bemerkte selbst
Gail die ungeheure Anspannung, die der Schweizer Hauptmann nur
mühsam beherrschen konnte, »dass es etwas anderes ist. Das
Schiff bewegt sich mit achtzig Prozent Lichtgeschwindigkeit,
und…«
    »Dann kommt es nicht hierher«, stellte Jake erleichtert
fest. »Bedenken Sie, Hauptmann Scherer, die Ariel musste
bei neunundneunzig Prozent Lichtgeschwindigkeit sofort den
Bremsvorgang einleiten. Wenn dieses Schiff tatsächlich nur noch
zweihundert astronomische Einheiten entfernt ist, kann es bei

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