Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
wieder an. Gail zuckte mit den
Schultern.
    »Ich glaube nicht, dass Sie mit Nan sprechen
dürfen«, wandte Jake ein.
    »Wir werden sehen«, hatte Shipley erwidert.
    Jetzt saß er mit Jake und Gail im Gleiter und fühlte
sich etwas ruhiger. Er schloss die Augen und versuchte, sich der
Stille zu öffnen. Wenn er diese Sorgen nur mit in die Andacht
hätte nehmen können. Häufig erschloss sich die
Wahrheit nur dann, wenn viele Seelen unter der Führung des
Lichts ihren Teil dazu beitrugen. Doch es war keine Zeit mehr
für eine Zusammenkunft gewesen.
    Und was konnte er auch schon tun? Naomi hatte getötet. Egal,
was die Versammlung tat, egal, was Jake tat, es konnte nicht
ungeschehen gemacht oder ignoriert werden. Vor Jahrhunderten hatte es
William Penn mit der Klarheit des Lichts erkannt: »Ein gutes
Ende kann niemals böse Taten rechtfertigen, und so dürfen
wir niemals Böses tun, um Gutes zu erreichen.«
    Es spielte keine Rolle, welche Rechtfertigung Naomi für ihre
todbringende Gewalt zu haben glaubte. Sie hatte eine Seele aus dem
Leben gerissen.
    Leutnant Halberg setzte den Gleiter auf der freien Fläche
außerhalb des Lagers auf, auf der er schon bei ihrem ersten
Besuch gelandet war. Anscheinend diente sie bei den Cheyenne als
Landeplatz für Luftfahrzeuge – noch etwas, was es
eigentlich nicht bei ihnen geben sollte. Larry Smith wartete am Rand
der Fläche mit drei weiteren Cheyenne, zwei Männern und
einer Frau. Die drei waren beträchtlich älter als der
Häuptling. Die Threadmore-Overalls waren inzwischen
verschwunden. Alle vier trugen Kittel aus irgendeiner Tierhaut und
dazu Kunstfaserhosen und Stiefel. Die Haare, schwarz und braun und
dunkelblond, hatten sie zurückgebunden und mit Federn und
Steinen geschmückt.
    Als sie aus dem Gleiter stiegen, spürte Shipley eine warnende
Hand auf seinem Arm: Sagen Sie gar nichts. Shipley nickte Jake
zu.
    »Hallo, Blaues Wasser«, sagte Jake.
    »Hallo Jake.«
    »Es tut mir Leid, dass wir uns unter solchen Umständen
wiedersehen. Können wir irgendwo hingehen, um zu
reden?«
    »Wir können hier reden. Es gibt nicht viel zu
sagen.« Smiths sonnengebräuntes Gesicht wirkte hart.
    »Wenn es dir nichts ausmacht«, sagte Jake
entschuldigend, »Dr. Shipley fühlt sich ein wenig schwach.
Vielleicht können wir aus der Sonne gehen?«
    »Du hättest ihn nicht mitbringen sollen«, erwiderte
Blaues Wasser. Aber er beriet sich leise mit den anderen Cheyenne und
führte sie dann ins Lager. Leutnant Halberg blieb zurück.
Er wirkte unglücklich über Jakes Befehl, dass er beim
Gleiter bleiben sollte.
    Gut, dachte Shipley mit dem Teil seines Verstandes, der
noch ruhig nachdenken konnte. Eine entspannte Umgebung für
das Gespräch schaffen, ohne dass der Gesprächspartner an
Gesicht verliert. Shipley wagte zu hoffen.
    Das Leben der Cheyenne schien sich zum großen Teil im Freien
abzuspielen. Shipley sah, wie einige Leute ungeschickt Körbe
flochten. Er erkannte, dass sie die zähen und biegsamen Ranken
des Roten Kriechers verwendeten. Zwei Männer legten in Streifen
geschnittenes Fleisch über ein kleines, stark qualmendes Feuer.
Der Geruch schwebte träge durch die warme Luft. In einiger
Entfernung sah man eine Gruppe halb nackter kleiner Kinder, die
ausgelassen umherrannten.
    Shipley, Jake und Gail wurden zu einem Tipi geführt, in dem
zwei junge Frauen beim Nähen saßen. Die alte Frau sagte
etwas zu ihnen, was Shipley nicht verstand, und die beiden
Jüngeren gingen mit großen Augen davon. Jeder ließ
sich auf grünen arabischen Teppichen mit goldenen Rändern
nieder, die hier so fehl am Platze wirkten wie ein VR-Gerät.
Sieben weitere Leute drängten herein, und Shipley fand sich
zwischen Gail und der alten Cheyenne-Frau eingeklemmt. Jake saß
auf der anderen Seite, unzweifelhaft um die Aufmerksamkeit von
Shipley abzulenken. Die Luft war geschwängert von den
Gerüchen der Menschen und nach Essen.
    »Zuerst einmal, Blaues Wasser, Angehörige des Rates,
danke ich euch für die Bereitschaft, mit uns zu sprechen«,
begann Jake. »Es ist mir sehr wohl bewusst, dass euch der
Vertrag nicht dazu verpflichtet, und ich weiß es sehr zu
schätzen.«
    Zwei der Cheyenne nickten, Blaues Wasser aber nicht.
    »Während wir hierher unterwegs waren, dachte ich daran,
wie wenig wir in Wirklichkeit über eure Kultur wissen. Ich hatte
erwartet, dass ihr euch inzwischen in kleinere Stämme aufgeteilt
habt. War das nicht ursprünglich euer Plan?«
    »Irgendwann werden wir das tun«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher