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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Sie können
eine ganze Menge komplizierter Moleküle herstellen, nicht nur,
um sich selbst am Leben zu halten, sondern auch, um Tiere zu
beeinflussen. Düfte, um sie zum Bestäuben anzulocken,
Giftstoffe, um Räuber abzuschrecken. Sie haben sogar Methoden
entwickelt, um die Vermehrung anderer Arten zu beeinflussen. Wusstet
ihr, dass es einen Baum gibt, dessen Blätter Stoffe enthalten,
die Raupen daran hindern, sich zu einem Schmetterling zu entwickeln?
Sie tun es, um die Population von Blattschädlingen
einzuschränken.«
    »Also sind wir jetzt vielleicht alle unfruchtbar«, sagte
Gail.
    George ging nicht auf ihren Zynismus ein. »Ich denke an
diesen berauschenden Duft, den die Ranken freisetzten, als wir zu
sprechen anfingen. Sie wollten, dass wir weiterreden. Sie
haben einen Stoff synthetisiert, der uns angenehm war. Aber wir
basieren auf DNA, und sie nicht! Denkt mal einen Augenblick
darüber nach: Sie wussten genug über uns, um diesen Stoff
herzustellen. Dabei hatten sie nur einen Tag lang Zeit, uns kennen zu
lernen, und sie hatten keinen unmittelbaren physischen Kontakt zu
uns!«
    »Vielleicht haben sie von dem Moment an, als ihr Boot
landete, Luftproben entnommen«, mutmaßte Ingrid. »Die
Luft ist voll von DNA-basiertem Leben.«
    »Oder vielleicht waren sie ja früher schon mal
hier«, sagte Jake, und dieser Gedanke beunruhigte ihn.
»George, hast du eine Ahnung, was für eine Verbindung
zwischen den Ranken und den Pelzlingen bestehen könnte,
außer dass sie beide von irgendwo anders nach Greentrees
gekommen sind?«
    »Nein«, antwortete George.
    »Aber die Pelzlinge basieren auf DNA!«
    »O ja. Sie sind den irdischen Säugetieren sehr
ähnlich. Keiner bestimmten Art, aber sie sind
zweifüßig, warmblütig, ihr Gehirn ist in einer
Hirnschale eingeschlossen und so weiter. Tatsächlich sind sie
uns bemerkenswert ähnlich, und das legt nahe, dass es eine
gewisse grundlegende optimale Form für vernunftbegabtes Leben
auf DNA-Basis gibt.«
    »Was«, sagte Jake langsam, »wenn die Ranken wegen
der Pelzlinge hier sind? Offensichtlich sind sie sehr viel weiter
fortgeschritten als die Pelzlinge.«
    »Fortschrittliche Pflanzen?«, fragte Gail zweifelnd.
    George antwortete: »Das hängt davon ab, was du als
›Fortschritt‹ bezeichnest. Wir denken dabei an die
Fähigkeit zu sprechen oder zu schreiben und derartige
Kulturfertigkeiten. Aber Pflanzen haben sich auf der Erde schon
früher entwickelt als wir, und sie haben sich an mehr
ökologische Nischen angepasst. Genau genommen könnte man
sogar zu der Ansicht gelangen, dass sich die Pflanzen uns nutzbar gemacht haben, nicht umgekehrt. Seit Jahrtausenden haben
die Menschen Pflanzenarten durch Zucht verbessert. Außerdem
verbreiten wir ihre Gene über größere Entfernungen,
als sie es alleine schaffen könnten, und wir hegen sie wegen
ihrer Blüten, ihrer Früchte und ihrer Körner. In
gewissem Sinne sind wir die Sklaven der Pflanzen. Wir haben ihnen bei
der Vermehrung geholfen, bei der Ausbreitung und der Bekämpfung
von Krankheiten und Schädlingen. Wir dienen ihnen.«
    »Ich leg mich schlafen«, verkündete Gail
schroff.
    Wenn sie erwartet hatte, dass Nan ihr folgte, wurde sie
enttäuscht. Aber Shipley sagte: »Ich auch.«
    Jake bemerkte jetzt erst, wie erschöpft der alte Mann
wirkte.
    George ließ sich nicht bremsen. »Tatsächlich
würde es uns möglicherweise gar nicht geben, hätten
die Pflanzen keine Blüten entwickelt. Die meisten großen
Säugetiere konnten erst entstehen, als die Energie, die sie als
Nahrung brauchen, in Früchten und Samen konzentriert und
vervielfacht wurde. Ohne Blumen würde die Welt vielleicht immer
noch den Reptilien gehören. Den Blüten verdanken wir unsere
Existenz, und sie haben sich so entwickelt, dass ihr Aussehen und
ihre Düfte uns angenehm sind. Als Gegenleistung dienen wir
ihnen. Durch Schönheit und Duft machen sie sich uns
gefügig, genau wie Frauen.«
    Nan schnaubte. Unwillkürlich schaute Jake zu Lucy hin.
    »Und diese Ranken«, warf Ingrid ein, und ihre Stimme
klang sehr viel weniger begeistert als die von George, »haben
uns schon unter Drogen gesetzt.«
    »Auch in technologischer Hinsicht sind sie uns
überlegen«, bemerkte Karim. »Sie haben dieses
Raumschiff, das schneller beschleunigen und abbremsen kann, als wir
es uns auch nur erträumen können.«
    Plötzlich meldete sich Gefreiter Müller zu Wort:
»Mr Holman, wir müssen in der Nacht wieder Wachen
aufstellen.«
    »Ja«, sagte Jake, »ich bin ganz

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