Crossfire 2: Feuerprobe
wie Julian
Cabot hat er schon gar nicht. Er wurde geboren als Cai Fields
in… Haben Sie das gehört?«
»Ich habe gar nichts gehört«, brachte Jake
hervor.
»Da war… O mein Gott! Alter Mann, wenn Ihnen Ihr Leben
lieb ist, dann spielen Sie Gemüse. Liegen Sie schlaff oder in
Zuckungen, lassen Sie…«
Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgestoßen.
Duncan verstellte Jake die Sicht, aber er wusste trotzdem, wer ins
Zimmer trat, noch bevor er Julian Martins ruhige Stimme hörte.
»Duncan.«
»Julian! O Gott, ich bin so froh, dass du kommst. Ich habe
Jake so vorgefunden! Hilf mir, ihn…«
»Immer noch ein Schauspieler. Sehr beeindruckend. Aber deine
Fähigkeiten sind hier verschwendet. Ich weiß genau, was du
hier wolltest.«
»Mal bei Jake vorbeischauen. Aber ich habe ihn so
vorgefunden! Und sein Pfleger ist nicht ansprechbar, womöglich
betrunken…«
Duncan trat beiseite. Jake lag schlaff in seinem Stuhl, mit
offenem Mund und starrem Blick. Speichel lief ihm übers Kinn und
tropfte auf seine Brust.
Julian ging um seinen Bruder herum. Jake sah in den Augenwinkeln
die bewaffneten Männer hinter ihm, im Wohnraum, und wusste, dass
Cal bereits tot war.
»Jake?«, fragte Julian Martin leise. »Spielen Sie
mir etwas vor? Haben Sie bei meinem verräterischen Bruder
Schauspielunterricht genommen?«
Jake zwang sich, reglos dazuliegen und ins Leere zu starren. Nur
seine rechte Hand zitterte leicht. Julian Martin trat näher. Er
rümpfte die hübsche, genetisch aufgewertete Nase, musterte
Jake einen langen Augenblick eindringlich und wandte sich dann wieder
an Duncan.
»Der Schlaganfall ist also echt. Aber du hast nichts davon
gewusst, ehe du zu dieser ungewöhnlichen Stunde zu ihm
geschlichen bist, auf dieser verstohlenen Route am Fluss entlang. Das
hätte ich nie von dir gedacht. Mein eigener Bruder. Mein
Fehler«, stellte Julian Martin tonlos fest.
»Cai, ich schwöre dir…«
Duncan brach zusammen. Jake roch verbranntes Fleisch.
»Löst die Leiche auf und schafft die Überreste hier
fort, zusammen mit der des Pflegers«, befahl Julian.
»Hanson, Code 17.«
»Jawohl, Sir. Und der da?«
»Keine Gefahr. Petrowski, sorgen Sie dafür, dass keine
Spuren unserer Gegenwart zurückbleiben. Und machen Sie keine
Fehler.«
»Jawohl, Sir.«
Julian Martin ging davon. Jake bekam mit, zuckend und sabbernd,
wie Petrowski ihn durch die Tür rollte. Hinter ihm
besprühte Petrowski jeden Quadratzentimeter des Raums und die
Bettwäsche mit einem feinen Nebel aus einem Kanister an seinem
Gürtel. Genetisch hergestellte selektive Enzyme, vermutete Jake.
Sie würden jedes Molekül verzehren, das möglicherweise
von einem Fingerabdruck herrührte, jedes Molekül von
Schlamm, von Haaren oder wofür auch immer die Enzyme hergestellt
worden waren. Der einzige Hinweis, der zurückbleiben würde,
war das vollkommene Fehlen von Spuren menschlicher Gegenwart, und Guy
Davenports Siedlerpolizei hatte nicht die Ausrüstung, um dieses
Fehlen zu bemerken. Eine solche Ausrüstung war niemals notwendig
gewesen.
Als Petrowski fertig war, schloss er leise die
Schlafzimmertür. Jetzt würde er Jake fortbringen und dann
den anderen Raum aussprühen, in dem Duncan Martin und Cal
Johnson inzwischen schon zu »Überresten«
aufgelöst worden waren.
Jake bemühte sich, flach zu atmen. Er lebte nur noch dank
Duncans Warnung. Es war wichtig, dass er auch am Leben blieb, indem
er weiterhin das Schlaganfallopfer spielte, um später Alex und
Ashraf zu berichten, was auf Greentrees vor sich ging.
Aber er hatte keine Vorstellung, wie er das tun sollte. Er konnte
nur an Duncans schlammige Stiefel denken. Sie waren schlammig
gewesen, weil der Schauspieler am Fluss entlanggeschlichen war, in
der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Aber Julian Martins
Männer waren ihm gefolgt. Duncan hatte nicht damit gerechnet,
dass sein eigener Bruder ihn überwachen ließ. Julian
jedoch hatte ihm nicht vertraut; Julian Martins Zynismus hatte
gewonnen.
Jake musste Alex erreichen.
22. KAPITEL
IN DEN AVERY MOUNTAINS
Langeweile war anscheinend ein Fremdwort für die Cheyenne.
Sie achteten peinlich genau darauf, dass ihre Gefangenen genug zu
Essen bekamen, zu Toilettenpausen ins Freie geführt wurden und
sogar etwa eine Stunde Bewegung pro Tag erhielten, unter strenger
Bewachung. Aber sie unternahmen nichts gegen die Langeweile, die es
mit sich brachte, Tag für Tag gefesselt und ohne
Beschäftigung in einem dunklen Schuppen zu sitzen. Ebenso wenig
antworteten
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