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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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aufgegangen.
    Jake wurde gegen seinen Willen neugierig und sagte: »Mein
Pfleger schläft.«
    »Das reicht nicht. Und ich will auch nicht durch das Fenster
gesehen werden. Kommen Sie mit.«
    Er packte Jakes Rollstuhl und rollte ihn ins Schlafzimmer. Dort
schloss er die Tür und die Jalousie. Jake hatte die
Bettwäsche zu Boden gerissen, als er sich selbst ohne Hilfe in
den Stuhl gestemmt hatte. Duncan ließ die Wäsche liegen
und setzte sich auf die Bettkante.
    »Mr Holman, gestern Abend habe ich erfahren, dass Julian die
wilden Pelzlinge gegen die Cheyenne bewaffnet.«
    Jake blickte so ausdruckslos, wie er konnte. »Wie haben Sie
das erfahren?«
    »Einer meiner Schauspieler ist Techniker beim Wasserwerk am
Fluss. Er weiß es von einer Freundin, einer Wissenschaftlerin,
die ihn von einem entlegenen Ort weit im Süden angefunkt hat, wo
sie eine biologische Untersuchung vornehmen. Diese Frau und ihr
Begleiter stießen auf ein Lager der Cheyenne, das voller
Leichen war, von Speeren und Laserwaffen niedergestreckt.«
    »Gerüchte!«, behauptete Jake abfällig.
»Hörensagen aus dritter Hand.« Das Herz schlug
heftiger in seiner Brust.
    »Vielleicht. Aber diese naiven Leute sind so… so ehrlich.«
    Vorsichtig merkte Jake an: »Selbst wenn es wahr wäre,
warum sollte Julian derjenige sein, der die Pelzlinge bewaffnet und
nicht beispielsweise die Aufrührer aus Hope of Heaven?«
    Duncans Stimme klang gepresst. »Weil ich das alles schon
einmal erlebt habe.«
    Jake zwang sich, ruhig zu bleiben und nichts zu sagen. Wenn man
lang genug wartete, redeten die meisten Leute von selbst.
    »Jake«, erklärte Duncan schließlich und
beugte sich vor, »das hier fällt mir nicht leicht. Ich
weiß, dass Sie mir nicht glauben. Schauspieler, Schwindler,
Egozentriker, Clown – ich weiß genau, was Sie von mir
halten. Wie auch immer, diese Eigenschaften haben mich am Leben
erhalten und mir etwas Wohlstand verschafft, auf einer Erde, die so
mörderisch war, wie Sie es sich nicht einmal ansatzweise
vorstellen können.«
    »Seien Sie sich da mal nicht so sicher«, erwiderte Jake
ruhig.
    Duncan erhob sich und ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. Drei
Schritte in die eine Richtung, fünf in die andere. Er schien gar
nicht zu bemerken, dass er mit seinen schlammverkrusteten Stiefeln
über Jakes Bettwäsche hinwegtrampelte.
    »Mir blieb nur die Wahl, die Erde mit Julian zu verlassen
oder mich von seinen Feinden töten zu lassen. Sie hätten
mich und jeden anderen, der auch nur die leiseste Verbindung zu ihm
hatte, in schreiende Fetzen gerissen, so verhasst war er. Sein
Bündnis des Dritten Lebens hat Dinge getan, um an der Macht zu
bleiben…«
    Eine fünfzig Jahre alte Erinnerung regte sich in Jake: »Bündnis des Dritten Lebens übernimmt Macht in
Genf. Krieg geht weiter…« Das war die letzte
QVV-Nachricht gewesen, die Greentrees von der Erde erhalten hatte. »Krieg gegen wen?«, hatte Gail Cutler gefragt, und
niemand hatte die Antwort gewusst.
    »… und ich kann Ihnen auch Einzelheiten verraten, wenn
Sie es wollen. Julian verfügte über eine Geheimpolizei,
über Atom- und Biowaffen. Und er hat das alles auch zum Einsatz
gebracht.«
    »Ich brauche keine Einzelheiten zu wissen«, sagte Jake.
Ein Teil seines Verstandes war wie betäubt. Ein anderer Teil
beschäftigte sich mit belanglosen Kleinigkeiten: Warum waren
Duncans Stiefel an einem trockenen Morgen schlammverkrustet? Sein
Geist schreckte vor der vollen Erkenntnis zurück. Und vor den
Folgen dieser Erkenntnis.
    »Ich hatte gehofft…« Duncan blieb abrupt stehen.
»Ach, was habe ich nicht alles gehofft! Dass Julian daraus
gelernt hätte. Dass er einen ehrlichen Neuanfang wagen will. Ich
erkannte seine aufrichtige Zuneigung für euren hübschen
kleinen Planeten, und vielleicht ist sogar seine Liebe zu Alex Cutler
echt. Daher habe ich gehofft, dass… Als der Leichnam des
chinesischen Governeurs mit Spuren von Folter gefunden wurde, sah das
sehr nach Julian aus. Dennoch war ich mir nicht sicher, denn immerhin
gab es da Hope of Heaven. Ich war ein Narr – ›zu schwach,
um ein Sünder zu sein‹. Aber jetzt bewaffnet Julian eine
Gruppe gegen die andere, wie er es schon häufiger getan hat. Er
hat sich so oft neu definiert, dass meine klägliche
Schauspielkunst nichts dagegen ist. Hier auf Greentrees lässt er
sich mit ›Commander‹ anreden, auf der Erde nannte er sich
›General‹. Wir heißen mit Nachnamen noch nicht einmal
Martin, und einen so aristokratisch klingenden Vornamen

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