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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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niemanden
täuschen, der sich am Boden bewegte, aber vielleicht sah es aus
der Luft echt genug aus. Das Gestrüpp roch rein und würzig.
Violette Blätter zitterten in einer leichten Brise, die von
draußen hereindrang. Katous war, als man ihn aus seinem Sack
befreite, sofort durch das Gestrüpp hinausgeschossen und
verschwunden.
    Leanne sprach mit jemandem, den Jake nicht sehen konnte. »Wie
soll ich Mr Holman füttern? Braucht er eine
Magensonde?«
    Oh nein, bitte nicht!
    »Keine Ahnung«, antwortete eine männliche Stimme.
»Versuch’s mit einem Löffel und schau, ob seine
Schluckreflexe noch funktionieren.«
    Einige Minuten später löffelte Leanne Sojasynth in Jakes
Mund. »Er kann schlucken«, rief sie erfreut in die bewusst
gedämpfte Geräuschkulisse aus Patienten und Pflegern.
    »Gut. Leg ihn auf ein Feldbett. Nein, Augenblick. Er muss
noch eine Weile länger dort sitzen. Wir bekommen zwei weitere
Patienten aus Mira. Weiß jemand, was da vor sich geht? Hat
Mohammed sich gemeldet?«
    »Nein«, antwortete Leanne. Ihre jugendliche Stimme klang
besorgt. »Aber wenn er etwas aus Mira gehört hätte,
hätte er sich gemeldet. Ich wünschte, ich wüsste, was
dort vor sich geht.«
    Wie wir alle! Nun griffen die Pelzlinge doch an, nach
beinahe vierzig Jahren zumeist halbherziger Vorbereitungen auf diesen
Moment, und ausgerechnet jetzt musste Jake Friedhofsgemüse
spielen. Er musste unbedingt Alex vor Julian Martin warnen, er musste
Alex erreichen! Er musste…
    Er schlief ein.
    Als er erwachte, lag er auf dem Feldbett nahe des
Höhleneingangs, und es war Nacht geworden. Weiter drinnen
brannte eine Lampe, deren Lichtschein nur noch schwach bis zu ihm
reichte. Die Blätter raschelten leise. Es roch nach
Greentrees’ süßer Nachtluft, und er träumte von
Lucy Lasky, die so jung war wie vor fünfzig Jahren und ihre
kühle zierliche Hand auf sein altes Herz legte.
    »Jake?«, sagte das Traumgesicht.
    Er murmelte etwas zu der bezaubernden, geschmeidigen Gestalt und
lächelte im Schlaf.
    »Jake?«
    Es war kein Traum.
    Jake keuchte und rappelte sich hoch. Er vergaß ganz, dass er
eigentlich vollkommen bewegungsunfähig sein sollte. »Lucy? Wie…«
    »Karim und ich sind zurück. Wir…«
    »Was machen Sie da?«, fuhr jemand sie scharf an.
»Wer sind Sie? Sie sind dieser Evakuierungsstation nicht
zugeteilt!«
    »Ich… Ist egal. Hol mir den Verantwortlichen!«
    »Kommen Sie aus Mira?«, fragte Leanne eifrig. »Ist
die Evakuierung vorüber?« Sie verstummte abrupt,
betrachtete sich Lucy und bekam große Augen, denn Lucy war so
gut wie nackt.
    »Ich komme nicht aus Mira. Wer hat hier das Sagen?«
    »Ich.« Die Bereichsleiterin erschien aus den Tiefen der
Höhle. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Lucy Lasky. Karim Mahjoub und ich sind
zurück.«
    Die Bereichsleiterin schnappte nach Luft. Sie sah genauer hin und
musterte die halb nackte junge Frau. Dann stieß sie hervor:
»Sie sind es tatsächlich, nicht wahr? Ach, du meine
Güte! Mein Vater hat die ganze Zeit von Ihrem Plan geredet! Hat
es funktioniert? Sind die Pelzlinge angesteckt?«
    »Ja. Aber es sind ein paar Pelzlinge nach Greentrees
gekommen, die noch nicht infiziert sind. Ich muss mit Jake Holman
sprechen. Und dann mit diesem Commander Julian Martin. Die Lage ist
verzweifelt.«
    Mit sanfter Stimme ließ die Leiterin sie wissen: »Miss
Lasky, was das Reden mit Mr Holman betrifft… Es tut mir Leid,
aber er hat einen schweren Schlaganfall erlitten. Er kann Sie nicht
verstehen oder antworten.«
    »Aber…«, setzte Lucy an, und Jake legte ihr eine
Hand auf die Hüfte. Es war nur eine leichte Berührung,
durch Lucys schlanken Körper vor den Blicken der anderen
verborgen. Wenn sie die Geste nicht verstand, dann würde sie zu
Julian Martin gehen, und ihnen allen auf Greentrees drohte das Ende.
Nur eine kleine Berührung seiner Hand, und alles hing davon ab.
Verdammt noch mal!
    »Ich verstehe«, sagte Lucy und drückte kurz seine
Hand.
    Jake dankte den Göttern, an die er nicht glaubte.
    »Ich werde einfach nur eine Weile bei ihm sitzen, wenn es
recht ist«, erklärte Lucy. »Vor langer Zeit standen
wir einander sehr nahe.«
    »Natürlich«, erwiderte die Bereichsleiterin.
»Sie können Commander Martin ohnehin nicht erreichen,
solange die Sprechverbindungen nicht wieder freigegeben sind.«
Sie und Leanne und alle anderen ließen die beiden allein.
    »Jake«, flüsterte Lucy bekümmert.
»Du…« Verlegen hielt sie inne.
    »Ich bin alt«, flüsterte er. »Was hast

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