Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
sie mit sich. Die fünf
Menschen stolperten durch die Finsternis auf den Fluss zu. Karim
konnte sein Rauschen hören, wie er bergab bis zu einer
düsteren Baumgruppe strömte.
    Sie hatten den Wald soeben erreicht, zerkratzt und zerschunden
durch das Unterholz, als plötzlich die gesamte Forschungsstation
taghell erleuchtet wurde. Karim konnte aus der Entfernung gerade noch
erkennen, wie die Pelzlinge überrascht von den Körpern am
Boden aufblickten. Über ihnen sank ein Fluggerät lautlos
vom Himmel herab; es war der Ursprung des Lichts, aber selbst nur ein
dunkler Umriss vor den Sternen.
    »Ein Raumboot«, hauchte Lucy. »Die
Ranken!«
    »Oder die Pelzlinge«, gab Jon zu bedenken. »Die
richtigen. Es…« Er verstummte.
    Karim versuchte, mit seinen Blicken die Finsternis zu
durchdringen. Kleine Zweige wippten vor seinen Augen und schufen ein
dunkles Spitzenmuster. Sein restliches Lebens lang würde er,
wenn er sich an diese Szene erinnerte, alles durch dieses Geäst
sehen, als wären die Ereignisse untrennbar in das lebende
Flechtwerk eingewebt. Als könne es ihn irgendwie vor dem
Geschehen abschirmen.
    Das Raumboot landete, ein eiförmiges Gebilde mit langem
beweglichen Schwanz. Eine Luke öffnete sich. Bewaffnete
Pelzlinge kamen heraus, vollständig in durchsichtige
Raumanzüge gehüllt, als müssten sie sich vor einem
Vakuum schützen – oder vor einem Krankheitserreger!
    Einen langen Augenblick standen die wilden Pelzlinge wie erstarrt,
gelähmt vom Anblick ihrer Verwandten von einer anderen Welt, aus
einer anderen, unendlich weiter fortgeschrittenen Zeit. Die beiden
Pelzlinge mit den Laserpistolen ließen die Waffen in ihren
Händen nach unten hängen, die Pelzlinge mit den Speeren
hielten diese erhoben, regten sich jedoch ebenfalls nicht – bis
es zu spät war.
    Einer der raumfahrenden Pelzlinge musste etwas getan haben. Alle
wilden Pelzlinge fielen zu Boden – und Nan Frayne mit ihnen.
Sogleich sammelten die Pelzlinge ihre primitiven Artgenossen ein und
schleppten sie in das Raumboot. Nan Frayne ließen sie
zurück.
    Die Tür des Beiboots schloss sich.
    Erschüttert stellte Karim fest: »Wir haben sie
infiziert. Die Pelzlinge tragen Schutzanzüge, damit sie sich
nicht anstecken können. Unsere ausgesetzten Pelzlinge
müssen das Virus verbreitet haben. Wie sonst sollten diese hier
darauf kommen, dass wilde Pelzlinge oder Menschen ihnen mit
irgendwelchen Krankheitserregern schaden könnten? Wir haben es
geschafft, Lucy! Die Infektion hat auf die raumfahrenden Pelzlinge
übergegriffen und…«
    Plötzlich verschwand die gesamte Forschungsstation!
    Der bewegliche Schweif des Raumboots beschrieb langsam einen
großen Bogen, und während er dies tat, verschwand alles,
auf das seine Spitze wies: die Zelte, die Stange in der Biomasse, die
Formschaumgebäude, die Tipis der Cheyenne, das Lagerfeuer und
die Trockengestelle und die toten Krieger. Und auch der Körper
von Nan Frayne. Fort, als hätte all dies nie existiert.
    Niemand sagte etwas.
    Das Raumboot hob ab, und es war schon ein gutes Stück weit
weg, bevor Jon McBain hervorbrachte: »Ich… so etwas habe
ich noch nie gesehen!«
    »Wir schon«, sagte Karim grimmig. »Vor fünfzig
Jahren haben die Pelzlinge alle Siedlungen der wilden Pelzlinge auf
diese Weise zerstört, mitsamt den Pelzlingen, an denen die
Ranken andere Varianten ihrer biologischen Waffe erprobt haben. Die
raumfahrenden Pelzlinge haben sie als ›Blasphemie‹
bezeichnet und sie und ihre Dörfer auf genau diese Weise
ausgelöscht.«
    Kueilan stöhnte auf. »Wenn sie dieses Ding in Mira City
einsetzen…«, sagte sie.
    »Aber gerade haben sie die wilden Pelzlinge nicht
vernichtet!«, wandte Jon ein. »Warum nicht, wenn es stimmt,
was du sagst, und sie beim letzten Mal ihre Artgenossen als
›Blasphemie‹ ausgelöscht haben?«
    Karims Gedanken überschlugen sich. »Vielleicht, weil die
wilden Pelzlinge keine Blasphemie sind. Sie gehörten zur
Kontrollgruppe der Ranken. Sie sind gesund und genetisch
unverändert. Und die Pelzlinge brauchen sie.«
    »Wofür?«
    Lucy antwortete: »Vielleicht für die Zucht. Wenn der
Plan der Ranken erfolgreich verläuft, breitet sich das Virus auf
der Heimatwelt der Pelzlinge und auch in ihren Kolonien aus.
Vielleicht benötigen sie die wilden Pelzlinge als Genpool. Sie
wussten, dass sie beim letzten Mal nicht die ganze Kontrollgruppe
erwischt haben, weil so viele wilde Pelzlinge auf der Jagd waren und
sich nicht in den Dörfern aufhielten. Das würde

Weitere Kostenlose Bücher