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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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weiß
auch nicht – eindringlicher.«
    »Davon habe ich nichts bemerkt«, sagte Kent.
    »Du hast geschlafen«, entgegnete Kueilan. »Und
geschnarcht.«
    Karim wusste, dass Lucy ein feines Gespür für Menschen
hatte. »Was glaubst du, woran das liegt, Lucy?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht schlechte Nachrichten
für die Cheyenne.«
    »Vielleicht läuft ihr Krieg mit den wilden Pelzlingen
nicht so gut«, vermutete Jon.
    »Das könnte sein.«
    »Dann hoffen wir mal«, warf Kent ein, »dass sie
ihre Wut nicht an uns auslassen.«
    Womöglich zum hundertsten Mal verkündete Karim:
»Ich muss nach Mira City und ihnen sagen, dass das dort oben ein
Schiff der Ranken ist, nicht der Pelzlinge.«
    Niemand sprach laut aus, dass – mit Julian Martin an der
Spitze der Menschen von Greentrees – das Schiff dort oben
vielleicht überhaupt nicht mehr existierte.
     
    »Aufwachen!«, rief Lucy. »Sofort alle
aufwachen!«
    Karim schoss hoch. Dann hörte er es: Gebrüll, so
furchteinflößend, dass er sich instinktiv gegen die
Fesseln aufbäumte. Den menschlichen Schreien folgten noch
ohrenbetäubendere Laute, die ganz gewiss nicht menschlich
waren.
    »Mein Gott«, flüsterte Jon. »Was passiert da
draußen?«
    »Vielleicht ein Angriff der wilden Pelzlinge«, vermutete
Kueilan.
    Die fünf saßen in der Dunkelheit und konnten sich nicht
einmal gegenseitig sehen, bis es Jon trotz der gefesselten Hände
gelang, die Lampe anzuknipsen.
    »Kent, kannst du etwas durch den Türspalt
erkennen?«
    »Nein, ich…«
    Der Eingang zum Schuppen wurde aufgerissen, und ein wilder
Pelzling stürmte mit hoch erhobenem Speer herein. Karim sah die
Gestalt überdeutlich – gefletschte Zähne und
gesträubter Kamm. Ich werde sterben! Er tastete nach
Lucys Hand und hoffte, dass es zumindest schnell gehen würde. Bitte, Allah, lass es nicht zu lang dauern…
    »Karim?«, fragte eine ungläubige Stimme.
»Karim Mahjoub?«
    Eine drahtige alte Frau starrte Karim an. Sie war mit Pelzen
bekleidet, und die Haut unter ihrem kurz geschnittenen grauen Haar
wirkte wie Leder. In den Händen ihrer kräftigen Arme hielt
sie einen Speer. »Lucy? Lucy Lasky?«
    »Wer… wer…«, stammelte Karim.
    »Mein Gott«, flüsterte Lucy, »es ist Nan
Frayne!«
    Nan Frayne? Aber Nan war kaum älter als zwanzig. Sie hatte
mit ihnen und Jake Greentrees zum ersten Mal verlassen. Karim hatte
sie vor nur…
    Vor nur neununddreißig Jahren zuletzt gesehen.
    »Ihr seid also zurück«, stellte Nan belustigt fest.
Offensichtlich hatte sie ihre Fassung zurückerlangt. »Was
für ein blödsinniger Ort, um plötzlich wieder
aufzutauchen. Raus mit euch, ihr alle!« Sie sagte etwas zu dem
wilden Pelzling, und der verschwand nach draußen. Das Geschrei
war mittlerweile verstummt. Nan bückte sich und schnitt ihnen
geschickt die Fesseln durch.
    »Was ist…?«, setzte Karim an.
    »Es ist Krieg. Meine Leute nehmen Rache.«
    Nan verließ den Schuppen. Karim zog Lucy auf die
Füße und folgte Kent nach draußen.
    Es war eine mondlose Nacht, aber rings um das hell lodernde
Lagerfeuer der Cheyenne konnte Karim deutlich die reglosen
Körper am Boden sehen. Die Krieger lagen dort, wo sie gefallen
waren. Einer hielt noch einen Bogen mit einer Hand umklammert, aber
die Übrigen waren unbewaffnet. Karim roch verbranntes
Fleisch.
    Verbrannt, nicht durchbohrt! Unsicher trat Karim näher. Der
Krieger mit dem Bogen lag mit dem Gesicht nach oben, die Augen weit
aufgerissen. Mitten auf der Brust hatte er eine Laserverbrennung. Die
Kleidung war dort zu einem sauberen runden Loch weggesengt, und der
Laser hatte sich bis zu seinem Herzen durchgebrannt. Zwei wilde
Pelzlinge standen am Rande des Feuerscheins. Sie hielten
Laserpistolen in den Händen.
    Nan Frayne lächelte Karim an. Sie erzeugte einen
eigenartigen, fremdartigen Laut tief in der Kehle, und die Pelzlinge
näherten sich den Leichen.
    »Das wollt ihr bestimmt nicht mit ansehen«, sagte Nan
mit boshaftem Trotz zu Karim und Lucy. »Denkt dran, meine
Pelzlinge sind keine Menschen. Und sie sind Fleischfresser. Ich
schlage vor, ihr wandert flussabwärts, dann werdet ihr Mira City
erreichen. Euch wird nichts geschehen. Ich habe den Pelzlingen
gesagt, sie sollen euch nichts tun, solange ihr am Fluss bleibt. Wir
haben keinen Krieg mit euch.«
    »Du bist verrückt!«, stieß Lucy hervor.
    Nan lächelte wieder. »Du gehst jetzt besser, kleine
Lucy.
    Richte Jake meine Grüße aus, wenn er nicht inzwischen
schon abgekratzt ist.«
    Karim fasst Lucy bei der Hand und zog

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