Crossfire 2: Feuerprobe
eine
MateR ausmachte.
»Ben, bring das Ding da hierher… Nein, das das, das
braune«, sagte Natalie Bernstein. Sie war die Einzige, die ein
geschicktes Händchen für Maschinen hatte, und Ben stellte
ihr seine Muskeln zur Verfügung. Alex sah dem Mädchen bei
der Arbeit zu und versuchte, Pläne zu schmieden und ihre
Ressourcen zu optimieren, die menschlichen wie die technischen.
So viel hing von so wenig ab.
Sie hielten Funkstille und fuhren bei Nacht durch eine Landschaft,
die leerer war, als Alex es sich je hätte vorstellen
können.
Ben fuhr den Geländewagen mit Höchstgeschwindigkeit.
Alex saß stumm neben ihm. Natalie Bernstein, Lucy Lasky und
Jake drängten sich auf dem Rücksitz. Als Alex nach hinten
blickte, stellte sie fest, dass Jake eingeschlafen war. Sein Kopf war
nach hinten gegen die Lehne gekippt, und Speichel sammelte sich in
seinen Mundwinkeln. Lucy Lasky hatte die Arme um ihn gelegt,
entweder, um ihn zu schützen, oder damit sie selbst nicht gegen
Natalie geschleudert wurde.
Lucy Lasky und Jake waren damals ein Liebespaar gewesen, als ihr
Alter sich noch neununddreißig Jahre näher gewesen war.
Was empfand sie jetzt, da sie Jakes alten und zerbrechlichen
Körper in ihren immer noch kräftigen, immer noch jungen
Armen barg?
Alex schob die Frage beiseite. Sie konnte sich keine Ablenkung
leisten. Sie brauchte ihre ganze Kraft für die Planungen. Nicht
einmal an Julian durfte sie denken, außer als einen Feind, den
es zu besiegen galt.
Oh, Julian…
Nein.
Zuallererst brauchten sie ein gutes Versteck. Julian wusste, wo
Bunker drei lag. Sobald er sicher war, dass sich die raumfahrenden
Pelzlinge nicht mehr in der Gegend aufhielten, würde er den
Gleiter ausschicken, um den Bunker zu zerstören. Vielleicht
ließ er den Bunker sogar mit der Feuerprobe durch
Alphabeschuss aus einer niedrigen Umlaufbahn heraus vernichten, aber
Alex bezweifelte das. Das Mutterschiff der Pelzlinge war noch
irgendwo dort oben, und Julian würde die Feuerprobe im
Schatten des Planeten halten. Nein, er würde den Gleiter
schicken, um Bunker drei zu zerstören. Aber Alex war bereits
fort.
Wohin?
Im Geländewagen hatten zwei Helme mit integrierten
Nachtsichtgeräten gelegen. Durch eines davon konnte Alex die
Landschaft um sich herum sehen. Sie war vollkommen kahl. Keine
Pflanzen, keine Tiere, nichts. Ben fuhr seit beinahe zwei Stunden mit
Höchstgeschwindigkeit, und sie befanden sich immer noch in der
von Pelzlingen eingeebneten Zone.
Bens Augen wurden bedeckt von dem leistungsstarken Sichtstreifen
seines Helms. Darunter liefen Tränen hervor.
Ach, du meine Güte! Wenn er jetzt zusammenbricht, ist das
mehr, als ich verkraften kann! Waswusste sie eigentlich über
den Jungen? Als Techniker war er gut genug, um Natalie als Ersatzmann
zu dienen. Aber außerdem war er – war er gewesen –
ein Corporal in Julians Armee, und Julian hatte ihm so weit vertraut,
dass er ihn in Bunker drei stationiert hatte und… Plötzlich
lief es Alex eiskalt über den Rücken. Konnte sie Ben
vertrauen?
Ja. Der Junge war schlau genug, um zu begreifen, was diese Lucy
Lasky und Jake ihm gesagt hatten – nun, oder zumindest das, was
Jake ihm gesagt hatte. »Mr Holman« genoss in Bens
Generation hohes Ansehen. Ben Stoller hatte Jake geglaubt und
entsprechend gehandelt, indem er Alex unterstützte. Er hatte die
Wahrheit über Julian sehr viel rascher akzeptiert als sie
selbst. Vielleicht sollte sie sich lieber fragen, ob Ben ihr trauen konnte.
»Schauen Sie dort, Alex!«, sagte er. »Neunzig Grad
östlich.«
Es war ein Frinchen, das aufgeregt durch die kahle Landschaft
hoppelte.
»Wir nähern uns dem Rand der Todeszone«,
erklärte Ben. Einen Augenblick später erspähte sie, in
Vergrößerung und in Infrarot, die ersten Baumwipfel am
Horizont.
Als sie die Wälder erreichten, warf Ben ihr einen Blick zu.
Vom Rücksitz her merkte Lucy Lasky an: »Wir müssen in
eine Höhle oder etwas Ähnliches, Alex. Um unsere
Wärmeabstrahlung zu verbergen.«
»Wir sind etwa 150 Kilometer von Mira entfernt…«,
– Wo Mira einmal gewesen ist, meinst du wohl, aber denk jetzt
nicht daran! »…und die Landschaft so nahe bei der Stadt
ist ziemlich exakt kartografiert. Julian hat Zugriff auf diese
Datenbanken. Er weiß, wo sich sämtliche Höhlen
befinden. Eine Höhle wird uns nicht helfen.«
»So ungeschützt im Freien bleiben aber auch nicht«,
entgegnete Lucy Lasky. Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton,
hervorgerufen durch Anspannung und
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