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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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und das Virus die wilden Pelzlinge nicht
infiziert hatte, wo war sie dann jetzt? Und wie kamen wilde Pelzlinge
an ein Feldbett der Menschen und eine Decke?
    Sie untersuchte die Kante der Decke. Alex war MateR. Sie kannte
alle Güter, die in Mira City hergestellt worden waren. Die Decke
stammte aus der Weberei Trimbal, die von Neuen Quäkern
geführt wurde. Sie war fest, haltbar und warm.
    Jetzt erinnerte sie sich noch an etwas anderes: Der wilde
Pelzling, den sie kurz erblickt hatte – schmuddelig, verfilzt
und mit den Furcht erregenden Zähnen und dem dritten Auge oben
auf dem Kopf –, hatte keinen Pelzkamm gehabt. Ein Weibchen also.
Aber das ergab keinen Sinn.
    Die Weibchen der wilden Pelzlinge wurden stets vor Gefahr
geschützt und abgeschottet, und das nicht erst, seit die
raumfahrenden Pelzlinge Jagd auf ihre Artgenossen machten. Soweit
Alex wusste, hatte nicht mal Nan Frayne jemals mit einem Weibchen
sprechen können. Die Stammeskultur der wilden Pelzlinge war
extrem patriarchalisch, mit einer strikten Geschlechtertrennung. Aber
was machte dann ein weiblicher wilder Pelzling bei Alex?
    Julian Martin trat in die Nische. »Hallo, Alex.«
    Eine Fülle von Gefühlen überflutete sie, und sie
fürchtete schon, ohnmächtig zu werden. Aber das wurde sie
nicht.
    »Schau mich nicht so hasserfüllt an«, sagte Julian.
»Dafür hast du keine Kraft übrig. Nein, und du wirst
mich auch nicht mit deiner Lungenentzündung anstecken –
oder was auch immer du dir da geholt hast –, nicht mal, wenn es
ein Krankheitserreger von Greentrees ist. Mein Immunsystem ist
genetisch aufgewertet, auf eine Weise, die sich eure Biologen nicht
einmal vorstellen können.«
    Alex schwieg.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du noch lebst, bis ich Siddalee
Brown fand. Sie hatte heimlich einen Sender in deinen Overall
eingenäht, wusstest du das? Eine neue Erfindung der Chu
Corporation. Infraschall. Nichts, was meine
Überwachungsgeräte standardmäßig auffangen. Aber
sie wusste, wo du warst, und sie hat es mir erzählt.«
    Übelkeit stieg in Alex’ Kehle hoch. Siddalee hätte
es Julian niemals freiwillig erzählt; sie hatte Julian nie
vertraut. Alex musste an Lau-Wah Mahs gefolterten Leichnam
denken.
    »Nicht, dass du seit dem Angriff der Pelzlinge eine
sonderliche Bedrohung für mich gewesen wärst«, fuhr
Julian fort. »Ich hätte erwartet, dass du eine Durchsage
machst, Alex. Aber das hast du nicht. Das war Jake Holmans
Voraussicht, nicht wahr? Wo ist er?«
    Also war Julian eigentlich hinter Jake her. Natürlich. Julian
musste die raumfahrenden Pelzlinge bekämpfen. Jake war der
Einzige, der das schon einmal erfolgreich geschafft hatte. Julian
wollte Jakes unschätzbare Unterstützung. Von Karim Mahjoub
und Lucy Lasky wusste er nichts.
    »Ich weiß, dass Holman seinen letzten schweren
Schlaganfall nur vorgetäuscht hat«, sagte Julian.
»Also versuch nicht, mir etwas anderes zu erzählen. Ich
habe mit diesem Spatzenhirn gesprochen, das ihn bei der Evakuierung
zu seiner Transportgelegenheit gebracht hat. Das Mädchen, das
auch deine Katze mitgenommen hat.«
    Was für ein vorgetäuschter Schlaganfall? Was für
ein Mädchen?
    »Du hast wirklich kein Pokerface, Alex«, stellte Julian
fest. »Das hattest du nie. Vermutlich weißt du nicht
einmal, was Poker ist. Anscheinend spielt man es auf Greentrees nicht
Mach dir nichts daraus, Liebste. Du hast mir gerade verraten, dass du
keine Ahnung hattest von Holmans Schauspielkunst. Weißt du, wo
Holman jetzt ist?«
    »Ja«, erwiderte Alex. »Nicht… Siddalee…
Lau-Wah…«
    Er trat näher an sie heran und beugte sich über das
Feldbett, um sie anzuschauen. Seine Leiste war auf Höhe ihres
Gesichts. Die strahlenden Augen unter den dichten schwarzen Wimpern
blitzten verächtlich.
    »Du fürchtest dich vor der Folter, ja? Du
enttäuschst mich, Alex. Obwohl ich das bei euch verweichlichten
Greenies wohl hätte erwarten sollen. In Ordnung, meine Liebe,
keine Folter. Ich verspreche dir einen schnellen und gnädigen
Tod, wenn du mir verrätst, wo Holman steckt.«
    Alex schluchzte. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie
war zu schwach, um auch nur den Kopf zu heben, aber sie nannte ihm
die Koordinaten der Krankenhaushöhle, die Jakes zugewiesene
Sammelstelle bei der Evakuierung gewesen war.
    »Nein!«, schnauzte er sie an. »Da haben wir
nachgeschaut!«
    »Er ist dorthin zurückgekehrt, nachdem ihr da wart. Wir
haben euch beobachtet«, behauptete sie schluchzend. »Wir
dachten - Jake dachte –, du hättest

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