Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
stiegen aus, ohne Gepäck, abgesehen von einer stark
heruntergedimmten Lampe. Sie würden ohne Computer zurechtkommen
müssen.
    Wie?
    Sie wanderten am Fluss entlang und rutschten auf den nassen
Steinen aus, bis Natalie einwandte: »Das ist unsinnig. Wir
können auch oberhalb der Böschung gehen. Wenn Commander
Martins Männer noch hier sind, werden sie uns so oder so
erwischen.«
    Karim war zu müde gewesen, um selbst daran zu denken.
»Jeder sollte noch einen großen Steinbrocken
mitnehmen«, forderte er Natalie und Jon auf, dann folgte er
ihnen dankbar die Böschung hinauf. Dort oben kamen sie leichter
voran.
    Dann begann es zu regnen. Karim hatte geglaubt, dass er nach
Natalies wilder Fahrt durch den Fluss nicht noch nasser werden
konnte, aber er hatte sich geirrt. Ein beständiges kaltes
Nieseln ließ seine Zähne aufeinander klappern. Er trottete
weiter, begleitet von Natalie und Jon, der ungewohnt still blieb.
    Sie entfernten sich vom Fluss. »Ich habe solchen Hunger, dass
ich die Biomasse essen könnte«, klagte Jon McBain.
    »Denken Sie nicht mal dran«, sagte Natalie
Bernstein.
    Karim dachte nicht ans Essen. Er fiel auf die Knie und suchte mit
der Lampe nach irgendwelchen Spuren, die den genauen Ort verrieten,
wo die Ranke gewachsen war. Er fand nichts. Also riet er. »Hier.
Fangt an zu klopfen.«
    Sie setzten sich im Schneidersitz hin und schlugen immer wieder
mit den Steinen auf den Boden. Sie waren nicht annähernd so
zahlreich wie die wilden Pelzlinge, die mit den Füßen
gestampft und die Enden der Speerschäfte gegen den Boden gerammt
hatten. Aber die Adern der Biomasse – oder die Pseudopodien oder
was auch immer es war – waren bei der ersten
»Beschwörung« weiter nach oben gewandert. Vielleicht
waren sie immer noch da.
    Beschwörung. Das war der richtige Ausdruck.
Während er erschöpft auf dem nassen Boden saß und mit
seinem Stein klopfte, hatte Karim eine plötzliche lebhafte
Erinnerung, so intensiv, dass sie einen glücklichen Augenblick
lang alles andere verdrängte. Er saß bei seiner Laleh im Kindergarten der Medina, und sie las ihm eine wunderbare
Geschichte von einem Geist vor, der aus einer Lampe beschworen wurde.
Ein Junge war allein in der Dunkelheit gefangen und stellte fest,
dass er diese fremdartige Lampe reiben musste, um…
    »Sie ist wieder da!«, rief Jon, und die alte Aufregung
war in seine Stimme zurückgekehrt. »Dort drüben! Du
meine Güte…«
    Karim leuchtete in die gewiesene Richtung. Die Ranke erhob sich
einige Zentimeter über den Boden, zusammen mit ihrer ebenfalls
wachsenden Kuppel. Wie Perlmutt, hatte Jon erklärt, oder ein
Korallenriff. Eine nicht lebende Schutzschicht.
    »Ich habe viel über ihre Verhaltensweise
nachgedacht«, plapperte Jon McBain. »Wie sie zuerst
herumgespielt und jede ernsthafte Kommunikation verweigert hat, bevor
du ihr die Abschiedsknospen gegeben hast, und dann ihre ernsthafte
Zusammenarbeit mit uns danach. Ich glaube, dieses Ding teilt seine
geistigen Funktionen vielleicht auf, ganz anders, als wir es gewohnt
sind. Möglicherweise sind die Erinnerungen in dieser
biologischen Substanz gespeichert, und was wir als Verstehen oder als
moralische Instanz bezeichnen würden, steckt in
der…«
    »Jetzt nicht, Dr.. McBain«, wandte Natalie ein. »Bitte.«
    Karim wartete, so lange er konnte. Die Ranke war inzwischen etwa
dreißig Zentimeter hoch, sehr viel kürzer als bei der
ersten Verständigung. Aber Karim hatte keine Zeit.
    Er kratzte mit der spitzesten Ecke seines Steins über den
Boden und hoffte, dass die Biomasse die Vibrationen »lesen«
konnte. Das Bild war einfach genug. Ein Kreis, eine Linie und jede
Menge Punkte. Immer wieder zeichnete er die Umrisse nach,
während die Ranke weiterwuchs.
    Bitte!, betete Karim stumm zu einem Allah, an den er nie
geglaubt hatte. Bitte lass sie verstehen! Und lass sie berät
sein, sie uns zu geben!
    Aladin und seine Lampe. Drei Wünsche…
    »Erklär es mir noch mal«, forderte ihn Jon auf.
    »Sporen«, sagte Karim daraufhin. »Diese Punkte
sollen die Sporen darstellen, die die Planeten der Ranken
umgeben.« Der Kreis war ein solcher Planet. »Die Sporen
werden anscheinend von einer Art Orbitalaufzug
hinaufbefördert.« Das war die Linie, die von dem Kreis
ausging. »Die Sporen treiben in einer Art Ruhezustand in dichten
Wolken um den Planeten. Wenn ein Schiff in die Wolke eintaucht, dann
werden sie anscheinend sofort aktiviert und zersetzen alles Metall,
das nicht vor ihnen geschützt wird. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher